Besser verhandeln - Das Trainingsbuch
weil er das Gefühl hatte, wieder einmal gewonnen zu haben. Ich kannte diesen Blick. »Wie steht's aber mit den Spesen für deine auswärtigen Fahrten, he? Hast sie dir schon mal angeschaut, was? Du glaubst wahrscheinlich, ich weiß nicht, daß du dir dabei was abzweigst?«
Ich grinste ebenfalls. »Das stimmt allerdings, Sam«, gab ich zu, »es sind aber bloß ein paar Dollar. Du gibst mir ja nie genug mit, damit ich mal 'nen wirklich guten Schnitt machen kann.«
»Woher willst du dann den Zaster nehmen?« fuhr Sam plötzlich auf mich los.
Ich dachte eine Minute nach. »Ich hab etwa fünfzehnhundert Dollar auf unserm Konto. Die Hälfte der Summe würde mir die Bank geben, wenn ich ihr meine Wohnungseinrichtung verpfände, und den Rest bekomme ich... von dir.«
Sam sprang auf. »Von mir?« brüllte er wütend. »Hältst du mich für 'nen Trottel? Welche Sicherheit kannst du mir geben, daß ich mein Geld wieder zurückbekomme?«
Ich sah ihn gelassen an. »Du bekommst mein Wort.«
»Auf dein Wort hin hab ich schon einmal fünftausend verloren«, rief er höhnisch. »Du glaubst wohl, ich laß mich ein zweitesmal von dir 'reinlegen?«
Meine Augen waren eiskalt. »Damals hast du dir einen dummen Jungen gekauft, Sam. Es hatte aber nichts mit mir zu tun, denn du wolltest ja nur durch mich zum Ruhm gelangen. Ich hätte nie was davon gehabt. Mein einziger Gewinn war gewesen, ständig herumgeboxt zu werden.«
»Nun, ich kaufe aber nicht«, sagte er nachdrücklich und setzte sich wieder hinter seinen Schreibtisch.
Doch ich war bereits entschlossen. »Aber ich«, sagte ich, »und du wirst auch noch einsteigen.«
»Wie kommst du auf diese Idee?« fragte er.
Ich sah ihn listig an. »Erinnerst du dich, auf welche Art ich meine Anstellung bei dir bekommen hab?« fragte ich. »Damals glaubte ich, ich war jemand. Seither bin ich viel 'rumgekommen. Du bist ja der geborene Don Juan. Ich hab tatsächlich nicht gewußt, welche diesbezüglichen Qualitäten du hast, hätte ich nicht eine gewisse kleine Tänzerin kennengelernt, die du in einem Hotel außerhalb der Stadt einquartiert hast.«
Ich glaubte, ihm würde eine Ader platzen. Sein Gesicht nahm eine dunkle Purpurfarbe an. »Wieso weißt du von ihr?« gelang es ihm schließlich zu fragen.
»Man kommt 'rum, Sam«, erwiderte ich lächelnd, »jetzt bin ich eben ein großer Junge.«
Er räusperte sich unsicher, griff nach einem Bleistift und spielte damit. »Du weißt doch, wie das ist, mein Junge«, sagte er verwirrt und mied meinen Blick, »ich bin verrückt nach deiner Schwester, aber sie bildet sich jedesmal, wenn ich ihr in die Nähe komme, ein, krank und erschöpft zu sein. Ein Mann muß sich doch mal irgendwo austoben können.«
»Ich übe keine Kritik an dir, Sam«, sagte ich in nachsichtigem Ton, »vielleicht beneide ich dich sogar. Ich glaube aber nicht, daß Mimi diese Sache sehr schätzen würde. Sie ist nämlich ein besonders stolzer Mensch.«
Sam starrte mich an, dann lehnte er sich behaglich in seinem Sessel zurück. Alle Gehässigkeit war aus seiner Stimme verschwunden.
»Hör mal, mein Junge, ist's nicht genug, daß ich mich deiner damals angenommen hab, als du dich in dieser scheußlichen Situation befunden hast und sonst niemanden hattest, an den du dich wenden konntest? Ist's nicht genug, daß ich dafür gesorgt hab, daß du nicht in den Knast kommst, daß ich die Kaution erlegt, die Sache mit der Anklage geregelt und dir obendrein noch eine Anstellung gegeben hab? Bist du noch immer nicht zufrieden?«
Ich erhob mich und lehnte mich über den Schreibtisch. Ich sprach jetzt ganz aufrichtig mit ihm. »Ich verdanke dir mehr als irgend jemandem auf der Welt, Sam. Glaub mir, ich bin dir für alles dankbar, was du getan hast. Mir ist's ebensowenig recht, dich erpressen zu müssen, wie dir selbst. Aber 's gibt mehr auf der Welt als bloß 'ne Anstellung, von der man leben kann. Ein Mann muß auch etwas eigenes Geld haben. In einer Stellung gelingt's dir nie, Sam. 's gibt nur einen Weg, um dieses Ziel zu erreichen. Du mußt selbst nach dem großen Geschäft greifen. Dir ist's im ersten Jahr oben auf dem Land klargeworden und du bist dabei nicht schlecht gefahren. Jetzt möcht ich mein Glück versuchen. Gewiß, ich war bisher zufrieden, aber jetzt will ich meine Chance, um selbst ins große Geschäft einzusteigen.«
Er blickte mir lange in die Augen, dann breitete sich langsam ein Lächeln über seine Züge. Er wußte genau, wann er geschlagen war. Es hinderte
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