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Besser verhandeln - Das Trainingsbuch

Titel: Besser verhandeln - Das Trainingsbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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erwiderte meinen Blick. Die warme Suppe machte mich schläfrig. Ich fühlte, wie mich die Müdigkeit übermannte und daß die Schmerzen im Rücken und in den Flanken wiederkehrten. Ich griff müßig nach der Zeitung, die Papa auf den Tisch geworfen hatte, und blätterte die Seiten um, bis ich zu den Sportnachrichten gelangte. Weiße Blätter eines Notizblocks fielen heraus. Ich sah sie neugierig an. Sie waren mit Zahlen bedeckt.
    »Was ist das?« fragte ich und zeigte Mama die Blätter. Sie griff danach. »Ach, nichts«, sagte sie, »dein Vater hat bloß was ausrechnen wollen.«
    »Was?«
    »Ein Freund hat ihm angeboten, ein Geschäft zu kaufen, und Papa hat auszurechnen versucht, ob er das Geld dafür auftreiben könnte.« Sie betrachtete die Blätter in ihrer Hand. »Aber es hat keinen Zweck«, fuhr sie in hoffnungslosem Ton fort, »er kann das Geld nicht beschaffen. Er hat zwar genug Waren, die er in der Nacht, als er den Laden aufgeben mußte, bei Onkel David versteckt hat, aber wo soll er denn genügend Bargeld hernehmen? Am besten ist's, man denkt nicht mehr dran.«
    Ich war wieder hellwach. Wenn ich das Geld beschaffen könnte, würde er mich vielleicht nicht mehr für so schlecht halten. »Wieviel braucht er denn?« fragte ich.
    Mama stand auf und nahm meinen Teller fort. Sie ging zum Spültisch und begann ihn abzuspülen. »Fünfhundert Dollar«, sagte sie tonlos über die Schulter, »aber es ist nicht anders, als wären es fünf Millionen. Wir können sie ja doch nicht bekommen.« Ich starrte ihren Rücken an. Sie ließ die Schultern müde hängen, und es umgab sie eine Atmosphäre widerstandsloser Resignation. Aller Kampfgeist war verschwunden, und ihr war nichts geblieben als die Sorge um die tägliche Existenz.
    Fünfhundert Dollar! Fields sollte dafür gut sein. und zwar mit Leichtigkeit. Er hatte mir selbst gesagt, daß er für das Match über Viertausend an Wetten eingenommen hatte. Plötzlich blickte ich auf. Mama sagte etwas. Es war zwar so, als spräche sie mit sich selbst, wenn sie sich auch umgedreht hatte und mich ansah. »Es hat mir so wohlgetan, Blondie, nur daran zu denken. Vielleicht würde dann alles wieder so werden, wie es war. Aber es hat ja doch keinen Sinn.«
    Ich stand auf. Ich hatte mich entschlossen. »Ich bin müde, Ma, ich geh ins Bett.«
    Sie eilte auf mich zu und ergriff meine Hand. »Danny, hör auf deinen Vater«, sagte sie leise, und ihre Augen flehten mich an, »gib diese ganze Boxerei auf. Er ist fest entschlossen, er hat es geschworen!«
    Ich wollte ihr erzählen, was geschehen war, brachte es aber nicht fertig. Sie könnte es nicht verstehen. Ich konnte ihr nur eine einzige Antwort geben. »Ich kann nicht, Mama.«
    »Um meinetwillen, Blondie«, flehte sie, »ich bitte dich darum. Im Juni wirst du Abitur machen, dann bekommst du einen Job, und alles wird gut werden.«
    Ich schüttelte den Kopf, dann sah ich auf die Notizblätter mit den Zahlen, die Mama auf dem Tisch liegengelassen hatte. Das dort war die Antwort! Und das wußten wir beide. »Ich kann nicht mehr zurück, Mama, ich muß dabeibleiben.«
    Als ich aus dem Zimmer wollte, hielt sie mich am Ärmel fest und zog mich an sich. Sie legte beide Hände um mein Gesicht und sah mir in die Augen. Angst spiegelte sich in ihren Zügen. »Du kannst aber verletzt werden, Danny. So wie dieser Bursche heute abend.« Tränen stürzten ihr aus den Augen. »Ich könnte es nicht ertragen.« Ich lächelte beruhigend und drückte ihren Kopf an meine Brust. »Mach dir keine Sorgen, Mama«, sagte ich und preßte meine Lippen auf ihr Haar. »Mir wird nichts passieren. Es wird bestimmt nichts geschehn.«

15
    Ich blieb einen Moment vor dem Geschäft stehen und sah durchs Fenster. Mein Spiegelbild blickte mir entgegen. Mein Haar erhielt durch die Glasscheibe einen bläulichen Schimmer, so daß es beinahe weiß aussah. Der Laden war leer, und hinter den kleinen Schaltern befand sich nur ein einziger Mann. Ich trat ein.
    Der Mann sah mich an. »Was willst du, Junge?« fragte er in mürrischem Ton.
    »Ich möchte Mr. Fields sprechen«, erwiderte ich. »Schau, daß du 'rauskommst«, schnauzte mich der Mann an, »Fields hat für Halbstarke keine Zeit.«
    Ich starrte ihn kalt an. »Für mich ist er zu sprechen«, sagte ich nachdrücklich, »ich bin Danny Fisher.«
    Ich bemerkte, wie er die Augen aufriß. »Der Boxer?« fragte er, und seine Stimme nahm einen respektvollen Ton an. Ich nickte. Der Mann hob den Telefonhörer ab und sprach rasch

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