Besser so als anders
Matt würde Bee seinen Nachnamen annehmen und ab sofort Bee Fee heißen. Doch das schien sie nicht zu stören.
»Bee ist ja nicht mein richtiger Name«, hatte sie kurz nach Bekanntgabe der Verlobung am Telefon zu Hannah gesagt. »Eigentlich heiße ich Beth, wie du weißt. Ich werde dann Beth Fee heißen.«
»Bee, niemand nennt dich Beth«, stellte Hannah nüchtern klar. »Bee Fee? Wer stellt schon eine Anwältin namens Bee Fee ein? Das klingt ja wie die BiFi-Wurst. Bitte behalte doch deinen Mädchennamen.«
»Den nehme ich als Zweitnamen. Beth Evans Fee. Ich heiße dann immer noch Bee. Nur eben Evans statt Eleanor.«
»Würg, Bee, das klingt total dämlich!«
»Hannah, musst du mir alles verderben?«
»Na gut, ich bin schon still«, lenkte Hannah schließlich ein, aber nicht, ohne ein letztes Mal »Bee Fee« vor sich hin zu brummeln.
Im vergangenen Jahr hatte Bee nur ein paarmal ihre neue Freundin Dawn erwähnt, darum war Hannah auch so erstaunt gewesen, dass die um so viel jüngere Ehefrau eines Schulfreundes von Bee so schnell zur Trauzeugin avanciert war. Als Bee Hannahs misstrauischen Ton registrierte, versuchte sie, die schnelle Beförderung ihrer neuen Freundin zu rechtfertigen.
»Es geht doch gar nicht darum, wer meine beste Freundin ist, Hannah. Du weißt genau, dass du mir wichtiger bist, aber ich brauche jemanden, der die Aufgaben einerTrauzeugin übernimmt, dieses ganze Shoppenund denJunggesellinnenabschied. Du hasst doch alles, was damit zu tun hat. Dawn liebt so was. Es ist quasi ihr Lebensinhalt.«
»Ich bin nicht beleidigt, Bee. Es ist mir gar nicht so wichtig, deine Trauzeugin zu sein. Ich hasse so etwas von ganzem Herzen, wie du weißt. Aber was ist mit Jackie? Du kennst sie von Kindesbeinen an. Wird sie nicht beleidigt sein?«
»Jackie hasst das alles doch auch, zumindest seit sie wieder Single ist. Ich habe es einfach nicht übers Herz gebracht, ihr die Verantwortung für meine Hochzeit zu übertragen. Es schien mir ziemlich … taktlos, sie darum zu bitten, nach ihrer schrecklichen Trennung den großen Tag einer anderen zu planen. Du wirst sehen, Dawn ist für so etwas genau die Richtige. Das ist ihr Job.«
Wie Hannah schon bald herausfand, war das wörtlich gemeint. Kleider, Make-up und alles, was mit förmlichen Auftritten zu tun hatte, gehörten tatsächlich zu Dawns Job. Die Dreiundzwanzigjährige aus Roanoke war professioneller Coach für Schönheitswettbewerbe. Sie bereitete junge Mädchen auf den Laufsteg vor. Familien, die darauf erpicht waren, ihren Töchtern einen Vorteil beim Wettbewerb zu verschaffen, zahlten Dawn Unsummen für Tipps und Lektionen im Nägellackieren. Dawn brachte den jungen Mädchen Haltung und Auftreten bei und half ihnen bei der Wahl des richtigen Outfits, von stylishen Kleidern bis zu geschmackvollen und dennoch freizügigen Bikinis. Sie arbeitete mit den Mädchen, damit sie Wettbewerbsroutine entwickelten, selbst wenn sie völlig talentfrei waren. Sie fragte sie nach ihren Träumen und Hoffnungen, weil sie wusste, dass bei jedem Wettbewerb irgendwann diese Frage kam.
»Sprich niemals über deine politischen Ansichten«, riet Dawn dann. »Und nie über den Weltfrieden, sondern wähle irgendwas Authentisches und bleib dabei! Ich rate zu irgendwas mit Tieren oder Angehörigen von Soldaten, vor allem hier in Virginia.«
Dawn war nie aufs College gegangen. Sobald sie selbst zu alt für die Teilnahme an Schönheitswettbewerben geworden war, hatte sie ihre Beratungsagentur aufgezogen. Mit dreiundzwanzig hatte sie bereits so viel verdient, dass sie sich einen cremefarbenen Ford Expedition mit personalisiertem Nummernschild leisten konnte.
»Darf ich ganz ehrlich zu dir sein?«, hatte Dawn zu Hannah gesagt, als sie sich zum ersten Mal auf Bees Junggesellinnenabschied vor zwei Monaten begegnet waren.
Bee und ihre Brautjungfern waren alle nacheinander eingetrudelt und hatten sich an der Bar des Hotels in Atlantic City versammelt, wo sie den Abend verbringen wollten. Hannah, die seit dem Enthüllungstelefonat mit Bee auf Dawns Beruf fixiert war, konnte sich die Frage nicht verkneifen, warum Teilnehmerinnen an Schönheitswettbewerben überhaupt professionelle Hilfe benötigten – mal abgesehen von einem Therapeuten.
»Coaching bei Schönheitswettbewerben ist anders, als du wahrscheinlich denkst«, erklärte Dawn und tat so, als habe sie den Unterton in Hannahs Frage nicht gehört. »Man begleitet die Mädchen von Anfang bis Ende – also monatelang. Man ist wie
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