Besser verhandeln - Das Trainingsbuch
ihn allerdings nicht, noch einen Versuch zu machen. »Nimm an, Fields versucht dir in die Quere zu kommen?«
»Das wird er nicht«, antwortete ich zuversichtlich, »das hab ich nämlich 'rausbekommen, während ich für dich gearbeitet hab. Für ihn ist's nich groß genug.«
Sam lehnte sich in seinen Sessel zurück und griff nach seinem Scheckbuch. »Okay, Danny«, sagte er gelassen, »wieviel brauchst du?«
»Sechstausend«, antwortete ich. »Für wie lange?«
»Ein Jahr nach Kriegsende«, erwiderte ich rasch, »ich darf nichts riskieren.«
»Himmel, der Krieg kann noch zehn Jahre dauern«, platzte er los. Ich lächelte. »In dem Fall hast du auch kein Geld mehr. Ich schätze, die Automaten werden noch drei Jahre lang funktionieren. Und bis dahin muß ich schon in der Lage sein, mir neue zu beschaffen.« Sam rechnete. »Zu den üblichen Zinsen, Danny?« fragte er gerissen.
Bei diesen Geschäften waren die üblichen Zinsen der reinste Wucher. »Übertreib nur nich, Sam«, sagte ich, »schließlich bleibt's in der Familie.«
»Zehn Prozent, mit undatierter Rechnung«, sagte er rasch. Ich nickte. »Das ist fair, Sam«, sagte ich grinsend. »Willst du, daß ich jetzt für dich nach Atlantic City fahre?«
»Zum Teufel, nein!« fluchte er, während er bereits in seinem Scheckbuch schrieb, »schlag dich mit deinem eigenen Schwindel 'rum, jetzt bist du selbständig!«
9
Ich kam aus Sams Büro und setzte mich wieder an meinen Schreibtisch. Ich betrachtete den Scheck in meiner Hand. Ich konnte noch immer nicht glauben, daß es mir gelungen war. Der Gedanke war mir zuvor nie gekommen, erst nachdem ich das Büro betreten hatte. Ich breitete den Scheck auf dem Schreibtisch aus und glättete ihn.
Die Schrift starrte mich an: sechstausend Dollar. Ich hatte die seltsame Anwandlung, das Geld zu nehmen und eiligst abzuhauen. Ich hatte nie im Leben soviel Geld gehabt.
Dann geriet ich wieder stark in Versuchung, zu Sam zu gehen und ihm den Scheck zurückzugeben. Ich wollte ihm sagen, daß ich mir's überlegt habe und doch lieber meine Stellung behalten möchte. Es war verrückt, auch nur anzunehmen, daß mir die Durchführung eines so gigantischen Plans gelingen könnte. Sam war ein äußerst gerissener Kaufmann, und wenn er darin kein
Geschäft sah, hatte er vielleicht doch recht. Ich hatte von seiner Geschäftsgebarung genug gesehen und gelernt, um zu wissen, daß er gewöhnlich recht hatte. Niemand baute ein Unternehmen, wie Sam es hatte, aus Luftschlössern. Wer war denn ich, daß ich zu behaupten wagte, er sei im Irrtum?
Ich war plötzlich sehr müde und schloß erschöpft die Augen. Was war denn in mich gefahren? Wozu diese großen Pläne? Zum Leben hatte ich genug, und ich war zufrieden. Noch vor wenigen Jahren hätte ich alles dafür gegeben, um so eine Stellung zu erhalten. Und jetzt war sie nicht mehr gut genug. Ich suchte krampfhaft nach einer Antwort dafür. Es gab eine -irgendwo - es mußte eine geben. In irgendeiner geheimen Ecke verborgen, nicht greifbar, wie ein wohlvertrautes Wort, das einem auf der Zunge liegt. Es mußte einen Grund geben. Ich konnte nicht glauben, daß es nur deshalb war, weil Sam es nicht wollte.
Ich überdachte die ganze Sache nochmals gründlich. Vielleicht war etwas dabei, was mich faszinierte. Es hatte vor einigen Wochen begonnen, als Sam mich über Land schickte, um seine Verkaufsautomaten zu überprüfen.
Am ersten Tag meiner Anstellung bei ihm hatte er mich in sein Büro gerufen. Da wurde mir zum erstenmal klar, daß er in Wirklichkeit ein Riesenunternehmen aufgebaut hatte. Er wartete, bis sich die Türe hinter mir geschlossen hatte. Dann erst begann er zu sprechen. Seine Augen waren kalt und herausfordernd. Er sprach in einem Ton, den ich von ihm nie zuvor gehört hatte, präzis und geschäftsmäßig.
»Danny, wenn du glaubst, daß dir hier was geschenkt wird, kannst du gleich wieder gehen.« Ich antwortete nicht.
»Und wenn du glaubst, du hast die Stellung nur bekommen, weil du was über mich weißt, dann vergiß es lieber«, fuhr er in demselben
Ton fort. »Ich zahle dir dreißig Dollar in der Woche, weil ich erwarte, daß deine Arbeit dreißig Dollar wert ist.« Er starrte mich einen Augenblick an, als erwarte er eine Antwort. Da ich jedoch schwieg, fuhr er fort. »Erwarte keinerlei Protektion, weil du Mimis Bruder bist, du kannst das daher auch vergessen. Du wirst arbeiten, sonst fliegst du 'raus. Bei mir gibt's nichts andres. nichts andres zählt, 's ist mir egal, was
Weitere Kostenlose Bücher