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Besser verhandeln - Das Trainingsbuch

Titel: Besser verhandeln - Das Trainingsbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Atem ging wieder leichter.
    Dann fühlte ich, daß Gottkin uns trennte. Seine Stimme klang plötzlich ganz heiser. »Auseinander, Jungens, loslassen!« Jetzt stand ich wieder sicher auf den Beinen. Ich hob die Hände und wartete auf den Angriff des andern Jungen.
    Er kam mit wirbelnden Armen auf mich losgestürzt. Ich sprang zur Seite, und er schoß über mich hinaus. Beinahe war ich in Versuchung zu lachen. Das war leicht gewesen: man durfte nur nicht den Kopf verlieren.
    Er drehte sich um und stürzte wieder auf mich los. Diesmal wartete ich auf ihn. Ich sah, daß er die Fäuste sehr hoch hielt. Da stieß ich ihm meine Rechte in den Magen. Seine Hände sanken herab, und er krümmte sich zusammen. Jetzt begannen auch seine Knie einzuknicken, und ich trat zurück. Ich sah Mr. Gottkin fragend an. Doch er stieß mich roh zu dem Jungen zurück. Ich traf meinen Gegner noch zweimal, und er richtete sich mit verglastem Blick wieder auf.
    Ich stand jetzt wieder fest auf den Beinen und spürte, wie mir ein ungeheures Machtgefühl durch die Arme und den ganzen Körper strömte. Ich fuhr mit meiner Rechten beinahe vom Boden in die Höhe und traf ihn mitten aufs Kinn. Ich spürte die Erschütterung dieses Schlages im ganzen Arm. Der Junge wirbelte einmal um seine eigene Achse, dann fiel er vornüber, flach aufs Gesicht. Ich trat wieder zurück und sah zu Mr. Gottkin hinüber. Er starrte mit erregter Miene auf den Jungen hinunter. Seine Zunge glitt nervös über seine Lippen, seine Hände waren geballt, und der Rücken seines Hemdes war schweißdurchtränkt, als hätte er selbst einen Boxkampf ausgefochten.
    Plötzlich fiel tiefe Stille über die Sporthalle. Ich wandte mich wieder zu dem Jungen zurück, der still dalag und sich nicht rührte. Langsam kniete Mr. Gottkin neben ihm nieder.
    Er drehte den Jungen auf den Rücken und schlug ihm scharf ins Gesicht. Der Sportlehrer war jetzt leichenblaß. Er sah zu seinem Gehilfen hin. »Bring mir das Riechsalz!« rief er heiser. Seine Hände zitterten heftig, während er die Flasche unter der Nase des Jungen hin und her schwenkte.
    »Komm, mein Junge«, seine Stimme klang flehend, »komm, nimm dich zusammen.« Auf seinem Gesicht standen jetzt
    Schweißperlen.
    Ich starrte zu ihnen hinunter. Warum stand der Junge nicht auf? Ich hätte mich nicht in diese Boxerei hineinjagen lassen sollen. »Sollen wir nicht lieber einen Arzt holen?« flüsterte der Gehilfe ängstlich.
    Gottkin sprach sehr leise, ich konnte ihn aber doch verstehen, weil ich mich niederbeugte. »Nicht, wenn dir dein Posten lieb ist!«
    »Wie aber, wenn der Junge stirbt?«
    Die Frage des Gehilfen blieb unbeantwortet, denn jetzt kehrte die Farbe in die Wangen des Jungen zurück. Er versuchte, sich aufzurichten, aber Gottkin hielt ihn am Boden zurück. »Nur ruhig, mein Junge«, sagte Gottkin beinahe zärtlich. »In einer Minute bist du wieder okay.«
    Er nahm ihn auf die Arme und sah sich im Kreis um. »Und ihr haltet über die ganze Sache den Mund! Verstanden?« Seine Stimme klang drohend. Schweigend stimmten wir zu. Seine Augen blieben an mir haften. »Und du, Fisher«, sagte er rauh, »du kommst mit mir. Die übrigen setzen das Spiel fort.«
    Er schritt, den Jungen noch immer auf den Armen, auf sein Büro zu, und ich folgte ihm. Er legte den Knaben auf einen lederbezogenen Verbandstisch, während ich die Türe hinter uns schloß. »Reich mir den Wasserkrug 'rüber«, rief er über die Schulter. Schweigend reichte ich ihm den Krug, und er schüttete dem Jungen den ganzen Inhalt übers Gesicht. Prustend und spuckend setzte er sich auf.
    »Wie geht's dir jetzt, mein Junge?« fragte Gottkin. Der Knabe zwang sich zu einem Lächeln. Er sah mich scheu an. »Als hätt' mich ein Maulesel getreten«, erwiderte er. Gottkins Lachen klang befreit. Dann fiel sein Blick auf mich, und das Lachen verstummte. »Warum hast du mir nicht vorher gesagt, daß du boxen gelernt hast, Fisher?« knurrte er mich an. »Ich hab gute Lust.«
    »Ich hab nie im Leben mit Handschuhen geboxt, Mr. Gottkin«, sagte ich rasch. »Wahr und wahrhaftig.«
    Er sah mich unschlüssig an, mußte mir aber schließlich doch geglaubt haben, denn er wandte sich wieder an den andern Jungen. »Ist's dir recht, wenn wir die ganze Sache vergessen?« fragte er ihn. Der Junge sah mich an und lächelte. Dann nickte er. »Ich will mich gar nicht daran erinnern«, sagte er ernsthaft. Gottkin blickte mich jetzt eine Sekunde nachdenklich an. »Dann schüttelt euch die Hände, ihr

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