Besser verhandeln - Das Trainingsbuch
zwei, und trollt euch 'raus!«
Wir schüttelten einander die Hände und liefen zur Tür hinaus. Während ich sie schloß, sah ich noch, daß Mr. Gottkin eine Lade seines Schreibtisches öffnete und etwas herausnahm. Dann hob er es an seine Lippen.
In diesem Moment rannte der Gehilfe auf dem Weg ins Büro in mich hinein. »Gib mir auch was«, sagte er, während sich die Türe schloß. »Ich möchte so was nicht nochmals erleben.« Gottkins Stimme dröhnte durch die geschlossene Türe. »Dieser kleine Fisher ist der geborene Boxer. Hast du gesehen..?«: Ich sah sehr verlegen drein. Mein früherer Gegner wartete auf mich. Linkisch nahm ich ihn am Arm, und wir kehrten gemeinsam zu unserm Ballspiel zurück.
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Nach der Schule wartete ich an der Ecke der Bedford und Church Avenue ungeduldig auf Paul. Die Uhr im Schaufenster des gegenüberliegenden Drugstore zeigte ein Viertel nach drei. Ich gab Paul noch fünf Minuten, dann wollte ich allein nach Hause gehen. In mir zitterte noch die Erregung dieses neuen Erlebnisses nach. Die Kunde von meinem Boxkampf in der
Sporthalle hatte sich wie ein Lauffeuer durch das ganze Gymnasium verbreitet. Die Burschen behandelten mich mit einem ungewohnten Respekt und die Mädchen sahen mich merkwürdig gehemmt und befangen an. Einige Male hatte ich auch verschiedene Gruppen über mich sprechen hören.
Ein Ford Roadster hielt jetzt am Straßenrand direkt vor mir und hupte. Ich sah hinüber.
»He, Fisher, komm zu mir her.« Mr. Gottkin lehnte sich aus dem Wagenfenster.
Ich trat langsam näher. Was wollte er denn jetzt wieder? Er öffnete die Türe. »Steig ein«, lud er mich ein. »Ich fahr dich nach Hause.«
Ich sah rasch auf die Uhr, dann entschloß ich mich. Paul soll nur allein nach Hause gehn. Ich stieg schweigend ein. »Wo wohnst du?« fragte Mr. Gottkin freundlich, während er den Wagen vom Straßenrand in den Verkehr steuerte. »Drüben in Clarendon.« Schweigend fuhren wir einige Häuserblocks entlang. Ich sah ihn unauffällig an. Er mußte einen Grund haben, mich mitzunehmen. Ich überlegte, wann er mit der Sprache herausrücken würde. Plötzlich bremste er scharf und lenkte den Wagen an den Straßenrand.
Eine junge Frau ging vorbei. Gottkin lehnte sich aus dem Wagenfenster und rief ihr nach. »He, Ceil!«
Sie blieb stehen, sah zu uns zurück, und jetzt erkannte ich sie auch: es war Miß Schindler, die Lehrerin für Kunstgeschichte. Ihre Stunde war eine der populärsten im ganzen Gymnasium. Die Mädchen konnten's zwar nicht verstehen und fragten sich, warum sich alle Jungen der dritten Klasse urplötzlich so für Kunstgeschichte interessieren, ich allerdings verstand es. Nächstes Jahr werde auch ich in ihrer Stunde sein.
Sie hatte dunkelbraunes Haar, dunkle Augen und einen von der Sonne leicht gebräunten Teint. Sie hatte in Paris studiert, und die Jungen behaupteten, sie trüge keinen Büstenhalter. Ich hatte zugehört, wenn sie sich darüber unterhielten, wie sie um den Ausschnitt 'rum aussieht, wenn sie sich über die Pulte beugt. »Ach, du bist's, Sam«, sagte sie lächelnd und trat an den Wagen heran.
»Steig ein, Ceil«, lud er sie ein. »Ich bring dich nach Haus.« Er wandte sich an mich. »Rück rüber, Junge«, sagte er, »und mach Platz für sie.«
Ich rückte näher zu ihm hinüber, Miß Schindler setzte sich neben mich und schlug die Türe zu. Es war auf den Vordersitzen gerade Platz genug für uns drei. Ich spürte sofort den Druck ihrer Schenkel und warf ihr verstohlen einen Blick zu. Die Jungen hatten recht. Ich rutschte unruhig hin und her.
Gottkins Stimme war lauter als gewöhnlich. »Wo hast du bloß gesteckt, Baby?«
Sie sprach dagegen sehr leise. »Ach, überall«, antwortete sie ausweichend und sah mich an.
Gottkin bemerkte ihren Blick. »Kennst du Miß Schindler, Fisher?« fragte er.
Ich schüttelte den Kopf. »Nein.«
»Das ist Danny Fisher«, sagte er zu ihr.
Sie sah mich neugierig an. »Bist du der Junge, der heute im Gymnasium den Boxkampf hatte?« fragte sie überrascht. »Du weißt was davon?« Gottkin war überrascht. »Die ganze Schule spricht doch darüber, Sam«, erwiderte sie mit merkwürdiger Betonung. »Heut ist der Junge hier der berühmteste Schüler.«
Ich unterdrückte das Bedürfnis stolz zu lächeln. »In dieser Schule kann man wahrhaftig nichts geheimhalten«, murrte Gottkin. »Wenn der Alte davon Wind bekommt, bin ich unten durch.«
Miß Schindler sah ihn an. »Das hab ich dir doch schon immer
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