Besser verhandeln - Das Trainingsbuch
du zu ihm gingest, wäre der Alte jetzt bereit, sich mit dir auszusöhnen.« Ich atmete tief ein, dann schüttelte ich den Kopf.
»Es ist nicht das allein, Sam«, erwiderte ich, »er muß zuerst alles mit Nellie in Ordnung bringen. Er hat zu viel Schlimmes gesagt und getan. Das muß er zuerst aus der Welt schaffen.«
»Das wird er bestimmt, Danny, wenn du ihm dazu Gelegenheit gibst.«
»Er muß es aus eigenem Antrieb tun«, sagte ich, »ich kann's ihm nicht abnehmen.«
»Du weißt doch, wie er ist, mein Junge«, sagte Sam herzlich, »er ist stolz und eigensinnig und alt. Gott weiß, wieviel Zeit ihm noch bleibt, bis.«
»Sam, ich bin sein Sohn«, unterbrach ich ihn müde, »du brauchst mir nichts über ihn zu erzählen. Ich kenne ihn besser als du. Und ich hab viele seiner Eigenschaften. Auch ich bin stolz und eigensinnig. Und irgendwie bin auch ich alt, sogar älter als er. Ich hab durch sein Verhalten viel durchmachen müssen, und dadurch bin ich älter. Ich hab mein Kind begraben, Sam. Vickie starb in meinen Armen, weil wir niemanden hatten, an den wir uns um Hilfe wenden konnten. Glaubst du, man kann das alles durchmachen, ohne zu altern? Glaubst du, man kann so etwas vergessen? Nein«, antwortete ich mir selbst, »das kann man nicht. Du kannst's nie vergessen, und du kannst nie vergessen, daß alles damit begann, daß dir dein eigener Vater die Türe verschloß.« Ich schüttelte den Kopf. »Er muß, genauso wie ich, ganz allein damit fertig werden. Dann wird's vielleicht wieder möglich sein, eine gemeinsame Ebene zu finden, damit wir einander wieder nahekommen.«
Ich ließ mich in meinen Sessel fallen und zündete mir eine frische Zigarette an. Ich war grenzenlos müde. Wenn die ganze Aufregung mit dem Umzug und dem Geschäft etwas abgeklungen ist und Nellie ihr Kind zur Welt gebracht hat, werden wir für einige Zeit verreisen. Wir brauchten beide dringend eine Erholung. Ich konnte mich nicht erinnern, jemals so erschöpft gewesen zu sein. Ich blickte wieder zu Sam auf und wechselte das Thema. »Wohin soll ich dir die Zigaretten zustellen lassen, Sam?« Er antwortete nicht gleich, sondern starrte mich einen Moment an. »An den üblichen Ort, Danny.«
»Du bekommst sie morgen vormittag«, sagte ich. Er starrte mich noch immer an. Nach ein paar Sekunden sagte er: »Okay, Danny«, und schritt zur Türe hinaus. Ich blieb noch eine Weile ruhig sitzen und dachte nach. Dann erhob ich mich und trat an die Türe des kleinen Büros. »Zep!« rief ich in den Laden hinaus.
Er kam sofort aus der Werkstatt gelaufen. »Ja, Danny?« Die Zeit war an keinem von uns spurlos vorbeigegangen. Zep war bloß das kurze Stück gelaufen und dennoch außer Atem. »Häng dich ans andre Telefon, Zep, und versuch in einem anderen Lagerhaus Platz für uns aufzutreiben«, sagte ich, »heut nacht müssen wir alles wegschaffen. Sam hat sämtliche Verstecke herausbekommen.«
Er nickte, setzte sich unverzüglich ans Telefon und begann zu wählen. Ich hatte ihn gern. Er war okay. Er wußte genug, um keine Zeit mit Fragen zu vergeuden; die konnten warten, bis die Sache erledigt war.
Ich griff nach meinem Apparat und rief Nellie an. Es widerstrebte mir, ihr sagen zu müssen, daß ich heute abend wieder spät nach Hause kommen werde, aber es blieb mir nichts andres übrig. Sie näherte sich jetzt dem letzten Stadium ihrer Schwangerschaft und alles schien sie in Aufregung zu versetzen. Sie beruhigte sich aber etwas, als ich ihr versprach, von jetzt an immer frühzeitig nach Hause zu kommen, damit sie sich nicht allein fühlte, bis das Baby da ist.
17
Ich stellte meine Kaffeetasse nieder und stand vom Tisch auf. Dann stieg ich behutsam über verschiedene vollgepackte
Pappkartons, ging um den Tisch herum, an dem Nellie saß, und beugte mich nieder, um sie zu küssen. »Auf Wiedersehen, Herzchen«, sagte ich, »ich muß jetzt an die Arbeit.«
»Komm heut abend bald nach Hause«, sagte sie und sah zu mir auf. »Ich möchte noch alles fertigpacken.«
»Mach dir keine Sorgen«, sagte ich, »morgen können wir auch noch was einpacken, bevor die Leute kommen. Sie werden vor elf nicht hier sein.«
»Ich kann's nicht leiden, alles bis zur letzten Minute zu lassen«, antwortete sie, »man vergißt immer noch was, und dann regt man sich bloß auf. Ich möchte alles ordentlich vorbereitet haben.« In Wirklichkeit war's recht wenig, was wir mitzunehmen hatten. Von unsrer Einrichtung kam überhaupt nichts mit. Wir hatten für das Haus alles neu
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