Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Besessen

Besessen

Titel: Besessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Armintrout
Vom Netzwerk:
dir keine Sorgen“, beruhigte mich Anne. „Sie reagiert auf deine Stimme, weil du neu bist.“
    Etwa wie ein großer, gruseliger Hund – „er spielt nur“.
    „Sie hat einen Stab von Rund-um-die-Uhr-Pflegern, die ihr Beruhigungsmittel zuteilen. Deshalb darf man auch nicht einfach zu ihr. Die Drogen, die sie ihr verpassen, halten sie in einem leichten Koma. Das ist sicherer und verbessert ihre Leitfähigkeit für Visionen. Spezialisten überwachen ihre telepathischen Sendungen. Mit den Informationen, die sie uns liefert, können wir Tage im Voraus Weltereignisse genau vorhersagen. Na ja, jedenfalls, wenn sie beschließt, uns Informationen zu liefern.“
    Vielleicht mochte es eine Täuschung des veränderten Lichts sein, aber ich hätte schwören können, dass das Orakel die Augen öffnete.
    „Verrückt“, flüsterte Anne. „Ich werde die Pfleger anpiepen und ihnen mitteilen, dass sie wach ist.“
    Es war also keine schaurige Täuschung. Ebenso wenig wie die Stimme in meinem Kopf . Carrie!, rief sie leise. Derkalte Ton paralysierte mich. Carrie, er ist zurückgekommen.
    „Wer?“, fragte ich laut. Aber ich wusste es. Ich wusste in meinem Herzen, wen sie meinte. Zwei Monate voller schrecklicher Albträume blitzten durch meinen Kopf. Nein!, schrie ich dem Orakel durch meinen Geist zu. Cyrus ist tot! Ganz gleich, was für irre Geschichten du erzählst, nichts kann ihn zurückbringen!
    Du zweifelst an mir, Vampir?
    Ich bin mir sicher, das war der Moment, in dem die Sache aus dem Ruder lief. Die Stimme des Orakels erfüllte dröhnend meinen Kopf, und sie war wütend.
    Was willst du, Vampir? Warum kommst du zu mir?
    Du sagst, er ist zurückgekommen, presste ich. Ich muss genau wissen, wen du meinst.
    Du fürchtest, ich spreche von dem, der Simon genannt wird. Aber den meine ich nicht. Eine neue Blutwelle erschütterte den Tank und donnerte gegen das Glas. Anne, die zum Interkom gelaufen war, duckte sich an die Wand. Ich wusste nicht, ob sie schon Hilfe gerufen hatte oder noch nicht.
    „Simon?“, fragte ich laut. Meine Gedanken waren so durcheinander, dass ich einen Moment brauchte, bis ich mich an Cyrus’ richtigen Namen erinnerte. „Ich habe keine Angst vor Cyrus.“
    Das solltest du aber. Obgleich er nun lebendig ist, lebt er wieder. Ich aber spreche von dem, der sich von der Essenz meiner Blutsverwandtschaft nährt.
    Wieder schlug eine Blutwelle gegen die Tankwand.
    „Der Souleater?“ Aber das andere, was sie gesagt hatte, fesselte noch meine Aufmerksamkeit. „Was soll das heißen, Cyrus lebt?“
    Erweckt von den Scharfzahnigen aus dem Reich der Toten .Wenn der Erste aufersteht, fällt der Zweite. Beide werden aufgezehrt.
    Anne pirschte sich näher, hielt sich aber dicht an der Wand. „Wir müssen hier raus. Sie ist gefährlich, wenn sie sich so benimmt.“
    Ich konnte jetzt nicht weg. Nicht jetzt, da ich die ersten richtigen Auskünfte seit unserer Ankunft erhielt. „Nathan ist vom Souleater besessen?“
    Die Wellen im Blut folgten jetzt immer schneller aufeinander. Ich fühlte mich wie ein Fisch in einem Aquarium, auf dem jemand trommelt. Ich musste mich extrem anstrengen, mich zu konzentrieren. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie Anne sich die Ohren zuhielt.
    Du hast deine Antwort. Suche die Scharfzahnigen im Land der Toten. Das Fleisch und Blut des Zerstörers.
    Kalte Angst ergriff mich. „Was, wenn ich ihn nicht finde? Ich verstehe das nicht!“
    Die Augen des Orakels öffneten sich plötzlich weit. Im selben Moment drängten sich mehrere Wachen in den Raum, Max folgte ihnen auf dem Fuß.
    Das Orakel riss den Mund auf. Schallwellen kräuselten die Tonnen von Blut, als ihr Schrei donnernd die Luft und meinen Kopf erfüllte. „Er wird ein Gott werden!“
    „Nein, nein, nein!“, schrie Anne und krallte sich in die Mauer, als ob sie verzweifelt festen Halt suchte. Eine Sekunde später wusste ich, warum. Als wäre sie nichts als eine Feder im Wind, wurde ihr zierlicher Körper durch den Raum katapultiert. Federn geben allerdings nicht so ein grauenhaftes Knacken von sich, wenn sie gegen eine Wand prallen. Anne landete als lebloses Häufchen auf dem Boden. Ich wollte zu ihr rennen, aber meine Füße waren wie festgemauert.
    „Anne!“ Bevor Max sich bewegen konnte, nagelte ihneine unsichtbare Kraft an die Wand.
    Seltsamerweise verflüchtigte sich meine Angst. Die Stimme des Orakels übertönte das panische Gebrüll von Max, dass ich fliehen sollte. Sie wollte unbedingt, dass ich näher kam, und ich

Weitere Kostenlose Bücher