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Besessene

Besessene

Titel: Besessene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Hayes
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keine Enttäuschung aufkommen zu lassen, weil es noch nicht mal acht war.
    »Tja   … das war’s dann wohl. Und was fangen wir mit dem Rest des Abends an?«
    Nat sah auf ihre Armbanduhr und dann zu Hannah, und ich hatte den Eindruck, dass die beiden mir etwas verschwiegen. Da läutete es an der Tür und Hannah sprang auf und verkündete mit lauter Bühnenstimme: »Wer mag denn das wohl sein?«
    Ich folgte ihr, als sie zur Haustür ging und öffnete, und dann fiel mir die Kinnlade herunter.
    »Hör auf zu glotzen«, sagte Hannah lachend, »und geleite die Herren lieber zur Tafel.«
    Auf der Türschwelle stand Merlin im Frack mit kanariengelber Weste und Zylinder, daneben Harvey im schwarzenSmoking und mit weißem Rüschenhemd und Adam in einem merkwürdigen gesteppten Gehrock mit Krawatte. Ich konnte kaum glauben, dass sie sich getraut hatten, in diesem Aufzug auf die Straße zu gehen, auch wenn es bereits dunkel war. Ich spähte hinter die drei, weil ich erwartete, dass sich als Nächstes Genevieve in Szene setzen würde, doch sie war nicht zu sehen.
    Merlin machte einen Schritt auf mich zu, nahm meine schwarz behandschuhte Hand und küsste sie, ehe er über die Schwelle trat   – welch theatralischer Moment! Ich folgte Hannah wie ein Schatten durch die Diele und in die Wohnküche des Hauses. Dort standen Weinkelche auf dem Tisch, es lagen Stoffservietten aus und in der Mitte prangte ein kunstvoller silberner Kerzenleuchter. Mein Blick fiel in den Wintergarten, der mit Lampions und Lichterketten dekoriert war. Unter dem gläsernen Dach hing eine Discokugel und die Fenster schmückten zahlreiche paillettenbesetzte Gebilde.
    »Ist zwischen dir und Merlin alles okay?«, flüsterte Hannah. »Er meinte, ja, aber   …«
    »Alles okay«, flüsterte ich zurück.
    »Tut mir leid, dass du die Party verpasst hast«, sagte Nat grinsend. »Leider haben wir aber kein richtiges Zeltdach zustande gekriegt.«
    Vor lauter Rührung konnte ich kaum sprechen. »Das hier ist viel besser«, sagte ich schließlich und ich meinte es auch so. »Es ist einfach überwältigend.«
    Der Tisch war nur für sechs Personen gedeckt und mir fiel schwer zu glauben, dass Genevieve mir einen solchen Abend gönnte, ohne den Versuch zu machen, ihn zu ruinieren.Hannah klopfte mit einem Löffel an eines der Gläser. »Bitte nehmt alle Platz und seht auf eure Tischkarten. Es gibt eine Sitzordnung und ihr müsst euch daran halten.« Hannah zwinkerte mir zu, denn es war offensichtlich, dass Adam aus strategischen Gründen neben Nat gesetzt worden war. »Mum hat das Essen gekocht, ganz ungenießbar kann es also nicht sein. Leider haben wir kein Personal, das uns bedient, aber Nat wird ganz bestimmt ihr Bestes geben.«
    Nat stöhnte laut auf, packte aber dann sofort mit an. Da ich selbst keinen Finger rühren und mich auch nicht vom Tisch entfernen durfte, saß ich dümmlich grinsend da, beobachtete das Geschehen und sog die Atmosphäre in vollen Zügen in mich auf. Das Essen war leicht und vegetarisch   – es gab Gemüselasagne, Berge von Salat und Ciabatta. Wir fingen an zu essen, bis Nat einen Trinkspruch auf mich und unsere Freundschaft ausbrachte, was mir eine Träne in die Augen trieb, die ich schnell wegblinzelte. Genevieve konnte mit ihrer Angeberparty bleiben, wo sie wollte; diese Runde hier war klein, intim und sehr viel ausgefallener.
    Hannahs Dad besaß einen alten Plattenspieler, auf dem man Schellackplatten spielen konnte, und so hörten wir während des gesamten Essens Musik aus den Zwanzigerjahren, lachten über die Kratzer im Vinyl und über die Nadel, die immer wieder hängen blieb. Nach dem zweiten Glas Perlwein fanden wir alles nur noch komisch und ich war mir sicher, dass Hannah einen Schuss von etwas sehr viel Stärkerem dazugegeben hatte. Trotz der Kälte brannten meine Wangen, weil alles so gelungen war und meineFreunde sich so für mich ins Zeug gelegt hatten. Merlin saß mir gegenüber, aber ich redete und scherzte mit allen am Tisch, um seinen Blick zu meiden, dem ich nur schwer widerstehen konnte und ganz bestimmt erlegen wäre, wenn wir allein gewesen wären.
    Hannah scheuchte uns auf, indem sie plötzlich aufsprang und laut rief: »Oh mein Gott, es schneit!«
    Wir stürzten alle an die Fenster im Wintergarten und sahen zu, wie die ersten puderigen Flocken vom Himmel fielen. Es war verrückt, doch plötzlich überkam mich ein überwältigender Drang, nach draußen zu rennen, mitten in das Schneetreiben hinein. Ich riss die

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