Besser verhandeln - Das Trainingsbuch
Aussichten dafür? Hast du was gefunden?« Ich schüttelte den Kopf. »Ich kann's noch nicht sagen, Baby«, antwortete ich leichthin, »schließlich bin ich erst am Nachmittag hingegangen und war nur in ein paar Agenturen. Morgen werde ich mehr wissen, wenn ich ganz zeitig hingehe.« Ein Schatten der Besorgnis flog über ihr Gesicht. »In den Zeitungen steht, daß die Arbeitslosigkeit jetzt ungewöhnlich groß ist.«
»Ach was, die Zeitungen!« sagte ich spöttisch, »die schreiben über alles, was eine Schlagzeile ausmacht.«
»Aber schau bloß, wie viele Familien von der Unterstützung leben müssen! Das hat doch was zu bedeuten.«
»Ganz gewiß« - ich sah sie dabei zuversichtlich an -, »das sind eben Leute, die nicht arbeiten wollen. Wenn es dir wirklich ernst ist, kannst du jederzeit einen Job bekommen. Ich will arbeiten, und ich werde eine Stellung bekommen.«
»Ja, Danny«, fuhr sie fort, »aber es sind doch nicht alle Arbeitslosen faul.«
Sie schwieg einen Moment, dann sah sie mich wieder an. »Was geschieht aber, wenn du längere Zeit keine Anstellung findest?«
Ich lachte. »Ach, wir werden uns schon behelfen. Darüber brauchen wir uns wahrhaftig keine Sorgen zu machen. Außerdem arbeitest du ja noch.«
»Was aber, wenn ich nicht mehr arbeiten könnte? Wenn ich aufhören müßte?« Sie errötete und schlug die Augen zu Boden. »Was ist, wenn ich ein Baby bekomme?«
»Das muß ja nicht unbedingt sein«, sagte ich etwas spitz, »es gibt Mittel, um es zu verhüten.«
Plötzlich schwand die Röte aus ihrem Gesicht, sie sah blaß und erregt aus. »Die Katholiken lehnen das ab, es ist gegen die
Religion. Es ist eine Sünde«, erklärte sie, während sie zu Boden sah. »Was machen wir dann?« fragte ich, »du kannst doch nicht ständig schwanger herumlaufen.«
»Es gibt gewisse Zeiten, in denen es ganz sicher ist.« Sie wich meinen Augen aus.
Ich begann selbst etwas verlegen zu werden. Ich hatte noch zu wenig Erfahrung.
»Wenn es aber doch zu einer andern Zeit geschieht?« fragte ich neugierig.
Sie mied meine Augen noch immer. »Es darf eben nicht geschehen. Man darf es nicht geschehen lassen.«
»Das ist die Höhe!« rief ich, »wir werden das tun, was alle andern tun.«
Ich hörte, wie sie leise zu schluchzen begann. »Mein Gott!« rief ich, »weshalb weinst du denn? Ich hab doch nichts Unrechtes gesagt!« Sie legte ihre Arme um meinen Hals und lehnte ihre Wange an mein Gesicht. »Ich kann's nicht tun, Danny!« rief sie, »ich kann's nicht tun! Ich habe schon genug Sünden auf mich geladen.« Ich drückte sie liebevoll an mich. Ihr Körper war steif vor Angst, einer Angst, die ich nicht zu verstehen vermochte. Obwohl sie dem Priester mutig entgegengetreten war, hatte sein Besuch die ganze Situation für mich doch bedeutend schwieriger gestaltet. »Okay, Nellie, okay«, sagte ich beschwichtigend, »wir werden alles so machen, wie du es willst.«
Ihre Tränen verwandelten sich unverzüglich in ein strahlendes Lächeln. »Oh, Danny«, rief sie und überschüttete mein Gesicht mit unzähligen kleinen Küssen, »du bist so gut zu mir! Ich liebe dich!«
»Ich liebe dich auch, Baby«, sagte ich und sah sie lächelnd an, »aber ist's heute auch sicher?«
Das vierte Buch Mein Alltagsleben
1
Sie ging an der Kosmetikabteilung vorbei bis zu meiner Abteilung am Soda-Automaten und kletterte auf einen Barstuhl. Sie rutschte einen Moment herum, um so zu sitzen, daß ihr Busen auch über dem Bartisch richtig zur Geltung kam. Ich sah verstohlen zu Jack, dem Boß, hinüber und bemerkte, wie fasziniert er sie anstarrte. Es wir ihm nicht übelzunehmen, denn sie hatte ein Zwillingspaar aufzuweisen, das sich sehen lassen konnte. Ich fuhr mir, ehe ich mich ihr zuwandte, zuerst mit dem Tuch übers Gesicht. Es war eine jener feuchtwarmen Nächte, die im Oktober über New York hereinbrechen. Ich lehnte mich über den Bartisch und fragte lächelnd: »Ja, Miß?« Dabei blickte ich über sie hinweg auf die Wanduhr. »Einen Coke mit Zitrone, Danny.« Sie lächelte ebenfalls und machte Schlafzimmeraugen.
»Bitte sehr, bitte gleich«, sagte ich mit einem ebenso schwülen Blick. Ohne mich umzudrehen, griff ich hinter mich und nahm ein Glas vom Wandbrett. Ihr Lächeln wurde noch intensiver. Ich hielt das Glas unter den Hahn und betätigte den Hebel. Dann schob ich das Glas unter den Selterswasserhahn und drückte den Griff mit dem Handgelenk herunter. Während sich das Glas füllte, preßte ich den Saft einer Achtelzitrone
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