Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Besser verhandeln - Das Trainingsbuch

Titel: Besser verhandeln - Das Trainingsbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
Vom Netzwerk:
Zigaretten zu holen, die ich für den Verkaufspavillon brauchte. Es war eine jener Nächte, in denen man glaubt, man brauche nur die Hand auszustrecken, um die Sterne zu berühren, die so strahlend über unsern Köpfen hängen - eine jener Nächte, die man in einer Stadt nie erlebt. Sie hatte auf den Stufen des Bungalows gesessen, und der Rhythmus der Musik wehte leise vom Kasino herüber. Sie hatte mich angesehen, und einen Moment hatte ich gedacht, sie wolle etwas sagen, aber offenbar hatte sie sich's überlegt. Sie sprach kein Wort - sondern sah mich bloß mürrisch und stumm an, während ich die Kartons an mich nahm und mich wieder entfernte. Ich sprach gleichfalls kein Wort. Ich sah auf die Uhr. Elf Uhr dreißig. Der Abend mußte dort drüben für sie endlos gewesen sein. Ich hatte mich die ganze Zeit gefragt, ob sie nicht doch herüberkommen werde.
    Ihr Blick blieb an mir haften, dann kam sie auf mich zu. Ich schüttelte das Mädel, mit dem ich mich befaßt hatte, rasch ab. »Dort kommt die Frau vom Boß, Baby«, log ich, »ich muß mich bei ihr melden.«
    Ich ließ das Mädchen einfach stehen; sie machte zwar ein ärgerliches Gesicht, aber das war mir egal. Ehe Miß Schindler die Hälfte des Saals durchschritten hatte, befand ich mich bereits an ihrer Seite. »Hallo«, sagte ich lächelnd. »Ich hab mir schon überlegt, wie lang es noch dauern wird, bis Sie hier herüberkommen.« Sie erwiderte mein Lächeln. Es war ein echtes Lächeln und ich wußte jetzt, daß sie ihren Zorn überwunden hatte. »Hallo, Danny«, sagte sie. Unsre Blicke trafen sich. »Es tut mir leid, daß ich heute nachmittag so unausstehlich war.«
    Ich sah ihr prüfend in die Augen und bemerkte, daß sie es wirklich ernst meinte. Auf einmal war ich wieder froh und heiter und hatte nur noch warme, freundschaftliche Gefühle für sie. »Es macht nichts, Miß Schindler«, erwiderte ich leise. »Sie waren eben etwas erregt.«
    Sie berührte meine Hand. »Mir war schrecklich einsam drüben im Bungalow.«
    »Ich kenne das, ich weiß genau, wie Ihnen zumute war«, sagte ich langsam und sah auf ihre Hand, die auf meinem Arm lag. »Manchmal habe ich hier oben genau dasselbe Gefühl. In der Stadt bemerkt man's nicht, aber hier auf dem Land ist der Himmel so weit - da fühlt man sich auf einmal so entsetzlich klein.«
    Wir standen einen Moment in verlegenem Schweigen, dann hörte ich, daß die Kapelle in einen Rumba überging. Ich lächelte. »Wollen Sie tanzen, Miß Schindler?«
    Sie nickte und ich führte sie auf das Tanzparkett. Sie schmiegte sich in meine Arme, und wir gaben uns dem Rhythmus der Musik völlig hin. Sie tanzte leichtfüßig, und es war ein Vergnügen, mit ihr zu tanzen.
    »Du tanzt sehr gut, Danny«, sagte sie lächelnd. »Kannst du alles so gut?«
    »Ich fürchte nein, Miß Schindler«, sagte ich, traurig den Kopf schüttelnd. Ich wußte natürlich, daß ich ein ausgezeichneter Tänzer war; nach drei hier verbrachten Sommern mußte man es einfach sein. »Aber Sam sagt, ich habe ein ausgeprägtes rhythmisches Gefühl. Er meint, daß ich deshalb auch ein guter Boxer werde.«
    »Willst du noch immer Boxer werden?« fragte sie neugierig. »Ich selbst wollte nie einer werden«, erwiderte ich. »Aber Sam meint, ich wäre der geborene Boxer und könnte, wenn ich alt genug bin, damit eine Menge Geld verdienen.«
    »Ist dir Geld denn so wichtig?«
    Ich fühlte die sichere Bewegung ihrer Hüfte unter meiner Hand, während ich mit ihr eine komplizierte Tanzfigur ausführte. »Beantworten Sie mir's, Miß Schindler«, parierte ich, »ist's nicht wichtig?«
    Darauf wußte sie keine Antwort. Niemand weiß eine Antwort, wenn vom Geld gesprochen wird. Sie sah wieder zu mir auf. »Wir müssen hier oben nicht so förmlich sein, Danny«, sagte sie lächelnd, »ich heiße Ceil.«
    »Ich weiß«, sagte ich gelassen.
    Dann tanzten wir wieder, und ich summte den Schlager leise mit. Siboneytum turn, ti tumtum tum, ti tum-Siboney. Es ist schon was los mit einem Rumba! Liebt man diese Musik wirklich, dann verliert man jedes Zeitgefühl, wenn man dazu tanzt. Mir gefiel dieser Rumba sehr und ich merkte ihr an, daß sie ihn ebenfalls mochte. Die Musik brachte uns einander viel näher. Es war, als hätten wir vorher schon oft miteinander getanzt.
    Plötzlich ging das Orchester in Aula Lang Syne über, und wir waren ziemlich überrascht. Wir sahen einander verlegen lächelnd an. »Für heute ist's damit leider Schluß, Ceil«, sagte ich. »Es muß zwölf Uhr

Weitere Kostenlose Bücher