Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Besessene

Besessene

Titel: Besessene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Hayes
Vom Netzwerk:
nichts weiter.«
    »Kat Rivers, du warst schon immer eine entsetzlich schlechte Lügnerin. Sag mir die Wahrheit. Wenn es mit diesem Freund von dir zusammenhängt, dann werde ich   …«
    »Mit ihm hat es gar nichts zu tun«, beteuerte ich und zuckte zusammen, weil der Tee so süß war. »Ich habe lediglich Probleme mit einem Mädchen im College.«
    »Schieß los.«
    Luke war ein geduldiger Zuhörer. Ich erzählte ihm, was geschehen war, und kein einziges Mal unterbrach er mich oder verteidigte Genevieve, so wie Mum es getan hatte, indem er mich vor grünäugigen Monstern warnte oder mir genauso viel Schuld zusprach wie ihr. Ich merkte, dass er mir glaubte, und schloss dankbar die Augen. Es war keine große Sache, aber für mich bedeutete es die Welt.
    »Glaubst du, dass es Menschen gibt, die Einfluss darauf nehmen können, ob anderen etwas zustößt?«, begann ich zögernd. »Etwas Schlimmes   … meine ich.«
    Luke verzog die Mundwinkel. »Ich glaube schon, dass jemandem, der empfänglich dafür ist und der glaubt, dass er   … verflucht wurde   … ein schlimmes Ereignis wie eine sich selbst bewahrheitende Prophezeiung erscheinen kann. Aber nur, weil sein Verstand davon ausgeht.«
    »Sie hat mir einen Glasanhänger geschenkt«, sagte ich vorsichtig, weil ich ihm erst mal auf den Zahn fühlen wollte. »Und der macht mir richtig Angst. Er ändert seine Farbe und   … fängt ganz plötzlich an zu glühen.«
    »So eine Art Lightcatcher also?«
    »Vielleicht«, antwortete ich ungläubig.
    Luke schüttelte verzweifelt den Kopf . »Deine Besessenheit von allem, was auch nur entfernt mit Magie zu tun hat, werde ich wohl niemals heilen können, oder? Seit du sechs warst, musste ich Jahr für Jahr an Halloween mit dirzum ›Süßes-oder-Saures‹-Rufen um die Häuser ziehen   … und deinen Hexenbesen für dich tragen!«
    Ich lachte und heulte gleichzeitig und meine Nase lief ganz fürchterlich. Luke reichte mir ein Papiertaschentuch.
    »Mir jagst du jedenfalls keine Angst ein«, scherzte er. »Du kannst mich gern mit einem Fluch belegen und die Milch sauer werden oder mich über deine Katze stolpern lassen.«
    »Genevieve ist doch die Spezialistin für Flüche«, sagte ich schniefend. »Seit sie aufgetaucht ist, läuft in meinem Leben alles schief. In meiner Tasche sind aus heiterem Himmel und auf rätselhafte Weise Zigaretten aufgetaucht und Mum denkt jetzt natürlich, ich würde heimlich rauchen und schuld daran sei Merlin. Danach hatten Merlin und ich unsere erste kleine Auseinandersetzung, weil ich mit Genevieve, die ein tragisches Schicksal hinter sich hat, nicht mitfühlend genug war, und jetzt finden Hannah und Nat auch noch, dass ich boshaft, unversöhnlich und eifersüchtig auf die   … arme, arme Genevieve bin.«
    Luke machte eine kreisförmige Bewegung mit seinem Arm, als ob er in seinem Hexenkessel rühren würde, und gab versuchsweise ein scheußlich meckerndes Lachen von sich.
    Ich verzog keine Miene. »Sehr witzig. Ich hätte auf meinen ersten Impuls hören sollen. Ich habe gewusst, dass etwas Düsteres sie umgibt.«
    »Sie weiß einfach nur, wie sie dich treffen kann, Kat. Wahrscheinlich hat sie rausgekriegt, dass du eine Schwäche für Geschichten von hässlichen alten Weibern mit spitzen Hüten und großen Nasen hast.«
    Ich lächelte matt. »Wenn sie mit einem Messer auf mich losgehen würde, wüsste ich wenigstens, woran ich bin.«
    »Sag so was nicht. Du willst sie ja wohl nicht so weitermachen lassen, oder?«
    »Ich kann sie nicht daran hindern«, sagte ich voller Überzeugung. »Sie ist einfach zu stark für mich.«
    Luke furchte konzentriert die Stirn und füllte seine Tasse aus der Espressokanne auf dem Herd nach. Ich sah mich träge in der Küche um, bewunderte die eleganten fleckenlosen Edelstahlgeräte und versuchte, nicht an die Ausstattung unserer eigenen Küche zu denken. Mum hatte die Kiefernholzeinbauten aus den Siebzigerjahren und den uralten braunen Herd behalten, den wahrscheinlich noch nicht einmal der Schrotthändler würde abholen wollen.
    Während Luke sprach, konnte ich seinen Kaffeeatem riechen. »Aber das ist doch genau der Punkt, oder?«, knüpfte er an. »Diese Genevieve scheint über all deine Schwächen Bescheid zu wissen, fast so, als ob   …«
    »Wir uns kennen würden«, beendete ich seinen Satz. »Nur, dass ich sie bis vor ein paar Wochen noch nie in meinem Leben gesehen habe.«
    Lukes Mum, die gerade durch die Vordertür ins Haus kam, rief uns einen Gruß zu.

Weitere Kostenlose Bücher