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Besser verhandeln - Das Trainingsbuch

Titel: Besser verhandeln - Das Trainingsbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Boß«, rief er und rannte die Treppe hinauf. Ich sah ihm nach, bis er verschwunden war. Es war ein klarer, strahlend schöner Tag, und ich beschloß zu Nellies Haus hinüberzugehen. Es war ziemlich früh, vielleicht blieb noch genug Zeit, um mit ihr zu sprechen, bevor sie zur Arbeit ging.
    In meiner freudigen Stimmung konnte mir ein Beisammensein mit ihr nur guttun.
    Ich erwachte durch die dröhnende Stimme meines Vaters. Ich lag schläfrig im Bett und versuchte, noch ganz schlaftrunken, den Sinn seiner Worte zu verstehen. Plötzlich war ich hellwach. Heute war der Tag. Und morgen wird alles vorbei sein, ich werde ins normale Leben zurückkehren und - wieder ein Niemand sein. Ich schwang die Füße über den Bettrand, tastete nach meinen Hausschuhen, stand auf und streckte mich. Vielleicht war's besser so. Mein Alter wird dann wenigstens wieder glücklich sein. Er bekam sein Geld, und ich werde das Boxen aufgeben. Dann wird's hier vielleicht wieder friedlich werden. Diese letzte Woche zwischen den beiden Kämpfen war die reinste Hölle gewesen; Papa hatte ständig auf mir herumgehackt.
    Ich knüpfte meinen Bademantel zu und ging ins Badezimmer. Ich sah in den Spiegel und betastete mein Gesicht. Hat keinen Sinn, mich heute zu rasieren, es macht die Haut bloß empfindlich, und dann platzt sie um so leichter.
    Ich war bereit, das Match zu verlieren, hatte aber keine Lust, zusätzlich auch noch halb zu verbluten.
    Ich bürstete meine Zähne sorgfältig, wusch das Gesicht und kämmte meine Haare. Duschen wollte ich erst am späten Nachmittag in der Sporthalle, denn dort hatten sie heißes Wasser. Als ich in mein Zimmer zurückkehrte, verfolgte mich die Stimme meines Vaters durch das Vorzimmer. Ich zog mich an und ging in die Küche. Papa verstummte im selben Augenblick, in dem ich den Raum betrat. Er betrachtete mich mit kaltem Blick über den Rand seiner Kaffeetasse hinweg.
    Mama kam rasch auf mich zu. »Setz dich und trink deinen
    Kaffee.« Ich setzte mich schweigend an den Tisch, Papa gegenüber. War der heutige Abend einmal vorbei, dachte ich, würde er sich über nichts mehr zu beschweren haben. »Hallo, Mimi«, sagte ich, als sie eintrat. Die Atmosphäre war so bedrückend, daß ich mich sogar mit ihr unterhielt.
    Ihr Lächeln war warm und herzlich. »Hallo, Champion«, sagte sie scherzend, »wirst du heute siegen?«
    Papas Faust fiel krachend auf den Tisch. »Verdammt!« schrie er, »sind denn in diesem Haus alle verrückt geworden? Ich will von der Boxerei nichts mehr hören, sag ich euch!«
    Mimi sah ihn trotzig an. »Er ist mein Bruder«, sagte sie gelassen, »ich kann mit ihm sprechen, worüber ich will!« Ich bemerkte, daß meinem Vater der Mund vor Erstaunen offenblieb. Ich glaube, es war das erstemal im Leben, daß Mimi ihm widersprochen hatte. Er rang nach Atem, während Mama ihre Hand beruhigend auf seine Schulter legte.
    »Keinen Streit heute, Harry«, sagte sie entschlossen, »bitte keinen Streit.«
    »A. aber hast du gehört, was sie gesagt hat?« Papa schien jetzt völlig verwirrt.
    »Harry!« Mamas Stimme war jetzt scharf. »Wir wollen unser Frühstück in Frieden essen.«
    Eine gespannte Stille breitete sich über den Raum, die nur vom Klappern der Teller unterbrochen wurde, wenn sie auf den Tisch gestellt oder wieder weggeräumt wurden. Ich aß rasch und schweigend; dann schob ich meinen Stuhl zurück und stand auf. »So«, sagte ich und sah zu ihnen hinunter, »jetzt muß ich in die Sporthalle.«
    Niemand sagte etwas. Ich zwang mich zu einem Lächeln. »Wird mir denn keiner von euch Glück wünschen?« fragte ich. Ich wußte zwar, daß es für mich bedeutungslos war, es wäre aber doch nett gewesen, diese Worte zu hören.
    Mimi ergriff meine Hand, zog mich an sich und küßte mich. »Viel Glück, Danny«, sagte sie.
    Ich lächelte dankbar, dann wandte ich mich an Papa. Er hielt den Kopf über seinen Teller gebeugt und sah mich nicht an. Mama sah mich mit bekümmerten, weitoffenen Augen an. »Wirst du bestimmt vorsichtig sein, Danny?«
    Ich nickte schweigend. Ein Klumpen saß mir in der Kehle, als ich sie ansah, denn plötzlich bemerkte ich alle Veränderungen, die Kummer und Sorgen der letzten Jahre bei ihr bewirkt hatten. Sie nahm mein Gesicht in beide Hände und küßte mich auf die Wange. Sie weinte.
    Ich fischte in meiner Tasche. »Ich hab zwei Eintrittskarten für euch«, sagte ich und hielt sie ihr hin.
    Papa sagte scharf: »Wir brauchen sie nicht!« Dabei starrte er mich wütend an.

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