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Besser so als anders

Besser so als anders

Titel: Besser so als anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Goldstein
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ziehen. Ich hatte diesen großartigen Plan, eine kleine Einrichtungsfirma zu gründen und reiche Leute mit trendigen Künstlern in Kontakt zu bringen. Statt die Leute zu veranlassen, sich in teuren Geschäften irgendwelche Luxusmöbel zu besorgen, wollte ich direkt einen unabhängigen Schreiner engagieren. Ich hätte meine Freunde von der Kunstakademie Tapetenunikate entwerfen lassen. Hannah fand die Idee toll. Doch dann hat mich Walton’s angeschrieben. Sie boten mir ein absurd hohes Gehalt, das für eine Stadt wie Rochester geradezu abwegig ist. Vermutlich spare ich mehr, als ich ausgebe. Doch der Preis ist: Ich lebe weit weg von meinen Freunden und muss die langen Winter ertragen, während alle anderen an irgendeinem coolen Ort wohnen. Und ich habe keine schicke Designfirma. Kein cooles Apartment in Brooklyn in der Nähe von Hannah. Goldene Handschellen – so nennt man das doch heutzutage, oder? Wenn man zu gut bezahlt wird, als dass man kündigen und das tun könnte, was einen glücklich machen würde.«
    »Ja, ich glaube schon«, sagte Joe und versuchte seinen Blick auf die Straße zu heften und nicht dem Verlangen nachzugeben, ihr ins Gesicht zu sehen. »Bei mir ist es ähnlich. Selbst wenn ich wollte, könnte ich Vegas nicht verlassen. Ich habe dort zu viel aufgebaut, um irgendwo anders neu zu beginnen.«
    Er bemerkte, dass Vicki genau in dem Moment ihren Kopf wieder zum Fenster wandte. Sie wirkte nachdenklich. Joe versuchte schnell das Thema zu wechseln, bevor ihre Stimmung umschlug.
    »Vor ein paar Jahren bin ich mal mit einer Innenausstatterin ausgegangen«, sagte er in beschwingtem Tonfall. »Sechs Jahre müsste es her sein. Sie half den Leuten dabei, ihre Häuser neu auszustatten, bevor die auf den Markt geworfen wurden – sie hatte ein echtes Händchen dafür. Und sie hatte einen tollen Geschmack. Ich wünschte, ich hätte sie damals gebeten, mit mir mal Möbel kaufen zu gehen, bevor ich mich von ihr getrennt habe.«
    Vicki warf ihm einen bösen Blick zu, doch Joe sah, dass sie dabei ein Lächeln unterdrückte.
    Sie stiegen aus dem Wagen und standen auf dem weißen Kies des Parkplatzes, zwischen dem Geländewagen, der vor ihnen hergefahren war, und einem kleinen roten Sportwagen mit geöffnetem Cabrioverdeck.
    »Wollen wir?«, fragte Joe.
    »Haben wir denn eine andere Wahl?«, antwortete Vicki und schloss neben ihm zu den anderen Gästen auf, die in letzter Minute zum Garten des Country Clubs liefen. Dort hatte man einen kleinen Altar aufgebaut, geschmückt mit blauen Hortensien und beeindruckend großen weißen Lilien. Während sie Seite an Seite zum Eingang des Clubs gingen, schrumpfte der Abstand zwischen ihnen, und ihre Hände berührten sich wie zufällig, als Vicki mit ihren Absätzen in dem gepflegten Rasen versank.
    Ein Junge mit Aknenarben im Gesicht begrüßte sie, als sie die für die Zeremonie hergerichtete Fläche erreichten, wo die Gäste sich zwischen Reihen weißer Plastikstühle herumdrückten.
    »Sind Sie Gäste der Braut oder des Bräutigams?«, fragte der Junge.
    »Wir sind für die Braut hier«, sagte Joe. Vicki schien erleichtert, dass er für sie mit geantwortet hatte und sie nicht sprechen musste.
    »Onkel Joe?«, fragte der Junge nun und sah ihn prüfend an.
    Joe beugte sich vor und beäugte den Jungen.
    Der Junge lächelte. »Ich bin’s – Derek! Der Sohn von Sandra, Davids Bruder. Toll, dich zu sehen, Onkel Joe! Unglaublich, dass ich dich überhaupt erkannt habe. Als wir uns das letzte Mal gesehen haben, war ich, glaube ich, erst zwölf.«
    »Da hast du wahrscheinlich recht«, sagte Joe und erinnerte sich an Sandras mickrige Kinder, die er vor Jahren in Philadelphia während einer Gastronomiemesse besucht hatte. »Junge, du siehst toll aus! Bist richtig groß geworden.«
    »Ich werde dieses Jahr meinen Abschluss machen und hab mich schon an der Cornell University beworben«, sagte Derek strahlend.
    Joe hätte beinahe erzählt, dass seine Freundin Sarah auch auf die Cornell gegangen war, konnte es sich aber gerade noch verkneifen, weil ihm wieder einfiel, dass Vicki neben ihm stand.
    Diese sah sich um, stieß Joe mit der Schulter an und bedeutete ihm, dass die Leute hinter ihnen in der Schlange standen und ebenfalls darauf warteten, begrüßt zu werden. »Wir sollten uns lieber einen Platz suchen«, sagte Vicki und zog Joe am Ärmel seines braunen Jacketts.
    Er blickte auf ihre Hand herunter und lächelte verträumt. »Derek, sie hat recht«, sagte er stolz. »Wir sollten

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