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Besessene

Besessene

Titel: Besessene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Hayes
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will ich das.«
    »Solange das so weitergeht, musst du tapfer sein und alles hinnehmen, was sie dir zumutet. Zeige keinerlei Emotionen, denn sie ist auf maximale Wirkung aus.«
    Ich verzog das Gesicht. »Alles einfach hinnehmen   – auch ihre Beleidigungen und so?«
    »Spiel du dein eigenes Spiel und gib dich vernünftig, ruhig und höflich. Das wird sie auf die Palme bringen.«
    Ich dachte einen Moment darüber nach. »Wahrscheinlich, ja. Sie will mich unbedingt verletzen   … aber ich tue einfach so, als könnte sie mir nichts abhaben.«
    »Und versprich mir, dass du dich nicht länger mit diesem bescheuerten Hexenkram aufhältst. Wenn sie es schafft, dich davon zu überzeugen, dass sie mysteriöse Kräfte besitzt, dann wirst du nicht mehr versuchen, sie in ihre Schranken zu weisen. Sie ist eine reale Person   … abscheulich, aber real, und wir werden sie mit List und Logik schlagen und mit sonst gar nichts.«
    »Mit List und Logik«, wiederholte ich.
    Luke streckte aufmunternd beide Daumen in die Luft. »Das Beste kommt allerdings zum Schluss: Sie weiß gewisse Dinge über dich, aber du weißt gar nichts über sie. Und das bedeutet: Jetzt sind wir an der Reihe.«
    »Hast du schon einen Plan?«
    Luke tippte sich seitlich an die Nase. »Ein Journalist gibt nie seine Quellen preis, aber ich habe dir ja mal versprochen, dass du immer auf mich zählen kannst.«
    Ich lächelte kleinlaut. Als Luke in der 11. und ich in der 7.   Klasse gewesen war, hatte er mir mit dem Versprechen, immer für mich da zu sein, geholfen, dass ich nicht länger gemobbt wurde. Ein Versprechen, das er offenbar bis heute nicht vergessen hatte.
    »Das Komische ist   … ich gehöre nicht zu den Mädels, die beneidet werden. Dazu bin ich viel zu normal.«
    »Jetzt mach dich doch nicht selbst so klein«, antwortete er leichthin. »Ich finde, du bist was Besonderes.«
    Erstaunt riss ich die Augen über dieses ungewohnte Kompliment auf, aber Luke steckte sich sofort einen Finger in den Mund und gab ein würgendes Geräusch von sich.
    »Wenn Genevieve dagegen einen Raum betritt   … dann geht die Sonne auf. Sie hat so eine Art   … Charisma, Selbstbewusstsein, Anziehungskraft   … und von allem im Überfluss.«
    Luke nahm meine Hand, um mich zu besänftigen. Seine Hände fühlten sich warm und beruhigend, aber überraschend rau an.
    »Dad hat mich dazu verdonnert, ihm bei der Renovierung unseres Hauses zu helfen«, erklärte er und sah prüfend auf seine Handfläche. »Und er ist ein richtiger Sklaventreiber.«
    Ich wollte eigentlich noch nicht gehen, doch Luke griff jetzt nach seinen Autoschlüsseln und fing an, damit herumzuklimpern. Vorsichtig stand ich auf und hielt mich an einem Stuhl fest, da mir das Zimmer immer noch leicht abschüssig vorkam.
    »Und was ist mit Laura?«, fragte ich ihn besorgt. »Ihr habt euch doch gerade erst wieder und schon lässt du dich für mich auf irgendein sinnloses Unterfangen ein.«
    »Das wird sie schon verstehen   … da bin ich sicher.«
    Auf dem Rückweg zu unserem Haus fühlte ich mich schon sehr viel besser. Luke hatte mir klargemacht, dass es einen Ausweg aus dieser Situation gab. Ich würde um das, was mir gehörte, kämpfen, aber nicht mehr in die gleiche Falle tappen wie zuvor und mir die Schuld in die Schuhe schieben lassen. Ich nahm ein paar Tabletten gegen meine Migräne und ging dann hoch in mein Zimmer, um an einigenEntwürfen weiterzuarbeiten. Mein Schreibtisch war extra so aufgestellt, dass ich von dort aus in den Garten sehen konnte, der zwar nichts weiter als ein kleiner Flecken mit wucherndem Gras und verwilderten Büschen war, mich aber trotzdem inspirierte. Die Wolken waren verschwommen und zerfetzt an diesem Tag und erinnerten mich an Treibgut auf einem Gewässer, aber ein Segelflugzeug hatte eine Spur am Himmel hinterlassen, die wie zwei sich kreuzende Speere aussah.
    Ich war noch damit beschäftigt, die Himmelsformationen zu beobachten, als mein Zimmer sich verdunkelte, ein Vogel auftauchte, sich auf dem Sims niederließ und mich durchs Fenster anstarrte. Er sah eindeutig wie eine Krähe aus   – pechschwarz, mit großer Flügelspannweite und glänzenden gelben Augen. Er hackte ein paar Sekunden lang an die Fensterscheibe und schien dann plötzlich zu Boden zu fallen. Ich rannte nach unten, um nachzusehen, ob er verletzt und möglicherweise Gemmas scharfen Krallen zum Opfer gefallen war, doch auf der Veranda war nichts von ihm zu sehen als eine große schwarze Schwanzfeder.

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