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Besessen

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Titel: Besessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Armintrout
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gewöhnlichen Mädchens wie Mouse den Verstand verlieren würde. Wenn er den Verstand verlor, dann jedenfalls nicht wegen ihr.
    Nicht, solange ich ein Wörtchen mitzureden habe, so viel ist sicher. Die Stimme in seinem Kopf klang wie die seines Vaters, und das gefiel ihm. Vielleicht erlangte er zu guter Letzt doch wieder sein altes Selbst zurück.
    Warum nur befiel ihn bei diesem Gedanken Ekel? Warumwollte er nicht zu jenem Teil seines Selbst zurück, den sein verräterischer Menschenkörper vernichten wollte?
    Dummer Junge, du lernst es nie. Cyrus lehnte seine Stirn an den Spiegel. Wer hatte das immer wieder zu ihm gesagt? War es sein Vater gewesen, oder war es schon der Souleater, diese Kreatur, die Jacob Seymours Geist unterworfen hatte? Es war Jacob gewesen, zum ersten Mal, als seine geliebte Moll in die Sonne ging und zu Asche verbrannte, und dann wieder hundert Jahre später, als die hübsche Francesca sich in eine Badewanne voll Weihwasser stürzte. Aber zu der Zeit, als Elsbeths Blut auf ihrer marmornen Haut auskühlte und gerann, war Jacob Seymour lange tot, und es war der Souleater, der zu Cyrus kam. Auch als Carrie den Pflock in seinem Herz versenkte, hatte er Jacobs Stimme im Kopf, die ihn mit eben diesen Worten verhöhnte.
    Cyrus öffnete das Medizinschränkchen. Hier fand er Rasierseife, einen Nassrasierer und eine Schere. Vollidioten. Er konnte nicht umhin, außerordentliche Verachtung für seine Häscher zu empfinden. Sie waren so damit beschäftigt gewesen, mit Mouse und ihren frommen Freunden Folterspielchen zu veranstalten, dass sie keine Zeit gefunden hatten, potenzielle Waffen aus seiner Zelle zu entfernen. Die Vampire dort oben waren entweder völlig verblödet oder zumindest so weit von ihrer Menschlichkeit entfernt, dass sie vergessen hatten, wie leicht er sich die Handgelenke aufschlitzen und dem Warten ein Ende machen konnte.
    Würde er das tun? Alles an ihm war so … sterblich. War er wirklich fähig dazu, sich das Leben zu nehmen? Schon der Gedanke daran, selbst der abstrakteste, jagte ihm Schauder des Widerwillens über den Rücken. Nein. Er würde nicht in diese Geisterwelt zurückgehen. Nicht, wenn es einen anderen Weg gab.
    Er sollte sie töten, entschied er. Das war die Prüfung, ob er etwas gelernt hatte. Mit dieser Tat könnte er sich beweisen, dass er immer noch das Zeug dazu hatte, der Vampir zu sein, den sein Vater an seiner Seite gewollt hatte. Mit etwas Glück würde Vater das genauso sehen.
    Cyrus’ völlige Abhängigkeit von Mouse in den alltäglichen Verrichtungen stellte natürlich eine Hürde dar. Sie war jedoch niedrig genug, um sie zu überwinden. Er musste lernen, ein sterbliches Leben zu leben, nur eine Zeit lang, bis sein Vater ihn gefunden hatte. Dann war er fertig mit ihr.
    Beschwingt von dem Gedanken, dass er irgendwann in seinen früheren Stand zurückkehren konnte, bediente er sich aus des Priesters Morgentoilette. Mit jedem Strich des Rasierers festigte sich sein Entschluss. Obwohl er immer Diener um sich gehabt hatte, die moderne Maschinen und Küchengeräte für ihn einsetzten, hielt er sich für geschickt und war von seiner Fähigkeit überzeugt, sich nahezu alles rasch aneignen zu können. Wenn er sich frisch gemacht hatte, würde er einfach das Bad verlassen und Mouse umbringen. Mit den Händen, wenn nötig, besser mit einem Messer. Egal wie, sie würde tot sein.
    Bevor sie mir wehtut wie die anderen alle. Schau her, Vater, ich habe es doch noch gelernt.
    Er konnte es tun, denn sie machte ihn schwach. Sie zu töten, würde ihn stark machen.
    Der Gedanke hatte sein Gesicht zerfurcht. Cyrus mochte sein verzerrtes Gesicht nicht und zwang seine Züge zu einer leidenschaftslosen Maske. Mit dem armseligen Plastikkamm, den er im Medizinschrank gefunden hatte, versuchte er sein langes Haar zu entwirren. Nach einigem schmerzhaften Ziepen wurde ihm die traurige Wahrheit klar. Er musste es abschneiden.
    Du machst Ausflüchte, um sie nicht zu töten.
    Es gab eine Schere im Medizinschrank. Damit konnte er sie erstechen. In seinem alten Leben hatte er mal einem Mann mit einer Heckenschere die Finger abgeschnitten, und das war eine hochgradig amüsante Erfahrung gewesen.
    Jetzt drehte ihm die Erinnerung daran den Magen um. Hastig konzentrierte er sich auf das Haareschneiden.
    Cyrus hatte mit rostigen Klingen gerechnet und war angenehm überrascht, als die Schere sich als scharf erwies. Ein paar beherzte Schnitte stutzten sein Haar auf fransige Schulterlänge. Nun

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