Besser so als anders
Elizabeth schon wusste, welches Schicksal sie erwartete, dass ihre gemeinsame Zeit eben ein Verfallsdatum hatte. Sie war nicht aus Baltimore und hatte keinen Grund, hier zu bleiben. Außerdem sah Phil sich nicht wirklich in einer Beziehung mit einer Frau wie Elizabeth, die vegane Küche mochte und überlegte, sich ein Elektroauto zu kaufen. Sie kamen aus zu unterschiedlichen Welten.
Mit ruhiger Stimme, als könnte er sie auf diese Weise besänftigen, sagte er schließlich: »Eigentlich finde ich es schön, so wie es jetzt ist. Können wir nicht einfach noch ein wenig so weitermachen und abwarten, wie es läuft, wenn du mit dem Studium fertig bist?«
Daraufhin begann Elizabeth so heftig zu schluchzen, dass das Bett wackelte.
»Herrgott!«, fluchte Phil leise. »Was habe ich denn jetzt schon wieder Falsches gesagt?«
Sie schleuderte das Kissen von ihrem Schoß weg und zerrte Phils blaues Bettlaken von ihren Beinen. Sie stand auf, lief nervös im Zimmer umher und suchte ihre wenigen Sachen zusammen. Eine Bürste, eine DVD .
»Elana hatte recht«, sagte sie schließlich, blieb stehen und sah ihn an. »Du wartest nur, bis ich mit dem Studium fertig bin. Sie sagt, du seist ein Serien-Monogamist, der eigentlich nur eine Frau liebt – seine Mutter!«
Phil riss die Augen auf. »Willst du mich verarschen?«, brüllte er. »Und du hörst ausgerechnet auf das, was Elana sagt? Weil sie bei Männern ja so viel Erfolg hat! Herrgott! Ja, ich liebe meine Mutter, das ist doch normal, Elizabeth. Nur weil ich dich nicht heiraten will, bin ich doch kein Psycho!«
Elizabeth erstarrte. Die Bürste fiel ihr aus der Hand. »Da haben wir es! Du willst mich gar nicht heiraten.«
Phil sah an sich hinab und legte instinktiv eine Hand auf seinen Magen, der angefangen hatte, unangenehm zu brennen. Er brauchte dringend etwas Milch.
»Das habe ich nicht gesagt«, flüsterte er und wand sich plötzlich vor Schmerz.
»Oh doch, das hast du«, erwiderte Elizabeth nun etwas ruhiger. Dann verließ sie sein Schlafzimmer und zog leise die Tür hinter sich zu. Er hörte, wie sie ihre eigene Tür aufschloss. Ihre plötzliche Gelassenheit jagte ihm Angst ein.
Nachdem es eine Zeit lang still geblieben war, atmete Phil tief durch und lief auf Zehenspitzen in die Küche, damit Elizabeth ihn nebenan nicht hören konnte. Er schenkte sich ein Glas Milch ein, trank es in einem Zug aus und stellte sich vor, wie die kalte Flüssigkeit seine Magenwand ummantelte.
Er hätte furchtbar gern den Fernseher eingeschaltet, nicht um Sex and the City anzumachen und damit Elizabeth zurückzulocken, sondern um sich der Sportschau zu widmen. Er wollte einfach nur abschalten und alles vergessen. Stattdessen blieb er wie angewurzelt auf dem Sofa im Wohnzimmer sitzen und ließ den Fernseher ausgeschaltet, weil er zu große Angst hatte, Elizabeth könnte ihn durch die gemeinsame Wand hören. Ihm erschien es unsensibel, nach dem, was gerade passiert war, irgendwelche Sportberichte zu schauen. Stattdessen blätterte er in einer alten Ausgabe der Sports Illustrated , bis die Stille unerträglich wurde und er ins Schlafzimmer zurückging, um dort den Fernseher einzuschalten und bei geringster Lautstärke, sodass er selbst nur jedes zweite Wort verstehen konnte, die Sportnachrichten im Bett zu schauen.
Seine Einsiedlerei dauerte recht lange an. Vier Wochen lebte Phil so leise er konnte und in ständiger Angst, ihm könnte ein Teller runterfallen oder er würde zu laut am Telefon reden und Elizabeth so daran erinnern, dass es ihn noch gab. Wenn er den Aufzug nahm, ertappte er sich dabei, wie er immer wieder panisch die Knöpfe drückte, nur um mit aller Gewalt den alten Lift schneller in Gang zu setzen. Wenn er abends zu Spielen musste, sprintete er vom Hauseingang zu seinem Auto, nur damit er ihr nicht auf ihrem Heimweg vom College über den Weg lief. Er schaffte es, ihr nicht einmal zu begegnen.
Zweimal begegnete er in jener Zeit jedoch Elana. Ein paar Tage nach der Trennung traf er sie am Briefkasten, wo sie Phil einen wissenden und finsteren Blick zuwarf und sagte: »Sie wird darüber hinwegkommen«, als hätte er danach gefragt. Er reagierte nur mit einem ernsten Nicken.
Das zweite Zusammentreffen ereignete sich zwei Wochen später. Elana klopfte an Phils Wohnungstür, um ihn zu fragen, ob er den Spieler Nick Markakis aus Baltimore kenne, mit dem offenbar jede Frau schlafen wollte. Natürlich kannte Phil ihn. Er sah den Kerl fast jeden Abend. Das sagte er ihr auch,
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