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Besser so als anders

Besser so als anders

Titel: Besser so als anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Goldstein
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Heiratsantrag machen? Doch bevor er sich über die richtige Antwort klar werden konnte, beugte Elizabeth sich zu ihm, küsste ihn auf die Stirn, stand vom Sofa auf, wischte sich mit den Fingerspitzen eine vermeintliche Träne aus dem Auge, trat aus der Tür und schloss sie höflich hinter sich.
    In den Tagen danach fing Phil wieder an zu kontrollieren, wann Elizabeth kam und ging, um sie im Aufzug zu erwischen und daran zu erinnern, dass er immer noch nebenan, nur ein paar Schritte von ihr entfernt, wohnte. Er ertappte sich dabei, dass er ohne Grund die Wohnung verließ und irgendwas besorgte, nur um die Chance auf ein Treffen mit ihr zu erhöhen.
    Dann, vergangenen Mittwoch, war Phils Wunsch in Erfüllung gegangen. Er hatte Elizabeth in ihren Ausgehklamotten im Flur gesehen. Sie trug ihren knielangen, geblümten Rock und eine hellblaue Bluse, vermutlich das einzige Kleidungsstück mit Kragen, das sie besaß. In dem Moment war Phil klar geworden, dass es endgültig vorbei war.
    Keine zwei Stunden später hatte er Hanks Nummer gewählt und mehr als zwei Riesen auf Oregon gewettet.

Rob
    R ob ging an sein Handy. »Wer ist denn dran?«, säuselte er mit alberner Fistelstimme.
    Er lag im Bett mit einer zwei Monate alten Ausgabe des New Yorker , die er am Vortag an seinem Arbeitsplatz hatte mitgehen lassen. Sein Mobiltelefon hatte zu summen begonnen, als er gerade am Einnicken war. Es war Hannah, sie keuchte und übersprang die Begrüßung einfach.
    »Vicki hat gesagt, dass sie hässlich ist. Ich finde sie aber echt hübsch«, flüsterte Hannah in dramatischem Tonfall in den Hörer. Sie klang hektisch, und ihre Stimme zitterte.
    Ihren Worten folgte ein lautes Zischen. Jeder andere hätte das Geräusch auf Hannahs schnaufenden Atem zurückgeführt, doch Rob wusste, dass es von ihrem Asthmaspray herrührte. Er kannte dieses Ausatmen, Schnauben und wieder Einatmen noch aus der Zeit, als er regelmäßig mitten in der Nacht an ihre Tür geklopft und bei ihr übernachtet hatte. Ihre Sprayabhängigkeit erinnerte ihn an die nervigen Kinder in der Grundschule, die gegen Bienenstiche allergisch waren. Aber Hannah war eine erwachsene Frau, bei der es immer irgendwie seltsam gewirkt hatte, wenn sie im sexy Seidenpyjama mit üppigem Dekollet é zwei Spraystöße eingeatmet hatte und dann sofort neben ihm eingeschlafen war.
    »Übertreib es nicht, sonst wirkt es nicht mehr«, sagte Rob jetzt grinsend.
    Hannah hustete heiser. »Bei dem Stress, den ganzen Pollen und der Tatsache, dass fast alle auf dieser Hochzeit rauchen, musste ich einfach mein Inhalationsspray benutzen. Doch abgesehen davon geht es mir hervorragend«, fuhr sie mit hellerer Stimme fort. »Ich habe von der Trauzeugin nämlich ein paar Wunderpillen bekommen.«
    Rob legte die Zeitschrift beiseite. Die Pillen erklärten, warum Hannah so hektisch klang. Sie war zwar schon immer ein wenig neurotisch gewesen, doch jetzt klang ihre Stimme so unnatürlich angespannt, als könnte sie am Ende jedes Satzes entweder in Gelächter oder in Tränen ausbrechen.
    »Hannah, was für Pillen hast du geschluckt?«, fragte Rob so ruhig und fürsorglich wie möglich. »Sind das Pillen gegen deine Allergie? Kannst du mir sagen, wie sie aussahen?« Er hüpfte aus dem Bett und schlurfte ins Wohnzimmer zu dem Pillenbeutel voller Aufputsch- und Beruhigungspillen, die Lucy ihm hinterlassen hatte.
    »Ich glaube, sie waren weiß«, sagte Hannah. »Und rund. Eine Pille war irgendwie quadratisch. Warum?«
    Rob wischte sich mit der Hand über die Stirn. Jetzt machte er sich Sorgen um Hannah, die wegen ihrer Antiallergika kaum ein Glas Wein vertrug, geschweige denn ein Xanax oder Valium. »Du solltest keine Tabletten nehmen, die dir nicht verschrieben wurden«, sagte er und schüttelte heuchlerisch den Kopf.
    »Ausgerechnet du willst mir sagen, was ich tun und lassen soll?«, fragte Hannah lachend. »Hör zu«, fuhr sie fort. »Du musst dir um mich keine Sorgen machen. Die Pillen sind wirklich toll. Ich sehe alles von einer anderen Warte aus. Es macht mir nichts aus, dass Tom eine Neue hat. Es macht mir nichts aus, dass dieser BH mir den Nacken aufreißt. Ich fühle mich – unverwundbar!«
    Rob hielt sich seinen Pillenbeutel vors Gesicht, sah prüfend jede weiße Pille an und überlegte, welche davon Hannah genommen haben könnte.
    »Hör mal, das ist wirklich toll. Ich bin ja froh, dass du momentan unverwundbar bist, aber bitte versprich mir, dass du erst mal keinen Alkohol trinkst, egal, was du tust.

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