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Besser verhandeln - Das Trainingsbuch

Titel: Besser verhandeln - Das Trainingsbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Sie hatte die Hände auf dem Rücken verschränkt. Ich schwieg.
    Ihre Augen lachten mich an. »Du hast mich heute früh durchs Fenster beobachtet«, stieß sie plötzlich hervor. Ich stand stocksteif da. »Nein!«
    »Doch!« fuhr sie mich an. »Ich hab dich gesehn, und Mimi hat's auch gesagt.«
    Ich starrte sie an. Das wird Mimi mir büßen! »Wenn du so sicher bist«, sagte ich ärgerlich, »warum hast du dann deine Jalousien nicht 'runtergelassen?«
    Sie trat einen Schritt auf mich zu. »Vielleicht wollt ich's nicht«, sagte sie spöttisch.
    Ich sah ihr ins Gesicht. Das verstand ich nicht. »Aber.« Sie legte mir die Finger auf die Lippen und brachte mich zum Verstummen. Sie hatte jetzt einen ungemein gespannten Gesichtsausdruck. »Vielleicht wollt ich, daß du schaust.« Sie schwieg eine Sekunde, während sie mich scharf beobachtete. »Hat dir denn das, was du gesehen hast, nicht gefallen?« Ich wußte nicht, was ich sagen sollte.
    Sie begann leise zu lachen, »'s hat dir gefallen«, flüsterte sie. »Ich hab's gesehn, daß dir's gefallen hat. Dein Cousin Joel findet mich ungeheuer aufregend, und dabei hat er nicht die Hälfte von dem gesehn, was du gesehn hast.«
    Jetzt stand sie dicht vor mir. Sie legte ihre Arme um meinen Hals und zog mich an sich. Ich bewegte mich nur hölzern. Ich spürte ihren Atem auf meinem Mund, und dann ihre Lippen. Ich schloß die Augen. Das war nicht wie die Küsse, die ich bisher gekannt habe. Nicht wie ein Kuß meiner Mutter, meiner Schwester, oder irgend jemandes, den ich je geküßt habe.
    Sie zog ihr Gesicht ein wenig zurück. Dennoch spürte ich ihre keuchenden Atemzüge an meinem Mund. »Gib mir die Hand«, verlangte sie hastig.
    Wie verblödet streckte ich meine Hand aus. Mir schwindelte, und das Zimmer wurde unscharf und war weit weit entfernt. Plötzlich durchführt mich wie ein elektrischer Schlag. Sie hatte meine Hand in den Ausschnitt ihres Kleides gelegt, und ich berührte ihre nackte Brust mit den harten Knospen. Entsetzt riß ich die Hand zurück. Sie begann leise zu lachen, und ihre Augen strahlten mich an. »Ich mag dich, Danny«, flüsterte sie. Damit schritt sie auf die Türe zu, sah aber nochmals zu mir zurück. Die spöttische Miene breitete sich wieder über ihr Gesicht. »Wen soll ich jetzt 'reinschicken, Danny?« fragte sie, »vielleicht deine Schwester?«
    4
    Ich ging durch das Wohnzimmr. Rexie folgte mir auf dem Fuß. »Danny, komm einen Moment zu mir.« Papas Stimme kam von der Couch, wo er neben Mama saß.
    Mama sah sehr müde aus. Sie war soeben damit fertig
    geworden, alles wieder in Ordnung zu bringen, nachdem alle gegangen waren. Das Haus war jetzt merkwürdig still. »Ja, Papa.« Ich stand vor ihnen.
    »Hast du ein schönes Bar Mitzvah-Fest gehabt, Danny?« sagte Papa, halb fragend.
    »Sehr schön, Papa«, antwortete ich, »danke.« Er winkte leicht mit der Hand ab. »Danke nicht mir«, sagte er, »danke deiner Mama. Sie hat die ganze Arbeit gehabt.« Ich lächelte sie an.
    Sie erwiderte mein Lächeln mit müdem Blick und wies mit der Hand neben sich auf den Polstersitz. Ich setzte mich. Sie hob die Hand und fuhr mir durch die Haare.
    »Mein kleiner Blondele«, sagte sie nachdenklich, »jetzt bist du also erwachsen. Und wirst bald heiraten.«
    Papa begann zu lachen. »Na, Mary, so bald ja auch wieder nicht. Er ist noch hübsch jung.«
    Mama sah ihn an. »Bald genug«, sagte sie. »Denk nur, wie rasch die dreizehn Jahre verflogen sind.«
    Papa lachte wieder. Er nahm eine Zigarre aus der Tasche und zündete sie an, während sich ein gedankenvoller Ausdruck über sein Gesicht breitete. »David hat den Vorschlag gemacht, Danny soll mir im Sommer im Geschäft helfen.«
    Mama setzte sich erschrocken kerzengerade auf. »Aber Harry, er ist doch noch ein Baby!«
    Jetzt lachte Papa laut heraus. »Grad hast du gesagt, er wird bald heiraten, und nu' is' er wieder zu jung, um zu arbeiten?!« Er wandte sich an mich. »Was hältst du davon, Danny?« Ich sah ihn an. »Ich werde alles tun, was du willst, Papa«, antwortete ich.
    Er schüttelte den Kopf. »Das hab ich nicht gemeint. Ich hab gefragt, was du tun willst. Was möchtest du denn einmal werden?« Ich zögerte einen Moment. »Ich weiß wirklich nicht«, gestand ich. »Ich hab noch nie drüber nachgedacht.«
    »'s ist aber Zeit, Danny, daß du drüber nachdenkst«, sagte er sehr ernst. »Du bist ein aufgeweckter Junge. Hast schon ein Jahr Gymnasium hinter dir und bist doch erst dreizehn. Aber die ganze

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