Besessen
umdrehte, war Bella verschwunden.
In der Nacht erwachte Cyrus in kaltem Schweiß. Er war nicht sicher, aber er mochte geschrien haben, denn Mousewurde im selben Moment wach.
„Cyrus? Was ist los?“ Ihre Hand glühte heiß an seiner Schulter.
Er schluckte. Seine Kehle war trocken, es fühlte sich an, als müsse er Rasierklingen hinunterwürgen. „Nichts. Schlaf weiter.“
Als er aufstand, schlang er sich das Laken um die Hüften. Obwohl sie in dem engen Bett neben ihm schlief, pflegte sie immer noch eine bizarre Sittlichkeit.
„Bitte, erzähl es mir.“ Sie schlug die Beine unter sich, als sie sich aufsetzte, ein verlassenes Kind in ihrem zu langen T-Shirt.
Wenn er sie in diesem Augenblick mit einem Wort hätte beschreiben sollen, wäre es zerbrechlich gewesen. Wie konnte sie nur annehmen, dass sie die Einzelheiten seines Traumes mit ihm teilen könnte.
„Ich sagte, schlaf weiter.“
Zwei Tage zuvor hätte sein scharfer Ton sie noch eingeschüchtert. Aber in dieser verrußten Steinhölle, in der sie zusammen eingesperrt waren, zogen sich die Tage wie Wochen, und nun war sie an seine Launen gewöhnt. „Du hast geschrien. Menschen schreien nicht, wenn alles in Ordnung ist.“
Cyrus ging bis zur Wand und lehnte den Kopf dagegen, den Arm über den Augen. Die Wüstenhitze, die tagsüber in den Keller gedrungen war, hatte sich in die frostige Nacht verflüchtigt, und die Steinfläche lag kalt auf seiner Haut.
„Ich habe nur geträumt.“ Er sagte es mehr, um sich selbst zu überzeugen, als um es ihr zu erklären. „Ich habe eine lange Tradition im Albträumen.“
Es gab eine Pause, bevor sie antwortete. „Das ist schrecklich.“
„Wenn du ein Leben wie meines geführt hast, ist so etwaseine natürliche Konsequenz.“ Cyrus streckte sich und rieb sich das Gesicht. „Mir wird’s gleich wieder gut gehen. Entschuldige, dass ich dich gestört habe.“
Eine feinfühligere Person hätte seine Entschuldigung akzeptiert und das Thema ruhen lassen, aber Feinfühligkeit war keine von Mouse’ Stärken. Sie schwang ihre Beine, unter dem Saum ihres T-Shirts verborgen, über die Bettkante und stützte die Arme auf die Matratze. Eine Strähne braunes Haar bedeckte eins ihrer Augen. „Wovon hast du geträumt?“
„Das kann ich dir nicht mit gutem Gewissen erzählen.“ Aber eine Stimme in seinem Kopf höhnte: Beschützt du sie jetzt vor deiner abartigen Natur?
„Es war doch nur ein Traum. Darüber zu reden, kann mich nicht verletzen.“ Ihre klare Vernunft war angetan, ihn in den Wahnsinn zu treiben.
Cyrus setzte sich neben sie, aber nicht nah genug, um ihn berühren zu können. Das Letzte, was er jetzt brauchte oder wollte, war ihr Mitleid. „Als ich ein Vampir wurde, hat mir mein Vater das Herz herausgeschnitten.“
Bei seinen Worten fuhr sie keuchend auf, bei seiner beiläufigen Beschreibung des Undenkbaren, aber sie hatte gefragt und war selber schuld. „Ich weiß nicht, wie es kommt, aber wenn man ein Vampir wird, wächst einem ein zweites Herz. Das erste Herz, das menschliche, ist das Herz, das man pfählen muss. Also hat mein Vater es mir herausgeschnitten.“
„So konntest du nicht getötet werden?“ Ihre Unschuld war entzückend.
„So konnte ich ihn nicht betrügen. Er besaß mein Herz über sieben Jahrhunderte.“ Das vertraute, krank machende Schuldgefühl beschlich Cyrus. Er schloss die Augen und atmete tief, um seine Fassung zurückzugewinnen, aber alles,was es ihm brachte, war der Seifengeruch von Mouse’ frisch gewaschener Haut.
„Aber darum musst du dir doch jetzt keine Sorgen mehr machen. Du bist wieder menschlich“, sagte sie. Die Erklärung kam wie ein Gebet von ihren Lippen.
Sein Blick wanderte zu den Zehen ihrer niedlichen Füße, die auf dem kalten Fliesenboden ruhten.
„Im Moment.“ Er wusste nicht, warum er so etwas sagte, wo doch klar war, dass es sie beunruhigen würde. Vielleicht war er nicht so verändert, wie er in den letzten paar Tagen geglaubt hatte.
Aber sie war verändert. Nur einen Tag vorher wäre sie bei dem Gedanken an seine mögliche Verwandlung noch außer sich geraten. Nun stand sie da, blickte ihn an und verschränkte die Arme fest vor der Brust. Die Bewegung ließ den Saum ihres Hemdes hochrutschen und entblößte ihre samtenen, weißen Schenkel. Der Anblick war schmerzhaft erregend, und er schloss die Augen voller Scham, als ihm in den Sinn kam, was er in der ersten Nacht mit ihr gemacht hatte.
„Warum sagst du so etwas zu mir?“ Ihre Unterlippe
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