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Besser verhandeln - Das Trainingsbuch

Titel: Besser verhandeln - Das Trainingsbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Küche und holte das Geld aus dem Glas über dem Spültisch. Sie zählte die Banknoten langsam und widerstrebend, als könnten sie sich beim Nachzählen durch ein Wunder verdoppeln. Es blieben aber doch nur fünf Dollar. Sie fröstelte. Ein nervöser Schauer lief ihr über den Rücken, während sie sich umdrehte und zur Tür zurückkehrte.
    Der Milchmann stand auf der Veranda, am selben Fleck, auf dem sie ihn verlassen hatte, er trug allerdings jetzt ein Drahtkörbchen, in dem sich Milch, Butter und Eier befanden. Sie reichte ihm stumm das Geld, er steckte es in die Tasche und zählte ihr das Wechselgeld von achtzehn Cent in die Hand.
    »Und hier sind die bestellten Waren, Missus Fisher«, sagte er verständnisvoll und vermied es, sie anzublicken. Sie wollte ihm sagen, er sollte sie behalten, wagte es aber nicht. Scham überwältigte sie, während sie ihm das Körbchen aus der Hand nahm. Sie sprach kein Wort.
    Er räusperte sich, »'s ist nicht meine Schuld, Missus Fisher. Der Mann in der Buchhaltung drunten im Büro ist schuld. Versteh'n Sie?«
    Sie nickte. Sie verstand sehr gut. Er drehte sich um und lief die Stufen hinunter. Sie sah ihm nach. Mr. Conlons Stimme dröhnte wieder herüber.
    »Wird heut wieder 'ne Bullenhitze, Mrs. Fisher«, sagte er lächelnd. Sie sah ihn völlig abwesend an. Ihre Gedanken waren weit weg. »Ja, es sieht so aus, Mr. Conlon«, erwiderte sie leise und begab sich, nachdem sie die Türe hinter sich geschlossen hatte, in die Küche zurück.
    Sie stellte Milch, Butter und Eier nachdenklich in den Eisschrank. Er sah dennoch leer aus. Sie hatte das Bedürfnis zu weinen, aber ihre Augen blieben trocken. Von der Stiege her hörte sie ein Geräusch. Sie schloß den Eis schrank hastig. Die Familie kam zum Frühstück herunter.
    Einige Minuten später standen Milch, Butter und Eier auf dem Tisch, und sie begannen zu frühstücken. Während sie ihnen zusah, erfüllte sie eine beglückende innere Wärme. Mimi war sehr aufgeregt. Gestern abend war eine Annonce in der Zeitung erschienen, daß man im A&S, einem der Brooklyner Warenhäuser, einige Sekretärinnen für eine Halbtagsbeschäftigung suchte, und sie wollte sich unbedingt dort vorstellen. Papa verzehrte sein Frühstück schweigend. Er sah sehr erschöpft und müde aus, und in seinem Gesicht waren jene Falten zu sehen, die sofort erscheinen, wenn man schlecht schläft.
    Und dann war die Küche wieder leer, und Mama war allein. Langsam spülte sie das Frühstücksgeschirr. Nachher bemerkte sie, daß Milch, Butter und Eier noch auf dem Tisch standen. Sie stellte alles hinein, obwohl von dem kleinen Eisblock nichts mehr übriggeblieben war, er war völlig zerschmolzen. Sie schloß die Türe. Auf der Veranda ertönten Schritte. Das mußte der Postbote sein, dachte sie, lief zur Eingangstüre und öffnete sie. Doch der Postbote war bereits zum nächsten Haus weitergegangen. Sie sperrte den Briefkasten hastig auf, entnahm ihm einige Briefe und sah sie rasch durch. Kein Brief von mir. Nur Rechnungen. Sie kehrte langsam in die Küche zurück und öffnete noch im Gehen eine nach der andern Gas - Telefon -elektrisches Licht - alles überfällig! Sie ließ die Rechnungen auf den Tisch fallen und behielt nur noch einen ungeöffneten Brief in der Hand, dessen Absender sie nicht kannte. Sie öffnete ihn.
    Es war die Verständigung der Bank, daß die Hypothekenzinsen für das Haus überfällig waren. Sie sank schwer auf einen Stuhl neben dem Tisch. Durch die Erschütterung öffnete sich langsam und geräuschlos die Türe des Eisschranks. Sie saß regungslos da und starrte in den leeren Eisschrank. Sie sollte aufstehen und die Tür schließen, da sich die geringe Kälte, die noch drinnen war, auch verflüchtigen würde, aber irgendwie hatte das auch nichts mehr zu bedeuten. Sie fand nicht die Kraft, aufzustehen und die Türe zu schließen. Sie hatte nicht einmal mehr die Kraft zu weinen und fühlte sich entsetzlich schwach. Sie starrte in den fast ganz leeren Eisschrank, bis er immer größer und größer zu werden schien und sie sich in dieser leeren, kalten Welt völlig verlor.

12
    Nachdem ich den Verkaufspavillon geschlossen hatte, war ich eifrig damit beschäftigt, mit einem hübschen Mädchen zu flirten, da bemerkte ich, daß Miß Schindler das Kasino betrat. Ich beobachtete sie verstohlen, als sie bei der Türe stehenblieb und sich umsah. Ich hatte sie vorher nur ein einziges Mal gesehen, als ich zum Bungalow hinübergelaufen war, um einige Kartons

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