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Besser verhandeln - Das Trainingsbuch

Titel: Besser verhandeln - Das Trainingsbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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müssen, nur um genug zu essen zu haben. Heute nachmittag hab ich einen Wohlfahrtsbeamten verprügelt, weil er wissen wollte, woher ich das Geld ge nommen habe, um mein einziges Kind zu begraben. Nachher kam er mit einem Polizisten angerückt. Meine Frau liegt krank zu Hause und fragt sich verzweifelt, wo ich bin. Nein, Sam, ich bin nicht mehr derselbe und kann es nie wieder sein. «
    »Was ist geschehen, Danny?« fragte er in betroffenem Ton. »Du hast's ja gehört«, antwortete ich und starrte ihn kalt an. »Ich kann nie mehr derselbe sein. Wirst du mir also helfen, oder soll ich Mimi erzählen, was ich gesehen hab?«
    Er schlug die Augen nieder und starrte einen Moment auf den Schreibtisch. Dann sagte er ohne aufzublicken, mit einer sonderbar weichen Stimme: »Okay, mein Junge, du hast gewonnen.«
    8
    Als ich durch die Glastüre getreten war, blickte mich die Empfangsdame lächelnd an. »Guten Morgen, Danny«, sagte sie und schob den Kaugummi in eine andre Ecke ihres Mundes. »Der Boß hat nach dir gefragt.«
    »Danke, Baby«, sagte ich lächelnd.
    Ich ging durch die Türe, die in das Hauptbüro führte. Alles saß bereits an der Arbeit. Das leise Summen des
    Geschäftsbetriebs umgab mich. Ich durchquerte das Büro, um zu meinem Schreibtisch zu gelangen, der in der Nähe des Fensters in einer Ecke stand. Ich setzte mich und sah einige Papiere durch, die sauber aufgestapelt in dem Eingangskörbchen auf dem Schreibtisch lagen. Ich war nicht länger als einige Minuten im Zimmer, als ein Schatten über meinen Schreibtisch fiel. Ich blickte auf. »Danny.«, begann Kate.
    Ich hob die Hand, um sie zu unterbrechen. »Ich weiß, Baby«, sagte ich rasch, »der Boß will mich sprechen.« Sie nickte mit dem Kopf. »Nun, ich bin ja hier«, sagte ich.
    »Worauf wartest du dann?« fragte sie ironisch, »auf eine gedruckte Einladungskarte?« Sie drehte sich auf dem Absatz um und kehrte beleidigt zu ihrem Schreibtisch zurück.
    Kate war ein nettes Ding und sie hatte mich gern, obwohl ich sie beständig hänselte. Wahrscheinlich war sie nicht die erste Sekretärin, die was mit dem Boß hatte, und sie würde auch nicht die letzte sein. Sie war aber seit dem erstenmal, als wir uns gesehen hatten, mir gegenüber immer etwas reizbar.
    Ich lächelte verstohlen, während ich daran dachte. Das war vor mehr als dreieinhalb Jahren gewesen. Inzwischen hatte sich viel ereignet. Der Krieg war ausgebrochen. Viele junge Leute waren eingezogen worden. Ich hatte Glück gehabt. Die Musterungskommission fand bei der Untersuchung etwas, von dem ich selbst nichts gewußt hatte: einen Riß im Trommelfell. Und damit war ich untauglich... 4 F, meine höchstpersönliche Abkürzung für die vier Freiheiten. Ich sah die Papiere auf meinem Schreibtisch nochmals durch, bis ich das Blatt gefunden hatte, das ich suchte. Als ich im Begriff war aufzustehen, klingelte das Telefon auf meinem Schreibtisch und ich meldete mich.
    Es war Nellie, die aus der Munitionsfabrik in Long Island anrief, wo sie arbeitete. »Ich hab vergessen dir zu sagen, daß du die Wäsche zu dem Chinesen hinuntertragen sollst«, sagte sie.
    »Ich hab daran gedacht, Herzchen«, sagte ich. Nellie mußte morgens sehr zeitig weggehen. um sechs Uhr, noch ehe ich aufgewacht war. »Wie geht's bei dir draußen?« fragte ich. »Heiß, Danny«, antwortete sie, »wir haben in der Fabrik über fünfunddreißig Grad.«
    »Warum gibst du's denn nicht auf?« fragte ich, »wir brauchen das Geld nicht mehr, ich verdiene genug.«
    Ihre Stimme klang nachsichtig, aber entschlossen. Wir hatten das bereits zahllose Male durchgesprochen. »Was hab ich denn sonst zu tun?« fragte sie, »soll ich den ganzen Tag zu Haus sitzen? Dabei würde ich verrückt. Ich fühle mich bedeutend wohler, wenn ich nicht zu Hause bin. Auf diese Art bin ich wenigstens beschäftigt.« Ich war vorsichtig genug, diesen Punkt mit ihr nicht mehr zu diskutieren. Seit Vickies Tod hatte sie sich sehr verändert, ich konnte zwar nicht sagen, auf welche Art, aber sie war viel stiller geworden. Der Glanz war aus ihren Augen verschwunden. »Essen wir he ute abend zu Hause oder auswärts?« erkundigte ich mich.
    »Auswärts«, antwortete sie, »unsre Fleischmarken sind für diesen Monat beinahe verbraucht.«
    »Okay«, sagte ich, »dann hole ich dich um sechs Uhr von zu Hause ab.«
    Während ich die Türe zu Sams Büro öffnete, sah ich grinsend zu Kate hinüber. Sie schnitt mir eine Grimasse, dann beugte sie sich über die Schreibmaschine, und

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