Besser verhandeln - Das Trainingsbuch
besser, wenn einer von uns hier bleibt, um die Bude im Auge zu behalten.«
Er sah zuerst mich an, dann Sarah. »Was meinst du?« fragte er. Sie blickte mich an, und ich schüttelte unmerklich den Kopf. Sie verstand sofort. »Ich glaube, Danny hat recht«, sagte sie bedächtig. »Aber du kommst mit mir, Ben. Und Danny wird inzwischen das Geschäft bewachen.«
Die Türe schloß sich hinter ihnen, und ich streckte mich auf meinem Bett aus. Dann zündete ich eine Zigarette an, griff nach dem über dem Bett befindlichen Lichtschalter und knipste das Licht aus. Ich war müde, und fühlte erst jetzt, wie die Müdigkeit langsam aus meinen schmerzenden Beinen in die Höhe kroch. Ich wollte, ich hätte mit den beiden gehen können, denn ein heißes Bad war für mich der Inbegriff von >zu Hausec. Das durfte ich aber nicht riskieren. Da Sarah dort wohnte, könnte ebensogut jemand andrer, der mich kannte, im Hotel auftauchen. Mindestens wußte ich, daß ich mich hier in Sicherheit befand.
Ich drückte meine Zigarette auf dem Boden unter dem Bett aus, kreuzte die Arme hinter dem Kopf und starrte in die Finsternis hinaus. Jetzt hörte ich Schritte auf der Strandpromenade oberhalb des Pavillons. Dort gingen die Leute ständig spazieren. Es war ein monotones dumpfes Geräusch auf den Holzbohlen, und nach einiger Zeit schien es denselben Rhythmus anzunehmen wie mein Herzschlag.
Wie seltsam das alles war! Selbst jetzt fiel es mir noch schwer, daran zu glauben, daß ich beinahe zwei Monate von zu Hause fort war. Ich fragte mich, ob meine Familie überhaupt noch an mich dachte. Von Mama glaubte ich's bestimmt zu wissen, aber bei den andern war ich nicht so sicher. Papa war zu eigensinnig, um auch nur vor sich selbst zuzugeben, daß er an mich dachte. Ich verbarg mein Gesicht in den Armen und schloß die Augen. Das gedämpfte Geräusch oben auf der Promenade löste die Spannung in meinem Körper. Ich schlief ein.
Es klopfte. Ich setzte mich im Finstern kerzengerade auf und knipste den Lichtschalter an. Die Uhr zeigte fast ein Uhr morgens.
Jetzt klopfte es nochmals. Ich sprang aus dem Bett und rieb mir verschlafen die Augen, während ich zur Türe schritt. Ich hatte gar nicht die Absicht gehabt einzuschlafen, bloß ein wenig ruhen wollen, um nachher noch auszugehen. »Wer ist da?« rief ich. »Sarah«, kam die Antwort.
Ich öffnete die Türe und sah hinaus. »Was tust denn du hier?« fragte ich überrascht.
Ihr Gesicht wurde von der Lichterkette der Strandpromenade beleuchtet. »Ich konnte nicht schlafen«, antwortete sie, »da bin ich ein bißchen spazieren gegangen und dabei auch hier vorbeigekommen. Ich war neugierig, ob du vielleicht noch wach bist.« Ich trat von der Türschwelle zurück. »Ich habe nur ein wenig gedöst und wollte noch einen Spaziergang machen.« Sie trat in den Bungalow, und ich schloß hinter ihr die Türe. »Hat Ben sein Bad bekommen?« fragte ich.
Sie nickte. »Er ist gleich danach eingeschlafen. Er war sehr glücklich, ich kann mich nicht erinnern, daß er seit seinem Unfall so glücklich war.«
»Das freut mich aufrichtig«, sagte ci h und ging zu meinem Bett hinüber. Sie hatte sich mir gegenüber auf ein kleines Stühlchen gesetzt. »Hast du eine Zigarette?« fragte sie.
Ich fischte eine Packung aus meiner Tasche und warf sie ihr hinüber. Sie fing sie geschickt auf und nahm sich eine Zigarette heraus. »Streichholz?«
Ich erhob mich und zündete sie ihr an; dann ging ich wieder zurück und setzte mich. Sie rauchte eine Zeitlang schweigend, während ich sie ansah. Schließlich ergriff sie das Wort. »Wie alt bist du, Danny?«
»Achtzehn«, sagte ich, wobei ich mich ein wenig älter machte. Sie schwieg wieder. Ihre blauen Augen waren gedankenvoll. Ihre Zigarette brannte bis auf ihre Finger hinunter, dann drückte sie sie auf einem neben ihr stehenden Teller aus. »Ich muß morgen wieder zurück«, sagte sie langsam. Ich nickte. »Ich weiß.«
Sie preßte die Lippen zusammen. »Ich gäbe was drum, wenn ich nicht in die Stadt müßte. Aber er kommt ja zurück.« Plötzlich stand sie auf und erschreckte mich beinahe durch die Heftigkeit dieser Bewegung. »Ich hasse ihn, ich hasse ihn«, rief sie voll Bitterkeit. »Ich wollte, ich hätte ihn nie gesehen!« Ich versuchte zu scherzen. »Ich auch.«
Ihr Gesicht hatte jetzt einen gepeinigten Ausdruck. »Was weißt du von ihm?« fragte sie mit rauher Stimme, »was kannst du von ihm wissen?! Dich kann er nur verwunden oder töten, aber er kann dir nicht
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