Beruf(ung) Trader
Einstiegspunkte hat. Weniger eindeutig bestimmt ist die genannte Nebenbedingung: Der Trade soll immer nur in Richtung der übergeordneten Handelsrichtung erfolgen. Solch eine Einschränkung bedarf einer genaueren Beschreibung: Ist damit die Bewegung der letzten fünf Tage, der letzten zwei Wochen oder des letzten Jahres gemeint? Ein einfacher Lösungsvorschlag könnte sein, die Trendbewegung am Vortag festzumachen. Liegt der Eröffnungskurs vom Vortag unter dem Vortagesschluss, dann wird der Markt als aufwärtsgerichtet definiert und umgekehrt.
Beispiel: Test der Idee
Der Trader stellt fest, dass seine Ausbruchsidee nur selten vorkommt, denn die meisten neuen relativen Hochs und Tiefs werden durch Kurslücken abgeräumt. Dafür funktionieren die wenigen Trades in einem Monat recht gut. Bei 100 Beispiel-Trades sind 60 Gewinner zu identifizieren, die im Schnitt einen Wertzuwachs von zwei Prozent in der nächsten Handelsstunde versprechen. Der Trader stellt außerdem fest, dass Trades ab einem Minus von einem Prozent als endgültig gescheitert angesehen werden müssen.
Über diese Idee legt der Trader ein einfaches Money-Management. Der Einstieg in den Trade erfolgt zum Vortagesextrem. Als maximaler Verlust wird ein prozentualer Stopp bei einem Prozent gesetzt. Als Gewinnziel sollen die genannten zwei Prozent dienen. Aus diesen Daten kann man einen Erwartungswert für dieses Setup ableiten. In dem beschriebenen Fall ist der Erwartungswert deutlich positiv.
Nehmen wir an, dass der Trader aufgrund seines übergeordneten Risiko-Managements pro Trade 100 Euro riskieren darf und seine Positionsgrößen entsprechend anpassen will. Dann errechnet sich der Erwartungswert in Euro über die 100 Ereignisse wie folgt:
Gewinn je Trade:
200 Euro
Gewinner:
60
Verlust je Trade:
100 Euro
Verlierer:
40
Berechnung des Erwartungswerts:
Damit ist die erste Hürde bereits genommen. Der Trader hat ein Konzept gefunden, das ihm möglicherweise einen dauerhaften Vorteil bringen könnte. Der ermittelte Erwartungswert ist für die weiteren Betrachtungen der theoretische Referenzwert. Der Erwartungswert je Trade ist in unserem Beispiel sehr ordentlich. In der Praxis wird dieser jedoch selbst bei ähnlichen Bedingungen in der Zukunft kaum erzielbar sein. Die Einstiege könnten ein Problem sein, falls der Einstieg mit einer Limit-Order zu oft nicht gelingt. Eine Market-Order könnte zu schlechteren Einstiegskursen führen. Zudem könnten extreme Tage dazu führen, dass der Trader nicht sämtliche Positionen gleichzeitig eröffnen und somit nicht alle Chancen nutzen kann.
Die praktische Aufgabe des Traders besteht zunächst darin, das erste Ideenkonzept sukzessive an die Praxis heranzuführen und dabei plausible Annahmen zu treffen. Dazu hier zwei Vorschläge:
1. Alternatives Trade-Management
Sämtliche Korrekturen an dem Trade-Management verändern den theoretischen Erwartungswert. Falls der Trader beispielsweise das Gewinnziel aus Vorsichtsgründen nicht auf das ermittelte Extrem, sondern auf 1,5 Prozent setzt, wird der Erwartungswert je Trade auf 50 Euro reduziert. Genauso kann der Trader den Verluststopp bei seinen Berechnungen anpassen. Solche Dinge sind bis hierhin jedoch Spielerei. Die optimale Abstimmung gilt es später in der Praxis zu testen. Auch der Stop-Loss könnte angepasst und reduziert werden.
2. Änderung der Trade-Idee
Die Idee des Trades kann variiert werden. Statt den Vortagstrend zu einer Bedingung zu machen, könnte der Trader diese Einschränkung streichen. Möglicherweise ergibt sich daraus eine deutlich höhere Trade-Anzahl mit einem höheren Gesamterwartungswert, aber geringerem Potenzial der einzelnen Trades. Dann hätte die Analyse eine Präzisierung der Handelsidee und damit eine deutliche Verbesserung gebracht.
Vorsicht: Bis hierhin befindet sich dieser Prozess in einer theoretischen Phase. Der Trader sollte nicht nach optimalen Regeln suchen, sonst macht er genau den Fehler mancher Programmierer von Handelssystemen: Er überoptimiert sein Handelskonzept bereits in der Planungsphase.
Der Praxistest
Trader sollten Handels-Setups während ihrer Phase als Papertrader im Praxistest simulieren. Dabei kommt es auf das realistische Trade-Management an. Umfangreiches Backtesting ist nur bei komplexeren Strategien oder bei Handelsalgorithmen angemessen, denn in der Praxis eines Traders sollte das Trade-Management die größere Aufmerksamkeit erhalten.
Der Trader hat bei seinem Order-Management einige
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