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Besser so als anders

Besser so als anders

Titel: Besser so als anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Goldstein
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Sie haben recht«, sagte Joe und lachte nervös. »Diese Mietautos sehen doch alle gleich aus. Ich glaube, ich habe einen Mercury.«
    Joe drückte erneut auf den Knopf an der Schlüsselkette, woraufhin ein lautes Heulen ein paar Autos weiter losging. Vicki zuckte bei dem Geräusch zusammen und riss wütend die Augen auf.
    »Tut mir leid«, rief Joe über den Lärm hinweg und drückte schnell wieder auf den Knopf, um den Alarm abzuschalten. Sie sah immer noch wütend aus. »Ich hätte Sie warnen sollen«, sagte er sanft und entschuldigend. »Ich wollte einfach nur den Wagen finden. Da drüben steht er ja. Ich habe einen Mercury Sable.«
    Sie gingen zu dem anderen grauen Auto und setzten sich hinein. Vicki schnallte sich an und starrte aus dem Fenster. Sie drehte ihren Kopf so weit nach rechts, dass Joe ihre Augen nicht sehen konnte, sondern nur ein Ohr und das pechschwarze Haar, das fast die kleinen Ohrringe bedeckte, die sie trug. So schnell er konnte, ließ er den Wagen an, aus Angst, sie würde wieder aussteigen. »Keine Sorge, wir schaffen es noch pünktlich.«
    Sie schwieg und umklammerte mit beiden Händen die Tasche auf ihrem Schoß.
    »Also, nachts spielen Sie Gitarre. So viel habe ich schon herausgefunden. Aber was machen Sie tagsüber?«, fragte Joe mit zittriger Stimme.
    Vicki starrte weiter aus dem Fenster. Joe versuchte im Spiegelbild des Fensters ihren Gesichtsausdruck zu deuten.
    »Sind Sie vielleicht Anwältin so wie Bee?«, unternahm er einen erneuten Anlauf.
    »Nein«, sagte Vicki. »Ich bin Innenausstatterin bei einer Supermarktkette.«
    »Klingt aufregend«, sagte Joe und war erleichtert, dass sie ihm überhaupt geantwortet hatte.
    »Ach ja?«, antwortete Vicki und drehte sich zu ihm um.
    Ihre plötzliche Aufmerksamkeit schüchterte ihn ein, er starrte auf die Straße und umklammerte das Lenkrad. Anstatt zu sprechen, atmete er einmal tief durch.
    »Klingt nach einem guten, sicheren Job«, sagte er schließlich und heftete seinen Blick auf den Geländewagen vor ihnen. »Für mich hört sich Innenausstattung aufregend an. Ich kenne ein paar Innenausstatter, die in Vegas Restaurants einrichten. Das ist ein interessantes Geschäft, auch wenn ich natürlich nicht weiß, wie es ist, einen Supermarkt einzurichten. Arbeiten Sie für eine bestimmte Kette?«
    »Ich arbeite für Walton’s.«
    Joe nickte. »In Vegas gibt es kein Walton’s, aber ich kann mich noch daran erinnern von der Zeit, als ich an der Ostküste gewohnt habe. Und was tut ein Innenausstatter für einen Supermarkt? Entscheiden Sie, wo die Milch hinkommt? Oder suchen Sie die Tapete aus?«
    »Bei Walton’s gibt es keine Tapete, außer hinter dem Tresen der Kundenbetreuung«, sagte Vicki und machte es sich auf dem Beifahrersitz ein wenig bequemer. »Für das, was ich tue, muss man nicht besonders kreativ sein. Mit ein paar wenigen Ausnahmen sehen alle Walton’s-Filialen gleich aus. Die Bäckereischilder zum Beispiel sind in jedem Geschäft identisch. Die Wände müssen hellgelb sein. Eigentlich bin ich Projektmanagerin. Ich fahre zu den Läden in der Region und sorge dafür, dass alles in Ordnung ist und bestelle Maler, wenn irgendwo Farbe abblättert.«
    Vicki seufzte, die Erklärung schien sie erschöpft zu haben. Joe kniff die Augen zusammen und überlegte sich seinen nächsten Schachzug. »Dann haben Sie bestimmt eine tolle Wohnung«, sagte er und spähte vorsichtig nach rechts, um zu sehen, ob sie der Unterhaltung noch folgte. »Ich meine, die Wände in Ihrer Wohnung müssen ja nicht hellgelb sein, oder? Ich wette, dass Sie Ihre Kreativität zu Hause ausleben.«
    »Ja, schon«, sagte Vicki und nickte. »Eigentlich ist meine Wohnung ziemlich hübsch. In Rochester ist das Wohnen recht günstig, deshalb konnte ich mir ein paar ziemlich schicke Möbel leisten, von denen ich schon während des Colleges geträumt habe. Nur sieht das leider niemand. Niemand will mich in Rochester besuchen, und das kann ich auch keinem verdenken.«
    Joe grinste und stellte sich vor, wie sie im Seidenpyjama allein auf einer Samtcouch lümmelte. »Ich bin sicher, dass es dort sehr schön ist«, fuhr er fort. »Aber ehrlich gesagt überrascht es mich, dass Sie nicht in New York wohnen. Als ich Sie in Ihrer Lederjacke in der Lobby gesehen habe, dachte ich, Sie wären bestimmt New Yorkerin. Mit der Gitarre und so … Es hätte gut gepasst. «
    Vicki zuckte erneut die Achseln. »Ich wollte eigentlich nach dem College mit meiner besten Freundin Hannah nach New York

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