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Besessen

Besessen

Titel: Besessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Armintrout
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beide verhungern.
    „Es gibt einen Ort gleich hinter der Grenze von Nevada, wo Leute wie Sie bedient werden.“ Die Art, wie er die letzten Worte des Satzes betont hatte, schrie nach Fragen.
    Gereizt wechselte ich das Handy von einem Ohr zum anderen und grub in dem verwickelten Schlafsack nach meiner Jeans. „Leute wie ich?“
    Byron gackerte wieder. „Vampirdamen. Es gibt dort ein Bordell, etwa dreißig Kilometer hinter der Staatsgrenze. Lauter hübsche Männer. Nur weibliche Kundschaft.“
    „Es ist ein Spenderhaus“, stellte ich vorwurfsvoll fest.
    „Es ist ein Bordell, aber wenn Sie ein bisschen extra zahlen, entblößen sie auch ein Stückchen Hals.“ Er gab einen sehnsüchtigen Seufzer von sich. „Sie Glückliche.“
    „Entschuldigung, ich beiße keine Menschen.“ Zweimalhatte ich das getan. Einmal Dahlia, einmal Ziggy, und beide Male hatten mir eine unvertretbar hohe Dosis Schuld beschert.
    „Wirklich? Wo bekommen Sie dann das Blut her, das Sie trinken?“
    Ich sträubte mich gegen die Bestienlogik, die nun sicher folgte. Dieselben Rationalisierungen, die Cyrus benutzt hatte, um mich zu manipulieren.
    „Wo ich mein Blut herbekomme, geht Sie einen feuchten …“
    „Hey, ich richte nicht. Ich versuche nur, Ihnen ein paar Hinweise zu geben. Im rauen ungezähmten Westen zu überleben, ist ganz anders als Ihr feudales Dasein im Mittelwesten. Außerdem gebe ich nur wieder, was mir Road Dog erzählt hat.“
    „Road Dog?“ Ich erinnerte mich an seinen struppigen Kompagnon. „Aus diversen Gründen kann ich mir nicht vorstellen, dass er darüber Vorträge hält.“
    „Also schön, ich hab es aus seiner Körpersprache gelesen, während er einen Lkw-Fahrer verspeiste.“ Byron machte eine Pause. „Also, wollen Sie die Adresse?“
    Ich äugte auf die Kühltasche und seufzte. „Krieg ich das Blut da en gros?“
    „Mit Trockeneis.“
    „Schön, erklären sie mir den Weg.“
    Es war fast Sonnenaufgang, als ich das elegante Herrenhaus aus roten Ziegeln erreichte. Ungeachtet der Tatsache, dass es an einer öden Straße mitten in der Wüste lag, war der Rasen, der es umgab, üppig und grün, so weit ich das hinter den spitzen Stäben des hohen Eisenzaunes, der das Gelände begrenzte, erkennen konnte. Es gab keinen Nachbarn im Umkreis von fünfzehn Kilometern, aber ich wusste auf Anhieb,dass ihre Sicherheitsmaßnahmen nicht für simple Einbrecher gedacht waren.
    Eine schicke Kommunikationskonsole war am Tor angebracht. Ich drückte einen Knopf und ließ den Summer brummen.
    Eine Sekunde später knisterte eine Stimme aus dem Lautsprecher. „Nennen Sie Ihr Anliegen.“
    Ich wiederholte das Passwort, das Byron mir gegeben hatte, und fühlte mich mit jeder Sekunde verruchter. „Entzug.“
    „Eintreten.“ Plötzlich erklang ein lautes mechanisches Surren, und das Tor setzte sich in Bewegung. Es öffnete sich weit, sodass ich den langen Pflastersteinweg hochfahren konnte. Ich ließ den Laster in der Obhut eines gelangweilt aussehenden Parkwächters und lief die Marmorstufen zu dem dunklen Holzportal hinauf.
    Als Byron Bordell sagte, hatte ich mir ein altes Wildwest-Hurenhaus vorgestellt: Weinrote Velourstapeten, altmodische Lampen mit verzierter Messingfassung und teure Prostituierte, die sich auf samtenen Chaiselongues rekelten. Als ein livrierter Butler die Tür öffnete, war ich angenehm überrascht. Ungeachtet des spießig englischen Äußeren war das Innere eingerichtet wie ein Heim aus Schöner Wohnen. Lange helle Läufer schützten die Hartholzböden und die geschwungene Treppe. Die Wände waren in äußerst modernem Weiß gestrichen, und Punktstrahler setzten die aufgehängte Kunst ins richtige Licht.
    „Madam wird jeden Augenblick für Sie da sein, Madam“, erklärte mir der Butler. Ich erwartete fast einen Trommelwirbel nach seiner Begrüßung. Sein Gesicht blieb humorlos, als ob er sein eigenes Wortspiel nicht bemerkt hätte.
    Ich entspannte mich und wanderte langsam durch das Foyer. Zu beiden Seiten hinderten mich große Doppeltüren an weiteren Erkundungen, aber der breite Gang, der sich hinter der geschwungenen Treppe erstreckte, schien öffentlicher Raum zu sein. Ich schlenderte mit Muße umher und betrachtete die Kunstwerke. Bei einem hohen vergoldeten Bild in einem teuren Rahmen blieb ich stehen.
    „Klimt.“
    Die heisere Stimme erschreckte mich. Ich wandte mich um. Da stand eine kleine, üppig gerundete Frau mit langen, geschwungenen grauen Locken, die in Wellen über ihre Schultern

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