Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Besser verhandeln - Das Trainingsbuch

Titel: Besser verhandeln - Das Trainingsbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
Vom Netzwerk:
und verbrachte in der einsamen Wohnung eine ruhelose Nacht. Frühmorgens ging ich fort, um eine Stelle zu suchen.
    Wie gewöhnlich war's wieder nichts gewesen. Schließlich beschloß ich, halb wahnsinnig vor Angst, mein Kind nicht ernähren zu können, Sam aufzusuchen und ihn zu fragen, ob er mir nicht helfen könne. Ich erinnerte mich, wie ich fast eine Stunde vor dem Empire State Building, in dem er sein Büro hat, auf der Straße gestanden hatte, ohne den Mut aufzubringen. Schließlich war ich doch mit dem Lift zu seinem Büro hinaufgefahren.
    Die Empfangsdame wollte mich nicht einlassen, er wolle mich nicht empfangen. Da ging ich wieder hinunter, zu einem Telefonautomaten und rief ihn von dort aus an. Er antwortete in schroffem Ton. Schon bei seinen ersten Worten lief es mir kalt über den Rücken. Ich warf den Hörer auf die Gabel zurück und hatte einen bitteren Geschmack im Mund, während seine Worte noch immer in mir nachhallten. »Was ist 'n los, Junge? Kommst schon wieder betteln?« Erst von diesem Moment an wußte ich, daß sich alle Türen vor mir geschlossen hatten. Es gab tatsächlich niemanden mehr, an den ich mich wenden konnte.
    Nellie war mit dem Baby nach Hause gekommen und fast der ganze Sommer verging, ehe ich etwas fand. Das war erst vor wenigen Wochen gewesen, und ich verdiente nicht einmal genug, um unsern Unterhalt zu bestreiten.
    Es war zwar Nachtarbeit, aber ich war so verzweifelt gewesen, daß ich gierig danach griff. Angestellter bei einem Sodaautomaten mit sechs Dollar in der Woche und den Trinkgeldern. Falls es mir gelingen sollte, es vor den Leuten des Sozialamtes geheimzuhalten, konnten wir damit auskommen, denn die paar Extra-Dollar waren uns eine große Hilfe. Mit den zweiundsiebzig Dollar im Monat, die sie als Unterstützung zahlten, reichte man nicht weit. Ich säuberte die letzte Pumpe und sah wieder auf die Uhr. Halb drei. Ich zog meine Schürze aus und legte sie unter den Bartisch, wo ich sie morgen abend wieder finden würde. Wenn ich rasch zur U-Bahn lief, konnte ich um drei Uhr zu Hause sein. Auf die Art könnte ich wenigstens noch einige Stunden schlafen, ehe die Fürsorgerin frühmorgens mit dem Scheck erschien. Gewöhnlich kam sie schon um sieben Uhr zu uns.
    Während ich am Tisch saß und der nasalen monotonen Stimme von Miß Snyder lauschte, vermochte ich die Augen kaum offenzuhalten. Miß Snyder war die Fürsorgerin, die für uns zuständig war. Sie gehörte zu jenen Leuten, die sich einbilden, in allen Belangen Fachleute zu sein. Eben jetzt gab sie Nellie Anleitungen, wie sie zu den Spaghetti eine Fleischsoße ohne Fleisch zubereiten könne. »Ich finde das wunderbar, was, Danny?«
    Nellies Worte veranlaßten mich, die Augen weit aufzureißen. »Was?« stotterte ich, »ja, gewiß.«
    »Sie haben nicht zugehört, Mr. Fisher«, sagte Miß Snyder mit kaltem Tadel.
    »O doch, Miß Snyder«, beeilte ich mich zu versichern, »ich habe jedes Wort gehört.«
    Sie betrachtete mich scharf durch ihre dünne Stahlbrille. »Sie scheinen sehr müde zu sein, Mr. Fisher«, sagte sie argwöhnisch, »sind Sie gestern abend erst so spät schlafen gegangen?« Jetzt war ich hellwach. »Nein, Miß Snyder«, ich versuchte ihren Argwohn zu zerstreuen, »ich bin sogar sehr früh zu Bett gegangen, aber ich konnte nicht schlafen, weil ich mir Sorgen machte.« Sie wandte sich wieder an Nellie. Ich merkte ihr an, daß ich keinen Eindruck auf sie gemacht hatte. »Und wie geht's dem Baby, Mrs. Fisher?« fragte sie glucksend.
    »Wollen Sie sie sehen, Miß Snyder?« Nellie war bereits aufgesprungen. Ich lachte verstohlen. Nellie wußte, wie man sie behandeln mußte. Miß Snyder war eine alte Jungfer und ein Kindernarr.
    Von jetzt an könnte ich einschlafen und mit dem Kopf auf dem Tisch schnarchen, sie würde nicht einmal bemerken, daß
    ich vorhanden war.
    Ich wartete, bis Miß Snyder wieder gegangen war, dann taumelte ich blindlings ins Bett zurück. Ich nahm mir nicht einmal die Mühe, die Hose auszuziehen, und war sofort eingeschlafen. Ich erwachte mit dem Gefühl, allein in der Wohnung zu sein. Ich drehte den Kopf, um auf die Uhr zu schauen, die auf einem Tischchen neben meinem Bett stand. Es war zwölf Uhr. Ein kleiner weißer Zettel lehnte an der Uhr. Er war von Nellie.
    Bin hinuntergegangen, um den Scheck einzulösen, die Rechnungen zu bezahlen und verschiedenes einzukaufen. Habe Vickie mitgenommen, damit Du Dich ausschlafen kannst. Auf dem Herd steht Kaffee. Bin um drei wieder zurück.
    Ich

Weitere Kostenlose Bücher