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Besessene

Besessene

Titel: Besessene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Hayes
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Boden fallen und ihr gesamter Inhalt ergoss sich über ihn, aber ich wagte nicht, mich danach zu bücken, weil ich Angst hatte, dass es die Übelkeit verstärken könne. So blieb es Genevieve überlassen, sich hinzuhocken und alles wieder einzusammeln.
    »Entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken, Katy. Aber Mrs Hudson hat sich Sorgen um dich gemacht.«
    »Ich bin okay«, murmelte ich. »Ich habe nur Kopfweh und mir ist schwindlig   …«
    »Ist dir auch schlecht? Und deine Augen tun weh?«
    »Ja«, grunzte ich.
    »Dann ist es Migräne. Habe ich auch manchmal. Das beste Mittel dagegen ist, sich mit einem Eisbeutel in einen abgedunkelten Raum zu legen.«
    Von einer weiteren Übelkeitswelle erfasst krümmte ich mich, doch mein Magen war leer.
    »Du solltest nach Hause gehen«, sagte Genevieve, tätschelte meine Schulter und zupfte mir ein paar verirrte Haare von der Strickjacke. »Ich werde Mrs Hudson sagen, was passiert ist.«
    Sie legte einen Arm um meine Taille, half mir zur Tür und fragte, ob sie mir ein Taxi rufen solle. Ich kniff die Augen zusammen vor lauter Schuldgefühlen, weil sie so nett zu mir war.
    »Es geht schon wieder«, versicherte ich ihr, hatte aber plötzlich Pudding in den Beinen und musste mich setzen.
    Sie half mir zum nächsten Stuhl, der vor dem Sekretariat stand, und ging dann hinein, um das Taxi zu bestellen.
    »Ich warte lieber hier mit dir, falls du in Ohnmacht fällst«, sagte sie danach sehr bestimmt.
    »Nett von dir, dass du dich um mich kümmerst«, antwortete ich dankbar.
    »Ist schon okay.«
    Ich beschloss, reinen Tisch zu machen. »Es tut mir leid, wenn ich dir das Gefühl gegeben habe sollte, nicht willkommen bei uns zu sein. Merlin findet ja, wir beide haben viel gemeinsam   …«
    Sie wandte sich mir zu und wieder überraschte mich die Farbe ihrer Augen, deren Pupillen auf den jeweiligen Lichteinfall zu reagieren schienen und von leuchtenden Kugeln zu winzigen Schlitzen werden konnten. Der Ausdruck in ihrem Gesicht war von entwaffnender Gelassenheit und ihre Stimme klang beinahe schon beruhigend. »Das ist ja unter anderem das Problem, Katy   … dass wir uns ähnlich sind.«
    »So?«
    »Natürlich. Es ist einfach nicht genügend Platz da.«
    »Wofür?«
    »Es ist nicht genügend Platz da für uns beide, das musst du doch auch sehen. Und ich will bleiben.«
    Die Situation war surreal. Genevieve sagte die schlimmsten Dinge zu mir, aber das Lächeln der Grinsekatze wich dabei nicht aus ihrem Gesicht.
    Mir wurde wieder übel. »Ich weiß nicht, was du meinst, aber ich habe keine Lust auf solche Spielchen. Sag Nat und Hannah, was passiert ist und warum ich nicht zum Lunch kommen konnte.«
    »Die beiden sind ja nicht mal deine richtigen Freundinnen   … du bist nichts weiter als ein Anhängsel für sie   … du wirst mit andern nie ganz warm   … langweilig und vernünftig wie du bist, Katy. Du könntest deine Flügel ausbreiten und fliegen, aber du weißt nicht, wie   …«
    »Was zum   …«
    Ihr Tonfall hatte sich abrupt geändert und ich war schockiert über die Bösartigkeit, die aus ihm herausklang. »Ich bin all das, was du nicht bist, und werde Besitz von deinem Leben ergreifen   …«
    Ich erhob mich, als draußen ein Auto hupte, und stürzte auf das Taxi zu. Da spürte ich, wie sich hinter mir etwas bewegte, schlug wild um mich, kam mit etwas Weichem in Berührung und hörte, wie jemand vor Schmerz aufschrie. Nur einmal schaute ich noch zurück, als sich das Taxi in Bewegung setzte, und sah die entsetzten Gesichter von Nat und Hannah, die die weinende Genevieve trösteten.

Kapitel 9
    L uke stieg gerade aus seinem Auto, als das Taxi losfuhr, aber ich versuchte, mich ungesehen in unser Haus zu verdrücken.
    »Kat hat’s die Sprache verschlagen«, rief er zu mir hinüber.
    Die Muskeln in meinem Gesicht weigerten sich, sich zu einem Lächeln zu bequemen. Ich war überhaupt nicht darauf gefasst, doch Luke sah mich so mitleidig an, dass ich sofort in Tränen ausbrach und bald vor lauter Schluchzen am ganzen Körper zitterte. Im Handumdrehen saß ich an dem großen Eichentisch in Lukes Küche und starrte in eine Tasse mit heißem Tee.
    »Ich halte dich doch nur von der Arbeit ab«, sagte ich weinerlich.
    Luke warf einen Blick auf sein Handy. »Ich muss erst in zwei Stunden bei Gericht sein, hab also noch Zeit   … Jetzt erzähl mir, was passiert ist, du siehst ja furchtbar aus.«
    »Ich bin nur wegen meiner Migräne aus dem College nach Hause geschickt worden,

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