Besser verhandeln - Das Trainingsbuch
mir ihr Gesicht wieder zu. Sie sah jetzt sehr jung aus. »Erinnerst du dich, Danny, was ich dir einmal gesagt habe? Es war folgendes: >Nie ist's aus Liebe geschehen, immer nur für Geld. Nie um meiner selbst willen.< Aber einmal im Leben möchte ich, daß es anders ist, einmal möchte ich, daß es für mich ist, weil ich mir's wünsche, nicht weil ich dafür bezahlt werde.« Ich drückte meine Lippen sanft auf ihren Mund. »Es soll genauso sein, wie du dir's wünscht, Sarah«, sagte ich weich. Etwas hatte ich bereits gelernt: man kann eine Freundschaft nicht damit vergelten, daß man einfach sagt, man könne das nicht geben, was der andre von einem verlangt. Und ist der andre bereit einen Ersatz zu
akzeptieren, dann täuscht man ihn nicht; dann täuscht er nur sich selbst. Sarah mußte etwas finden, um sich für vieles zu
entschädigen, und das war ich.
Sie trocknete mir den Rücken mit dem Handtuch. »Es ist mir bis jetzt nicht so aufgefallen«, sagte sie, »aber du bist beinahe so schwarz wie ein Neger, und deine Haare sind von der Sonne ganz ausgebleicht. Jetzt würde dich wohl niemand
wiedererkennen.« Ich sah sie über die Schulter grinsend an. »Du hast mich aber wiedererkannt.«
»Weil ich gewußt habe, wo ich dich finden kann«, sagte sie rasch. Ein nachdenklicher Ausdruck breitete sich über ihr
Gesicht. »Da fällt mir ein: kennst du Sam Gottkin?«
»Ja«, antwortete ich, »was ist mit ihm?«
Sie sah mir in die Augen. »Er war gestern deinetwegen bei Maxie.«
»Was wollte er?« fragte ich rasch.
»Er wollte wissen, wo du bist. Ein junger Italiener war mit ihm gekommen, ich glaube er hieß Zep. Kennst du ihn?« Ich nickte. »Er ist der Bruder meines Mädels. Wie sind sie bloß an Maxie geraten?«
»Sie hatten gehört, daß Maxie in der Nacht nach dem Match überall nach dir gesucht hat und waren gekommen, um den Grund zu erfahren. Sam und Maxie sind alte Freunde. Sam sagte, er habe überhaupt nicht gewußt, daß du verschwunden bist, ehe deine Schwester zu ihm kam. Warum, glaubst du, ist sie zu ihm gegangen?«
»Ich habe früher für Sam gearbeitet«, erklärte ich ihr rasch. »Außerdem sollte Sam, wenn ich Profi würde, mein Manager werden. Was haben sie gesagt?«
»Maxie sagte ihm das, was er wußte. Und das war - nichts.«
»Hat er ihnen gesagt, weshalb er mich gesucht hat?« fragte ich. Sie nickte. »Sam war außer sich vor Wut. Er schrie, Maxie solle die Hände von dir lassen, und beschimpfte ihn nach allen Regeln der Kunst.«
Ich sah sie erstaunt an. »Und Maxie ließ sich das gefallen?«
»Nicht ganz«, antwortete sie. »Maxie behauptete, Sam hätte ihm einen Anteil anbieten müssen, da du aus seinem Territorium bist. Sie begannen heftig zu streiten, und Maxie brüllte, wenn er dich je erwischte, würde er mit dir nach Gebühr verfahren. Darauf sagte Sam, er solle ja nichts unternehmen, ohne es ihn zuerst wissen zu lassen, da er selbst eine Rechnung mit dir zu begleichen habe.« Ich starrte sie an. Das war das Ende. Jetzt gab's niemanden mehr, auf den ich zählen konnte. »Ist Maxie darauf eingegangen?« fragte ich.
»Offenbar hat er schließlich doch eingewilligt«, antwortete sie, »denn nachher haben sie sich bei einigen Drinks zusammengesetzt und über Geschäfte unterhalten. Am Ende rief Sam deine Schwester an, machte mit ihr für den Abend ein Rendezvous aus, und empfahl sich. Nachdem er gegangen war, trampelte Maxie im Zimmer auf und ab und schwor, wenn er
dich finden sollte, würde Sam erst >nachher< etwas erfahren.«
So ungefähr hatte ich es auch von ihm erwartet. Er konnte nicht anders handeln. Ihre nächste Frage überraschte mich sehr. »Ist deine Schwester mit Gottkin verlobt?«
Mir blieb der Mund offenstehen. »Wieso kommst du ddarauf?« stotterte ich.
»Weil Sam als Grund, weshalb er nicht will, daß man dir etwas tut ehe er mit dir gesprochen hat, angab, daß du der Bruder seiner Braut bist, und wenn dir etwas zustieße, würde das seine diesbezüglichen Pläne vernichten.« Ihr Ton war jetzt sehr neugierig. »Hastdu's denn nicht gewußt?«
Ich schüttelte nachdenklich den Kopf. »Ich hab nicht einmal gewußt, daß sie sich kennen.« Ich überlegte, wie das zustande gekommen sein konnte. Es schien mir merkwürdiger als alles übrige, was ich von ihr erfahren hatte. Sam und Mimi... irgendwie konnte ich es nicht glauben.
Vom Strand her rief uns eine Stimme. Ben stand
Weitere Kostenlose Bücher