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Besser verhandeln - Das Trainingsbuch

Titel: Besser verhandeln - Das Trainingsbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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»Behalt sie!«
    Ich hielt die Karten noch immer in der Hand. »Ich hab sie für euch bekommen«, sagte ich.
    »Hast du nicht gehört?! Wir wollen sie nicht!!« Ich sah Mama an, doch sie schüttelte leicht den Kopf. Langsam steckte ich die Karten wieder in die Tasche und ging auf die Türe zu.
    »Danny!« Papa rief mich zurück. Hoffnungsvoll drehte ich mich auf dem Absatz um, denn ich war überzeugt, daß er sich's anders überlegt hatte und griff sogleich in die Tasche, um die Karten wieder herauszunehmen. Dann sah ich in sein blasses grimmiges Gesicht und wußte, daß sich nichts geändert hatte. Er starrte mich aus tiefliegenden Augen an.
    »Du bist also noch immer fest entschlossen, heut abend zu boxen?« Ich nickte.
    »Nach allem, was ich gesagt habe?«
    »Ich muß, Pa«, sagte ich nachdrücklich.
    »Gib mir deinen Wohnungsschlüssel, Danny«, er streckte die Hand aus. Seine Stimme hatte kalt und ausdruckslos geklungen.
    Ich starrte ihn einen Moment an, dann sah ich zu Mama hinüber. Sie wandte sich mechanisch an Papa. »Harry, doch jetzt nicht.« Papa sagte mit zitternder dumpfer Stimme: »Ich habe ihm gesagt, daß er mir nicht mehr ins Haus kommt, wenn er noch einmal boxt. Es war mein voller Ernst!«
    »Aber, Harry«, beschwor ihn Mama, »er ist doch nur ein Kind.« Jetzt wurde Papa wütend. Seine Stimme dröhnte durch die Küche wie Donner. »Er ist Mann genug, um jemanden totzuschlagen! Er ist alt genug, um zu entscheiden, was er will! Ich habe seinetwegen genug ertragen, jetzt hab ich aber genug!!« Er sah mich wieder an. »Du hast noch eine Chance!«
    Ich starrte ihn einen Moment erschüttert an. Ich dachte dabei immer nur, er ist doch dein Vater, bist aus seinem Blut, und das alles ist ihm gleichgültig. Beinahe überrascht sah ich, daß die Schlüssel aus meiner Hand klirrend auf den Tisch flogen. Ich starrte eine Sekunde auf ihren Silberglanz, dann drehte ich mich um und ging hinaus.
    Ich stand vor Fields Schreibtisch, während er das Geld abzählte und auf die Schreibtischplatte warf. Jetzt war auf seinen Lippen kein Lächeln mehr zu finden; und seine Augen, unter den Fettwülsten fast ganz verborgen, waren kalt und verschlagen. Er schob mir das Geld mit seinen feisten Fingern zu. »Da hast du, Junge«, sagte er mit heiserer Stimme, »nimm's.«
    Ich sah darauf hinunter. Es waren fünf nagelneue Hundertdollarscheine. Ich nahm sie in die Hand, sie fühlten sich gut an. Jetzt würde Papa bestimmt ein andres Lied singen, wenn ich ihm das da zeige. Ich faltete sie zusammen und steckte sie in die Tasche. »Danke«, sagte ich widerwillig.
    Er lächelte. »Du brauchst mir nicht zu danken, Danny«, sagte er gelassen, »aber hüte dich, mich zu hintergehen!« Ich sah ihn überrascht an. »Das würde ich nie tun«, antwortete ich rasch.
    »Ich hab's auch nicht geglaubt«, sagte Fields; »aber Spit
    glaubt es.«
    Ich sah zu Spit hinüber, der an der Wand lehnte und seine Nägel mit dem Messer reinigte. Er begegnete meinem Blick. Seine Augen waren kalt und mißtrauisch.
    »Wie kommt's, daß er sich so was ausdenkt?« fragte ich Fields spöttisch.
    Jetzt lachte Fields laut heraus. Sein Sessel krachte, als er aufstand. Er kam um den Schreibtisch herum und schlug mir schallend auf die Schulter. »Schlauer Bursche«, sagte er und seine Stimme klang wieder aufrichtig. »Vergiß bloß nicht, daß es mein Geld ist, um das es dabei geht, Danny«, rief er mir nach.
    Auf der Türschwelle drehte ich mich um. Er sah ungeheuer dick und massig aus, wie er dort vor seinem Schreibtisch stand. »Was soll das heißen?« fragte ich.
    Seine Augen wurden auf einmal groß und enthüllten eine achatfarbene Iris mit winzigen Pupillen. »Ich werde dir genau zusehen«, erwiderte er, und seine Stimme klang bedrohlich.
    Ich öffnete die Türe der Sporthalle und plötzlich trat in dem großen Raum tiefe Stille ein. Vorher waren alle geräuschvoll gewesen, jetzt aber war es totenstill im East Side Boys Club. Mr. Spritzer stand in einer Ecke der Halle. Langsam wandte auch er mir sein Gesicht zu. Ich ging zu ihm hinüber und fühlte, daß alle Augen auf mich gerichtet waren. Ich wollte, sie sähen mich nicht alle so an, als wären sie stolz auf mich, denn in meiner Tasche befanden sich fünfhundert Dollar, die ihnen keinen Grund dazu gaben. »Ich... ich bin schon hier, Mr. Spritzer«, sagte ich nervös, denn nun hatte ich die Überzeugung, daß mich alle Anwesenden bereits durchschaut hatten.
    Ein strahlendes Lächeln überflog sein Gesicht.

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