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Besser verhandeln - Das Trainingsbuch

Titel: Besser verhandeln - Das Trainingsbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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dort und winkte uns. »He!« rief er, »kommt ihr denn überhaupt nicht mehr arbeiten? Was glaubt ihr denn? Ist jetzt vielleicht Weihnachten?«

3
    Ich saß vor dem Ladentisch und verpackte Erdnüsse. »Zum Teufel mit diesen Jungens!« fluchte Ben. Ich sah erstaunt über seine Heftigkeit zu ihm auf. »Was ist denn los?« fragte Sarah.
    Er wies mit seinem gesunden Arm auf den Strand. »Ein Kunde wollte eben zu mir kommen, aber einer von diesen verdammten Jungen erwischte ihn zuerst, 's ist ein Wunder, daß wir von dem Verdienst noch leben können, bei den vielen
    Bälgern, die sich da 'rumtreiben!«
    Sarahs Stimme klang nachsichtig.
    »Reg dich nicht auf«, sagte sie begütigend, »es nützt ja doch nichts.«
    Doch Bens Stimme klang weiterhin ärgerlich. »Wir zahlen für unsere Konzession hier eine Unsumme, und diese Jungen ruinieren mir alles. Sie    zahlen    nichts dafür, wenn    sie    die
    Eiscremebecher dort draußen herumtragen und das Zeug am Strand verkaufen. Es müßte doch ein Mittel geben, es ihnen zu verbieten! «
    »Die Polizisten verjagen sie ja, wenn sie sie sehen«, sagte Sarah. »Ach was«, erwiderte Ben entrüstet, »die sind die meiste Zeit damit beschäftigt, die Weiber anzustarren, und kümmern sich nicht drum.«
    »Ich möchte keinen    ganzen    Tag dort draußen    in    der
    Sonnenglut und im brennheißen Sand herumwaten und Eiscreme verkaufen, nur um ein paar Dollar zu verdienen«, sagte sie.
    Er stampfte von ihr weg, und sein Holzbein nachschleppend, verschwand er wortlos im Hinterzimmer.
    Ich stand müde auf und streckte mich. »Das hat aber sehr bös geklungen«, sagte ich.
    Sarah sah bekümmert aus. »Er hat schon recht«, antwortete sie. »Das Geschäft hier war sein Wunschtraum, und er möchte, daß es auch gut geht. Aber wie es jetzt aussieht, bringt er während der Sommersaison knapp die Kosten herein. Er verdient aber nicht    genug,    um über den    Winter
    hinwegzukommen. Und das bedeutet, daß er mich wieder    um
    Geld bitten muß. Das widerstrebt ihm, weil er auf eigenen Füßen stehen möchte.«
    Ich antwortete nicht und begann die Erdnüsse auf dem Ladentisch aufzuschichten. Ich glaube, daß sie recht hatte, denn ich wußte, was in ihm vorging. Eben jetzt konnte ich draußen am Strand wieder vier solche Jungen zählen. Ich hörte ihre schrillen Stimmen, die uns die Brise herüberwehte. »Knuspriges Popcorn!«
    »Eiscremebecher!«
    »Erdnüsse!«
    »Eislutscher!«
    Die meisten waren Jugendliche. Es schienen sogar recht nette Burschen unter ihnen zu sein, ich hatte gelegentlich mit diesem oder jenem gesprochen. Die meisten mußten froh sein, wenn sie täglich etwas mehr als einen Dollar verdienten, denn die Händler, von denen sie ihre Ware kauften, raubten sie buchstäblich aus. Billigte jemand aber diesen Jungen einen anständigen Anteil zu, dann könnte er ein Vermögen verdienen, denn es waren unzählige Burschen, die ihre Waren am Strand verkauften.
    Plötzlich überfiel mich ungeheure Erregung. Welcher Narr war ich gewesen, es nicht schon früher erkannt zu haben! Es war doch das einzige, was ich dort oben auf dem Land von Sam gelernt hatte. Sam verdiente an seinen Unternehmen so viel, weil er seinen Leuten einen anständigen Anteil überließ. Warum sollte Ben hier nicht dasselbe tun?
    Ich suchte Sarah mit dem Blick. Sie stand mit Ben bei der Registrierkasse und sah auf den Strand hinaus. Ich klopfte Ben auf die Schulter, und er drehte sich um. »Diese Jungen würden für dich ebenso arbeiten wie für jemand andern«, sagte ich. Er sah mich verwirrt an. »Welche Jungen? Wovon sprichst du?« Ich wies mit dem Daumen auf den Strand. »Die Jungen dort draußen. Warum beschäftigst du sie nicht?«
    »Mach dich nicht lächerlich«, schnauzte er mich an, »ich hab wahrhaftig keine Zeit, hinter diesen Bengeln herzulaufen und meinen Anteil einzukassieren.«
    »Du brauchst das gar nicht«, sagte ich, »sie bezahlen die Ware im voraus.«
    »Nein, nur die Hälfte«, widersprach er, »den Rest muß man eintreiben. Warum sollen sie übrigens gerade mit mir Geschäfte machen?«
    »Es muß einen Weg geben, darum herumzukommen«, sagte ich. »Angenommen, wir nehmen kein Geld im voraus? Wie wär's, wenn sie uns ein Pfand daließen? Etwa eine Uhr oder ein Fahrrad? Dann brauchten sie kein Bargeld und kämen garantiert lieber zu uns.«
    »Ach was, schlag dir das aus dem Kopf«, sagte Ben verärgert. Er griff nach einem Tuch und begann den Ladentisch

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