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Besser verhandeln - Das Trainingsbuch

Titel: Besser verhandeln - Das Trainingsbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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wirst eine Anstellung finden«, sagte sie, »es kann ja nicht ewig so weitergehen.«
    Ich wandte mich ab und zündete mir eine Zigarette an. »Das sag ich mir schon die ganze Zeit«, sagte ich.
    Der Schmerz saß weit tiefer als bloß in ihren Augen. »Du freust dich nicht, daß wir ein Kind bekommen«, sagte sie klagend. »Warum soll ich mich denn nicht freuen?« fragte ich und ließ den Rauch durch die Nase entweichen. »Ich werde vor Glück durch die Straßen tanzen! Weil's nämlich so großartig ist! Ich bin noch nie im Leben so glücklich gewesen!«
    Sie schlug die Augen zu Boden. »Ich kann nichts dafür, Danny«, versuchte sie sich zu rechtfertigen, »es. es ist eben passiert.«
    »Natürlich! Es ist eben passiert«, wiederholte ich sarkastisch. »Und dabei gibt's Dutzende von Möglichkeiten, es zu verhüten. Aber meine Frau glaubt nicht daran! Sie muß sich die verrückte Idee in den Kopf setzen, daß es einen Rhythmus gibt! Sie muß.«
    »Danny!«
    Ich schwieg und sah sie an. Ihre Augen standen voll Tränen. Ich zog schweigend an meiner Zigarette.
    Mit tränenerstickter Stimme fragte sie kläglich: »Danny, wünschst du dir denn kein Kind?«
    Der schmerzliche Ton ihrer Stimme ging mir zu Herzen. Ich zog sie an mich. »Verzeih mir, Nellie«, sagte ich rasch, »natürlich wünsche ich mir ein Kind. Es ist bloß, weil ich mir
    Sorgen mache. Kinder kosten Geld, und gerade das haben wir nicht.«
    Sie lächelte unter Tränen. »Babys brauchen nicht viel«, flüsterte sie, »sie brauchen nur viel Liebe.«
    Aber so einfach ist's nicht gewesen. Sie brauchen auch Geld. Ich erinnerte mich, wie wir, als unser letzter ersparter Dollar verbraucht war, zum Sozialamt gegangen waren und um Unterstützung nachsuchten. Wie uns der Beamte angesehen hatte - erst mich, und dann Nellie, die hochschwanger war -, als wolle er fragen, welches Recht wir hätten, Kinder in die Welt zu setzen, wenn wir nicht einmal imstande seien, uns selbst zu erhalten. Wir hatten zahllose Fragebogen ausfüllen müssen, und die Ermittlungsbeamten waren zu allen Tageszeiten in unsre Wohnung gekommen. Es gab endlose Untersuchungen, bis nichts Privates in unserem Leben geblieben war. Ich erinnerte mich, wie uns die Ermittlungsbeamtin den ersten Scheck überbrachte. Es war eine dicke Frau in einem alten Pelzmantel. »Das ist für Nahrungsmittel und andre lebenswichtige Dinge«, hatte sie gesagt.
    Ich hatte genickt, ohne ihr in die Augen zu sehen. »Sollten wir erfahren«, fuhr sie in warnendem Ton fort, »daß Sie einen Teil davon für Whisky, Glücksspiel oder einen andern nicht vorgesehenen Zweck verwenden, dann stellen wir weitere Zahlungen unverzüglich ein.«
    Ich fühlte zwar, wie mein Gesicht flammend rot wurde, sah sie aber nicht an. Ich brachte es einfach nicht fertig. Nach dieser Demütigung meinte ich, nie wieder jemandem in die Augen schauen zu können.
    Das war damals, ehe Vickie geboren wurde. Ich sah sie zum erstenmal, als mich die Säuglingsschwester des Städtischen Krankenhauses durch die Glastüre schauen ließ. Vickie, meine Tochter, mein Kind. Rosig und blond wie ich. Ich glaubte vor Stolz platzen zu müssen. Da wußte ich auch, daß ich nichts
    Unrechtes getan hatte, nichts, dessen ich mich zu schämen brauchte. Es lohnte sich, alle Demütigungen auf sich zu nehmen, wenn man dann vor ihr stehen konnte und sie ansehen durfte.
    Nachher hatte man mir erlaubt, zu Nellie zu gehen. Sie lag, gemeinsam mit sieben andern Frauen, in einem Zimmer im vierten Stock des Krankenhauses. Während ich auf ihr Bett zueilte, blickte sie mich mit weitgeöffneten dunklen Augen an. Ich wußte nicht, was ich sagen sollte. Ich beugte mich über ihr Bett, küßte sie auf den Mund und legte meine Hand auf ihren Arm. Als sie zu mir aufsah, bemerkte ich eine kleine blaue Vene, die an ihrem Hals pulsierte. Sie schien sehr müde zu sein. »Es ist ein Mädchen«, sagte sie. Ich nickte.
    »Aber sie hat dein Haar«, fügte Nellie rasch hinzu. »Und deine Augen und dein Gesicht«, sagte ich hastig, »ich hab sie gesehen, sie ist eine kleine Schönheit!«
    Da lächelte Nellie. »Bist du nicht enttäuscht?« fragte sie mit einer ganz kleinen Stimme.
    Ich schüttelte entschieden den Kopf. »Sie ist genau das, was ich mir gewünscht habe«, sagte ich mit Nachdruck. »Dein zweites Ich.« Die Schwester trat zu uns. »Mr. Fisher, es wird besser sein, wenn Sie jetzt gehen«, sagte sie.
    Ich küßte Nellie nochmals und verließ das Krankenzimmer. Ich kehrte nach Hause zurück

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