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Besessene

Besessene

Titel: Besessene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Hayes
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Luke unter dem Tisch wie zufällig gegen sein Bein. »Wie? Sie ist gar nicht das Kind Ihrer Schwester?«
    »Nicht ihr leibliches«, antwortete sie ausweichend. »Meine Schwester hatte Grace als Baby adoptiert.«
    Ich sah Luke verblüfft an, aber er blieb ruhig und beherrscht. »Wissen Sie denn irgendetwas über ihre leibliche Mutter?«
    »Nicht wirklich   … nur, dass sie wohl nicht sehr stabil gewesen ist   … meine Schwester wollte nie darüber sprechen, was mit Grace damals passiert ist, obwohl die Adoptionsbehörde sie vermutlich darüber informiert hat.«
    »Kam sie denn hier aus der Gegend?«, fragte ich. Ich war immer noch damit beschäftigt, die letzte Information zu verdauen.
    Die Pfarrersfrau nickte. Einen Moment war es still, dann brach es aus ihr hervor: »Auf alle Fälle hätte meine Schwester nichts Schlimmeres tun können, als dieses Mädchen zu adoptieren.«
    »Aber sie war doch noch ein Kind!«, bemerkte Luke.
    »Aber kein normales Kind.« Sie hüstelte verlegen. »Mein Mann glaubt ja, dass niemand böse auf die Welt kommt. Er ist der Überzeugung, dass uns das Böse in der Welt zu schlechten Menschen macht   …«
    »Sie sind sich da allerdings nicht so sicher«, ergänzte ich.
    Sie stierte vor sich hin. »Ich kann sie immer noch hierspüren   … ich weiß, dass das nicht sein kann, aber es ist so, als ob etwas   … von ihr zurückgeblieben wäre.« Sie warf einen Blick auf die Uhr auf dem Kaminsims und stand hastig auf. »Sie müssen jetzt gehen   – und zwar am besten durch die Hintertür.«
    Ich ließ mich nicht abschütteln. »Sie haben uns noch nicht erzählt, warum Grace nicht bei Ihnen bleiben konnte.«
    »Ich habe Ihnen alles gesagt, was ich sagen kann.«
    Ich packte sie an ihrem schmächtigen Handgelenk. »Aber sie gibt mir die Schuld an irgendetwas, wovon ich nichts weiß, und sagt, sie wird mein Leben zerstören.«
    Die Pfarrersfrau legte eine Hand auf ihr Herz, als wolle sie prüfen, ob es noch schlug. »Dann sollten Sie sich in Acht nehmen. Sie ist zu Dingen fähig, von denen die meisten Menschen nicht mal träumen würden.«
    »Aber das können Sie doch nicht so einfach sagen«, entgegnete ich in drängendem Ton. »Ohne mir zu erklären, was Sie damit meinen.«
    Die Pfarrersfrau war jetzt so blass geworden, dass ich mir sicher war, sie würde gleich in Ohnmacht fallen, und vorsichtshalber blieb ich neben ihr stehen. Aus der Heftigkeit, mit der sich ihre Brust hob und senkte, ließ sich schließen, dass sie mit sich kämpfte, und mir war schlecht vor Anspannung. Ihr Mund öffnete und schloss sich wieder, bis sie schließlich mit rauer Stimme sagte: »Wenn Sie das an irgendjemanden weitergeben, dann werde ich es einfach abstreiten. Grace meinte, sie habe meine Schwester getötet, weil sie an allem schuld sei, und sie würde sich noch weiter rächen.«
    Luke entgegnete mit ruhiger Stimme: »Wahrscheinlichwar sie wütend und extrem verletzt. Das hat sie ganz bestimmt nur so dahingesagt.«
    »Sie war erst sieben Jahre alt und hatte ein Gesicht wie ein Engel, aber sie hat meine Schwester und ihren Mann bei lebendigem Leib verbrennen lassen, weil sie ihr nicht die Wahrheit über ihre leibliche Mutter gesagt haben, und   … sie hat es nicht allein getan, sie hatte Hilfe.«
    Ich runzelte die Stirn. »Hilfe? Von wem?«
    »Von dem, der sich an geweihten Orten nicht aufhalten darf.«
    Und damit endete das Interview. Wir wurden kurzerhand durch die Hintertür in die kalte Nacht hinausgedrängt, doch mir fiel noch etwas ein. Ich machte einen Schritt zurück und es gelang mir, einen Fuß zwischen Türrahmen und Tür zu klemmen, bevor sie sich schließen konnte.
    »Das Kinderheim«, flüsterte ich. »Hatte das einen Namen?«
    Stumpfe, leblose Augen starrten in meine. Ihre Lippen bewegten sich kaum und ich hörte sie nur ein einziges Wort sagen, das wie ein langer Seufzer klang: »Martinwood.«
    Luke und ich gingen bis zum Ende des Gartens und krochen im Dunkeln durch ein Loch im Zaun. Mein Hemd zerriss und in meinen Haaren verfingen sich Zweige, aber ich drängte weiter, weil ich so schnell wie möglich wieder in Lukes Auto sitzen wollte. Sobald er die Türen geöffnet hatte, sprang ich hinein und kauerte mich   – die Hände in den Ärmeln   – zusammen.
    Wir starrten beide vor uns hin und ich sagte bedauernd:»Wir hätten uns nach Graces richtigem Namen erkundigen sollen.«
    »Willst du noch mal zurück?«, fragte Luke lachend.
    Ich schüttelte den Kopf. »Ganz sicher

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