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Beschuetz Mein Herz Vor Liebe

Beschuetz Mein Herz Vor Liebe

Titel: Beschuetz Mein Herz Vor Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asta Scheib
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hörten einen gedämpften Aufprall, einen halb verschluckten Ausruf des Schreckens. Doch das war die Stimme von Anni, die hinter der Mauer gewartet hatte und nun Mutter auf die Beine half.
    Sie rissen sich die Davidsterne von den Kleidern. Ihre Kennkarten, die sie als Juden auswiesen, hatten sie in einen Mantelsaum eingenäht. Rasch, aber nicht zu schnell, machten sie sich auf den Weg zum Münchner Hauptbahnhof.
    Therese und Anni gingen voraus. In einigem Abstand folgten Mutter und Sybille. Es war inzwischen etwa vier Uhr in der Früh. Es hatte geregnet, ein warmer Juliregen. Die Luft war frisch, doch die Frauen dampften in ihrerschwarzen Trauerkleidung, unter der sie alles an Garderobe trugen, was gerade noch anging. Mehr als das, was sie auf ihrem Leib trugen, besaßen sie nicht mehr. Jede von ihnen hatte nur eine kleine Tasche mit etwas Waschzeug. Alles andere wäre zu auffällig gewesen.
    Nirgends ein Licht. Es war Krieg. Die Straßen waren wie dunkle Schlünde. Es schien ihnen, als hörten sie aus den Schatten der Toreinfahrten, aus den verdunkelten Höhlen der Fenster metallische Stimmen, die ihnen zuriefen: »Halt! Für Juden verboten.« Schwarz standen die Bäume unter dem silbrig zitternden Ballon des Mondes. Irgendwo aus dem schwarzen Gehäuse der Stadt schlug eine Glocke. Ihnen klang es wie Jude, Jude, Jude.
    Schließlich waren sie in der Arnulfstraße. Anni ging erst einmal alleine in den Bahnhof, um nach den Zügen zu sehen. Therese, Sybille und Mutter verbargen sich im Schatten der Bahnhofsmauer. Therese sah das Gesicht Mutters. Es schien ihr verzogen von Schmerz. Tränen liefen Mutter aus den Augen, sie wischte sie nicht einmal weg. Auch in Sybilles schönem, weißem Gesicht zuckte es wie unter einer Schicht von Schmerzen. Sie hatten, das wußte Therese, keine Hoffnung. Und trotzdem handelten sie. Ich will nicht mehr fühlen, dachte Therese, und da kam auch schon Anni. Therese mußte sich beeilen, gerade war ein Zug nach Bad Tölz eingelaufen. Die Fahrkarte für Therese hatte Anni besorgt.
    Therese ging. Sie sah sich nicht mehr nach Sybille und Mutter um. Auch Anni blieb zurück. Therese hörte einen unterdrückten Ruf. Sie wußte nicht, ob es Mutters Stimme war oder Sybilles. Therese ging weiter. Sie fand es sinnlos, weiterzugehen, und sie ging trotzdem hinein in die graue Höhle der Bahnhofshalle, die ihr früher immer ein großes Versprechen gewesen war. Jetzt erfüllte kalter, dröhnender Lärm Thereses Kopf. Uniformierte mit Schäferhunden,Fänger der braunen Macht, hielten nach ihr Ausschau. Nicht jetzt, dachte Therese, nicht jetzt. Vielleicht kriegt ihr mich in einer Stunde oder morgen, aber nicht jetzt. Sie stieg ruhig in ein Abteil, durchquerte es. Es war leer. Auf der anderen Bahnsteigseite verließ Therese das Abteil wieder, kletterte über die Schienen und kam unbehelligt zu dem Zug, der nach Bad Tölz fuhr. Alle Wagen waren voll besetzt mit Soldaten, die Abteile verdunkelt. Ein paar Glühbirnen brannten. Therese sah zunächst nur Uniformen und Stiefel, die zurückgezogen wurden, als Therese versuchte, darüber hinwegzusteigen. Offenbar waren die Soldaten von Thereses Erscheinen irritiert. Jedenfalls verstummte das Rufen und Reden. Sogar von ihren Skatkarten sahen die Männer auf die tief verschleierte, schwarz gekleidete Frau, die einen Platz suchte. Am liebsten hätte Therese sich in eines der Gepäcknetze gelegt, die voll beladen waren mit Tornistern und Soldatenmänteln. Hier, so glaubte Therese, hätte sie am ehesten die Chance gehabt, sich zu verbergen. Doch sie wußte, wie unsinnig dieser Gedanke war. Und dann machten ihr zwei Soldaten auf einer Bank schon Platz. Einer, ein junger Leutnant mit frischem Gesicht und vollem, kräftigem Mund, fragte so arglos teilnahmsvoll, ob ihr Mann gefallen sei, daß Therese sofort die Tränen in die Augen schossen. Sie nickte heftig, worauf die umsitzenden Soldaten sie alle interessiert und mitleidig ansahen, was Thereses Tränenflut noch steigerte. Fast glaubte sie jetzt selber, eine Soldatenwitwe zu sein. Sie wäre in diesem Moment gern eine gewesen. Alles wäre sie gerne gewesen, nur nicht sie selber, Therese Karoline Sara Rheinfelder, die Illegale, die Jüdin.
    Unter den hilflos teilnehmenden Blicken der Männer durchflutete der Schmerz um den Verlust Valeries, Mutters und Sybilles Therese mit solcher Wucht, daß ihr Schluchzen schließlich den ganzen Körper ergriff. Und Thereseließ sich fallen. Sie wollte nicht mehr denken, nicht mehr

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