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Besser verhandeln - Das Trainingsbuch

Titel: Besser verhandeln - Das Trainingsbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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versagten. Ich schüttelte wild den Kopf und horchte auf das Zählen des Schiedsrichters. Sieben! Da fühlte ich, daß mir die Kraft in die Beine zurückkehrte. Acht! Und jetzt gelang es mir, aufzustehen, mein Kopf war wieder ganz klar. Ich wußte, daß ich mir's zutrauen konnte. Neun! Aber wozu? Ich mußte ja doch verlieren. Ebensogut konnte ich mich schon jetzt auszählen lassen. Als sich die Hand des Schiedsrichters wieder aufwärtsbewegte, stand ich dennoch wieder auf den Beinen. Wozu, zum Teufel, hab ich das getan? Ich hätte liegenbleiben sollen. Der Schiedsrichter hielt mich an den Handgelenken und wischte meine Handschuhe an seinem Hemd ab. Dann trat er zurück und Gardella kam auf mich zugestürzt. Da ertönte der Gong, ich trat rasch zur Seite und begab mich in meine Ecke zurück.
    Ich sank auf meinen Sitz. Ich wünschte mir sehnlichst, daß Spritzer, der mir in die Ohren schrie, endlich den Mund halten würde. Es hatte ja doch keinen Zweck. Plötzlich trafen mich seine Worte bis ins innerste Mark: »Was willst du sein, Danny? Dein ganzes Leben ein jämmerlicher Niemand? Du kannst diesen Burschen mit Leichtigkeit k. o. schlagen. Schüttle deine Lethargie endlich ab und setz ihm tüchtig zu!«
    Ich hob den Kopf und starrte in die andre Ecke hinüber. Gardella grinste selbstbewußt. Ein jämmerlicher Niemand? Das war genau das, was sich abspielen würde. Ich würde genauso sein wie alle übrigen auf der East-Side - unbekannt und namenlos, ein Bursche, der seine Karten falsch gemischt hat.
    Als der Gong ertönte, sprang ich auf und trat in die Mitte des Rings. Gardella kam ohne Deckung auf mich.losgestürzt. Er hatte alle Vorsicht vergessen. Beinahe war ich versucht zu lachen. Er glaubte den Sieg bereits in der Tasche zu haben. Zum Teufel mit dir, Gardella! Zum Teufel mit Fields! Er kann seine fünfhundert zurückhaben und sich von mir aus aufhängen.
    Ich fühlte den Schmerz der Erschütterung fast bis zu meinem Ellbogen hinaufschießen. Der Schlag hatte es in sich! Da steckte Kraft dahinter. Und gleich noch einen! Aber wenn du geglaubt hast, daß der vorige wehgetan hat, du Schweinekerl, dann will ich dir noch diesen verpassen!!
    Ich fing seine schwachen Schläge beinahe lässig ab und ließ meine Faust mit einem Uppercut meiner Rechten emporschnellen. Und jetzt war meine Faust durch das rasante Tempo meiner Schläge, trotz grellster Beleuchtung, nur noch undeutlich zu sehen. Plötzlich taumelte Gardella, und ich trat
    zurück.
    Er fiel. Ich sah zu, wie er fiel, denn es geschah beinahe im Zeitlupentempo. Er stürzte der Länge nach vor meine Füße. Eine Sekunde lang starrte ich auf ihn hinunter, dann ließ ich die Hände sinken, schob meine Shorts zurecht und begab mich sicheren Schrittes in meine Ecke. Ich hatte keine Eile, ich hatte unendlich viel Zeit. Für heute abend war's bei dem Burschen mit dem Boxen vorbei. Der Schiedsrichter winkte mir, und ich eilte zu ihm zurück. Er hielt meinen Arm in die Höhe. Die Menge rief meinen Namen, als ich grinsend in meine Ecke zurückkehrte. Champion! Ich schwebte im siebenten Himmel! Dieses Hochgefühl beflügelte mich den ganzen Weg zur Umkleidekabine. Ich war trunken vor Glück und schritt wie über Wolken.
    Plötzlich war alles vorbei, die freudige Erregung entwich, wie die Luft aus einem Kinderballon entweicht, in den man mit einer Nadel sticht. An der Wand der Ankleidekabine lehnte eine vertraute Gestalt. Das Brüllen der Menge verklang, während ich ihn anstarrte. Es war Spit. Er lächelte mit einem sonderbaren Gesichtsausdruck. Er hatte die Nägel mit seinem Messer gereinigt. Jetzt hob er es, noch immer lächelnd und wies auf mich. Ich fühlte, wie es mich eiskalt überlief. Dann verschwand er in der Menge. Ich blickte mich rasch um, ob jemand etwas bemerkt hatte. Niemand hatte ihn beachtet, alle sprachen aufgeregt durcheinander. Ihre Flut riß mich weiter fort.
    Sam war bereits in der Ankleidekabine, sein Gesicht zerfloß in einem breiten Grinsen. Er ergriff meine Hand. »Ich hab's immer gewußt, mein Junge, daß du's in dir hast! Ich hab's geahnt! Schon damals, beim erstenmal, in der Schule.«
    Ich starrte ihn stumm an. Ich konnte nicht sprechen. Ich wollte nichts als von hier wegkommen, und zwar so schnell wie möglich.
    Umzugstag 17. Mai 1934
    »Gute Nacht, Champ!« Zep lächelte, als er uns in dem schwach beleuchteten Hausflur verließ und die Treppe hinaufstieg. Wir sahen, wie er um die Biegung des ersten Treppenabsatzes verschwand. Dann drehten wir

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