Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Besser verhandeln - Das Trainingsbuch

Titel: Besser verhandeln - Das Trainingsbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
Vom Netzwerk:
bleiben.«
    Seine Stimme senkte sich vertraulich. »Hör mal, Junge, ich verlaß mich da ganz auf dich. Wenn du schon mal auf 'ne Puppe so scharf warst wie ich auf sie, dann weißt du auch, was ich mein. Gib ihr alles, was sie verlangt, aber laß sie nicht weg! Ich bin vor eins bestimmt dort.«
    Damit verstummte der Apparat. Ich blieb verwirrt davor stehen. Was erwartete er von mir? Was sollte ich denn tun? Sie einsperren? Langsam legte ich den Hörer nieder und wandte mich zur Türe. Sam hatte mit mir gesprochen, als müßte ich wissen, was ich zu tun habe, wie eben ein Mann zum andern spricht, nicht wie zu einem unerfahrenen Jungen. Mit stolzen Gefühlen eilte ich zur Türe, aber ehe ich sie erreicht hatte, stand sie bereits im Eingang. Sie spähte neugierig herein. »Darf ich eintreten?« fragte sie.
    Ich befand mich noch immer in der Mitte des Zimmers. »Natürlich, Miß Schindler«, rief ich und schob einige Kisten, die herumstanden, aus dem Weg, damit sie eintreten könne. »Ich hätte schon längst aufräumen sollen, hatte aber keine Zeit«, erklärte ich. Sie schloß die Türe hinter sich, und ich richtete mich wieder auf. Mein Gesicht war krebsrot. »War das Sam?« fragte sie.
    Ich begegnete ihrem Blick und nickte schweigend. »Was hat er gesagt?«
    »Er hat gesagt, ich soll Ihnen ein Zimmer besorgen und auch alles andre, was Sie wünschen, und Sie so lange hier zurückhalten, bis er kommt«, sagte ich kühn.
    Ihre Stimme klang argwöhnisch und herausfordernd. »Er scheint ja recht selbstsicher zu sein, was?«
    Ich fühlte, wie ich noch tiefer errötete, und mußte die Augen vor ihrem durchdringenden Blick senken. Ich antwortete nicht. Jetzt war sie sichtlich wütend. Ich war zu frech gewesen, irgendwie hatte sie gemerkt, daß ich alles wußte. »Was wirst du ihm sagen, wenn ich nicht bleibe?« schnauzte sie mich an. Ich wandte mich ab und machte mich völlig sinnlos mit den Kisten zu schaffen. Ich antwortete noch immer nicht. Da packte sie mich an den Schultern und drehte mich zu sich herum. Jetzt war ihr Gesicht zorngerötet. »Was wirst du ihm sagen?« wiederholte sie wütend.
    Ich sah ihr tief in die Augen. Zum Teufel mit ihr! Sie konnte mir nichts anhaben. Jetzt war ich ja nicht in der Schule. »Nichts«, sagte ich höhnisch und schob ihre Hände von meiner Schulter. Sie sah zuerst auf meine Hand, die jetzt ihr Handgelenk umfaßte und dann langsam durchs Zimmer. Ich bemerkte, daß sie mit einem Entschluß kämpfte. Dann blickte sie mich wieder an. »Also gut«, sagte sie plötzlich, »ich bleibe. Mach das Zimmer hier für mich sauber.«
    Ich war überrascht. »Aber Sam hat mir doch gesagt, ich soll für Sie ein Zimmer.«
    Ihre Stimme wurde jetzt eigensinnig. »Ich hab gesagt, daß ich hier bleiben will.«
    »Aber es ist doch so entsetzlich unordentlich«, protestierte ich, »Sie werden es im Hotel drüben viel bequemer haben.« Sie wandte sich zur Türe und öffnete sie. »Sam hat dir gesagt, du hast alles zu tun, was ich wünsche, damit ich bleibe. Nun also, ich wünsche eben hier in diesem Zimmer zu wohnen.« Sie schritt über die Türschwelle, sah aber zu mir zurück. »Ich geh jetzt meinen Wagen holen. Inzwischen kannst du das Zimmer für mich saubermachen.«
    Ich sah, wie sich die Türe hinter ihr schloß. Jetzt hatte sie Oberwasser, und das wußte sie verdammt genau. Ich überlegte, weshalb sie so wütend war. So frech war ich doch auch wieder nicht gewesen. Ich trat ans Fenster und blickte ihr nach.
    Sie verschwand gerade hinter dem Schwimmbassin. Ich konnte Sams Gefühle für sie gut verstehen. Mit ihrem Gang allein verriet sie mehr als alle die Gören hier, die sich halbnackt in ihren Bikinis zur Schau stellten.
    Ich wandte mich wieder vom Fenster ab und sah mich angewidert im Zimmer um. Mamas letzter Brief schimmerte weiß auf der Tischplatte. Aber jetzt hatte ich tatsächlich keine Zeit.
    ICH WAR NICHT DABEI, ALS...
    Mama band ihre Küchenschürze fest, während sie die Treppe hinabstieg. Die Luft war still und unbewegt, und sie wußte, daß wieder ein glühendheißer Tag bevorstand. Sie war müde, noch ehe der Tag richtig begonnen hatte, sie war in letzter Zeit immer müde und hatte nicht gut geschlafen.
    Papa hatte ihr ein Stärkungsmittel mitgebracht. Sie hatte es zwar eine Woche lang jeden Morgen eingenommen, es hatte ihr aber nicht geholfen.
    Natürlich hatte sie ihm gegenüber erklärt, daß es ihr geholfen habe - weil ihm das Freude machte. Denn ein Mann muß immer das Gefühl haben,

Weitere Kostenlose Bücher