Besser verhandeln - Das Trainingsbuch
Unternehmen, wo sie's aber doch machen«, sagte ich rasch und sah ihn dabei an. »Die suchen sogar noch Verkäufer.« Er war sofort interessiert. Er sah mich scharf an, das Crapspiel war augenblicklich vergessen. »Wo?« fragte er.
»Glaubst du, daß deine Freunde hier dafür Interesse hätten?« fragte ich und wich einer direkten Antwort aus.
Er grinste. »Wer hat kein Interesse am Geldverdienen?« Damit wandte er sich an die andern. »He, Jungens«, rief er, »der
Bursche da behauptet, er kennt ein Unternehmen, wo man vierzig für'n Dollar zahlt und keinen Penny im voraus.«
Das war das Ende des Crapspiels, denn nun drängten sich alle um mich. Sie sprachen alle auf einmal.
Ich hielt die Hand in die Höhe, um mir Gehör zu verschaffen. »Wenn ihr euch morgen früh bei Ben Dorfman einfindet, habe ich fünfundzwanzig Kartons für euch bereit.« Ich sah mich im Kreise um und zählte rasch die Köpfe. Es waren etwa zwanzig. »Ihr könnt eure Freunde auch mitbringen«, fügte ich rasch hinzu, denn ich wollte alle Kartons am Strand draußen haben. Ich rechnete mir aus, daß sich genug Burschen dafür einfinden werden. Ich hatte mich nur in einem Punkt geirrt. Am nächsten Morgen erschienen beinahe fünfzig, und am Ende der Woche waren es schon hundertfünfzig, die unsere Waren verkauften.
4
Die alte abgenützte Weckeruhr auf dem Regal zeigte auf elf, als Ben vom Tisch aufblickte. Das Licht der einzigen herabbaumelnden Glühbirne warf Schatten auf sein erschöpftes Gesicht. Er schob etwas Kleingeld, das noch auf dem Tisch lag, zu seiner Schwester hinüber. »Hier, Sarah«, sagte er mit müder Stimme, »zähl du den Rest, ich bin total erledigt.«
Schweigend ließ sie die Silberstücke durch ihre Finger gleiten. Ben wandte sich an mich. »Was war das für eine Woche!« sagte er völlig erschöpft, »nie zuvor war ich am Sonntagabend so müde. Diese Burschen machen mich fertig.« Ich lächelte. »Ich hab's dir doch gesagt, Pops. Ich glaube, wir haben, seit wir am Donnerstag begannen, etwa achthundert Dollar brutto eingenommen. Die ganze Woche müßte demnach zwölfhundert einbringen. Das bedeutet vierhundert Reingewinn!« Er nickte lächelnd. »Du hast tatsächlich recht behalten, alter Junge«, gab er zu. »Das muß ich anerkennen.«
Jetzt war auch Sarah mit ihrer Arbeit, das Kleingeld in Papierrollen zu verpacken, fertig geworden. Sie stand auf. »Ich hab nie im Leben soviel Kleingeld auf einem Haufen gesehen«, sagte sie. Sie nickte Ben zu, und er wandte sich wieder an mich. »Ich und Sarah möchten, daß du weißt, wie sehr wir's anerkennen, Danny. Du hast viel für mich getan, und von jetzt an bekommst du fünfundzwanzig Prozent von den Einnahmen der Verkäufer.« Ich sah ihn völlig überrascht an. Ich hätte mir nie auch nur annähernd etwas so Gutes träumen lassen. Ich blickte die beiden hilflos an. Ich vermochte nicht zu sprechen.
Ben sagte rasch: »Was hast du, Danny? Ist's nicht genug?« Endlich gelang es mir, den Kopf zu schütteln und lächelnd zu sagen: »Ich. ich hab das nicht erwartet, Ben, ich weiß einfach nicht, wie ich dir danken soll.«
»Danke nicht mir, alter Knabe«, sagte er, »Sarah hier ist es, sie hat gemeint, es wäre nur recht und billig, daß du einen gerechten Anteil bekommst. Wärest du nicht gewesen, hätten wir überhaupt nichts.«
Aus dem Schatten hinter dem Tisch sah mich Sarah strahlend an. »Ja«, sagte sie, »es ist nur recht und billig.«
Unsre Augen begegneten sich. Aber ich schwieg. Es gibt Dinge, die man nicht aussprechen kann, Gefühle, für die man keine Worte findet. Ich verdankte ihr unendlich viel. Hätte sie nicht all das für mich getan, dann wäre ich jetzt nicht hier.
Bens Stimme unterbrach meine Gedanken. »Ich wollte, ich hätte hier ein heißes Bad. Ich könnte ganz bestimmt eins brauchen, und statt diesem verdammten alten Gestell ein wirklich gutes Bett, um mich einmal gründlich auszuschlafen.«
Sarah sah mich an. »Warum kommt ihr beide nicht mit mir ins Hotel? Wir können's uns jetzt leisten. Ihr könnt dort ein
Zimmer mit Bad bekommen und eine Nacht mit allem Komfort verbringen.«
»Das ist die beste Idee, die ich am heutigen Abend gehört habe«, rief Ben begeistert. Er wandte sich an mich. »Was sagst du dazu, mein Junge?«
Ich schüttelte den Kopf. Für mich war das Half Moon Hotel zu groß. Es zog immer eine riesige Menschenmenge aus der Stadt an. Ich tat besser, hierzubleiben. »Nein, Ben«, sagte ich rasch, »geh nur mit Sarah. Es ist
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