heute der Schauplatz eines leeren Tages werden. Dieses Gefühl überkam mich, als ich das Sofa sah, auf dem ich eingenickt war, und vor allem als ich nach unten ins Lager ging, wo ich zu zittern begann. Was ich fühlte, verwirrte mich: bereits jetzt Nostalgie und Angst.
Ich ging schnell wieder nach oben, um mich um eine Frau zu kümmern, die wusste, was sie wollte.
„Ich suche
Belleville im April
.“
Noch eine, dachte ich mir.
Ich musterte sie. Alle Leserinnen von Adrien Rousseau waren für mich zu potenziellen Feindinnen, eifersüchtigen Wesen geworden, die mit mir diesen Magnetismus, diese Anziehung teilten, für die sie natürlich nichts konnten.
Diese Frau war groß, sehr dünn. Lange Haare, sie war bestimmt Stylistin oder arbeitete mit Mode.
„Haben Sie es gelesen?“, fragte sie mich lächelnd. „Adrien Rousseau war gestern bei Ihnen, stimmt's? Ich war leider verhindert, auch wenn ich wirklich gern gekommen wäre. Nun gut, ich würde aus so einem Grund meine Schüler nicht im Stich lassen ...“
„Sind Sie Lehrerin?“, wollte ich wissen.
„Ich bin Grundschullehrerin. Ich habe eine Vorschulklasse“, antwortete sie und artikulierte dabei so übertrieben, wie sie es wohl auch bei ihren kleinen Schülern tat.
Diese Frau hatte also nichts mit der Welt der Mode zu tun. Sie war Lehrerin, und sie hatte Lust, wie die meisten Frauen, mehr über das Verlangen zu erfahren, das von einem faszinierenden Schriftsteller gründlich erforscht wurde. Diese Frau war weich und warmherzig. Ich wollte nicht, dass sie ging, ich wollte mehr über ihre Faszination für Adrien Rousseau erfahren. Wenn sie von ihm sprach, hatte ich das Gefühl, dass er wieder hier in der Buchhandlung anwesend war.
„Sie werden
Belleville im April
lieben, da bin ich mir sicher“, antwortete ich ihr lächelnd und etwas unbeholfen.
„Adrien Rousseau schreibt, was die Frauen im Inneren erleben, das ist unglaublich“, erwiderte mir diese Grundschullehrerin. „Als ich ihn im Radio hörte, hatte ich den Eindruck, dass er alle Stürme meines Herzens treffend genau widergibt. Das machte mir fast Angst. Sie hatten also das Glück, ihn zu treffen?“, fragte sie mich und sah mich dabei so durchdringend an, als ob ich durch die Tatsache, dass ich ihn getroffen hatte, die Macht erlangt hätte, das Verlangen zu durchschauen.
„Seine Autogrammstunde hier war ein unvergesslicher Moment …“, stammelte ich, während ich sie zum Ausgang begleitete.„Viel Spaß beim Lesen.“
Ich suchte nach einem Satz zum Abschluss:
„Dieses Buch kann ein Leben verändern, zumindest sagen das viele meiner Kunden.“
Ein Kunde folgte dem anderen, eine Frage der nächsten, ebenso die einzupackenden Bücher und die amüsanten Begegnungen zwischen den Liebhabern erotischer Literatur. Ich erkannte auch, dass die Buchhandlung von Fabien ein Treffpunkt war, der Schwulenbezirk war vor allem ein Schauplatz, um eindeutige Blicke zu wechseln. Paul bestätigte meine Vermutung, als er mit einem Sandwich vorbeikam, um mit mir eine kleine Pause zu machen. Er erzählte mir kleine Geschichten über die Buchhandlung. Die Stunden vergingen, ich musste Anrufe entgegennehmen, Bestellungen für Stammkunden vorbereiten, von denen einige im Ausland lebten, Kartons auspacken, ... Ich würde den Laden bald schließen und nutzte eine kleine Ruhepause dazu, die einzig wirklich wichtige Sache an diesem Tag zu tun: meine Mails abzurufen.
Keine Antwort von Adrien. Das war nicht verwunderlich. Er hatte mit Sicherheit andere Sachen zu tun, als mir zu schreiben. Ich nutzte die Gelegenheit, um über ihn ein wenig im Internet zu recherchieren und etwas mehr über seine Geheimnisse zu erfahren. Ich erfuhr, dass er in Argentinien, in Buenos Aires, geboren wurde, dass sein Vater Kunsthändler war und seine Mutter Selbstmord begangen hatte. Er war mit einer Filmemacherin verheiratet, aber auf den meisten Fotos war er mit seiner Verlegerin, der berühmten Camille Pasoli, abgebildet. Die letzten Kunden kamen und gingen. Es war an der Zeit zu schließen. Aber ich konnte mich nicht aufraffen zu gehen. Ich las die längsten Artikel über ihn, untersuchte jedes Foto, bis in meinem Posteingang „Neue Nachricht“ angezeigt wurde.
8. Der Ersatz
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[email protected] >
[email protected] Meine liebe Alice,
Sie sind wirklich erstaunlich! Alice d’Harfeuil braucht also keinen Schlaf! Ich habe Ihren Text nach dem Aufwachen entdeckt. Zuerst war ich erstaunt über diesen einzigartigen