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Besser verhandeln - Das Trainingsbuch

Titel: Besser verhandeln - Das Trainingsbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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er sagte. Eine Hand fiel auf meine Schulter, und ich drehte mich erschrocken um. Zep stand neben mir.
    »Hast du gehört?« fragte ich. Ich hatte gewußt, er würde sich nicht allzuweit entfernen. Zep nickte.
    »Was hältst du davon?«
    Seine dunklen Augen begegneten meinem Blick, und er lächelte. »Er hat 'ne Menge Geld auf dich gesetzt, aber er riskiert nichts dabei, das weiß er ganz genau. Du wirst nämlich eines Tages Champion, mein Junge, das weiß ich schon heute. Schwierig ist's nur jetzt noch.«
    Ich drehte mich um und starrte dem Wagen nach. Das Schlußlicht verschwand gerade um die Ecke. Ich war noch immer im Zweifel. »Glaubst du, ich soll's annehmen, Gi'sep?« fragte ich. Seine Stimme klang ganz aufgeregt. »Würdest du denn eine Million Dollar ausschlagen, Danny?«
    10
    Ich betrachtete mich aufmerksam im Spiegel. Außer der kleinen Beule oben am Backenknochen ließ nichts auf den Kampf des gestrigen Abends schließen. Ich grinste meinem Spiegelbild zu. Ich hatte Glück gehabt.
    Dann fuhr ich mir mit dem Kamm nochmals durchs Haar und verließ das Badezimmer. Als ich mich der Küche näherte, hörte ich Papas Stimme. Ich trat lächelnd ein. »Guten Morgen«, sagte ich. Papa hörte mitten im Satz zu sprechen auf und sah mich an. Er beantwortete meinen Gruß nicht.
    »Setz dich, Danny«, sagte Mama rasch, »und iß dein Frühstück.« Ich schlüpfte auf meinen Platz. Papa beobachtete mich weiterhin. Jeder Tag grub neue Furchen in sein Gesicht, Zeichen der Sorgen und der Hoffnungslosigkeit. Seine Augen waren verschleiert wie hinter einem Vorhang der Verzweiflung, der sich nur manchmal durch die Heftigkeit seiner Erregung und seiner Wutausbrüche hob. Mir wares, als häuften sich Papas Zornausbrüche im Laufe der Zeit, als wäre es eine Erleichterung für ihn, wenn er sich ihnen hemmungslos überließ.
    Ich griff in die Tasche, zog eine Zehndollarnote hervor und warf sie auf den Tisch. »Ich hab gestern abend ein paar Dollar verdient«, sagte ich beiläufig.
    Papa sah erst das Geld an, dann mich. Seine Augen begannen zu glitzern. Ich kannte diesen Blick: er war das Zeichen, daß sich sein Zorn wieder regte. Ich beugte den Kopf über meinen Teller und begann die Haferflocken rasch in den Mund zu löffeln. Ich wollte eine Szene vermeiden, die, wie ich wußte, nun folgen würde. Einen Moment war Papa noch still, dann krächzte er mit einer sonderbar heiseren Stimme: »Woher hast du's, he? Vom Boxen?« Ich nickte, ohne von meinem Teller aufzublicken. »Danny, du hast doch nicht wieder geboxt?« fragte Mama bekümmert, mit sorgenvoll gefurchtem Gesicht.
    »Ich mußte, Ma«, sagte ich rasch, »wir brauchen das Geld. Woher sollten wir's denn sonst nehmen?«
    Mama sah meinen Vater an. Sein Gesicht war leichenblaß. Sie wandte sich wieder zu mir. »Aber wir haben dir doch gesagt, daß wir's nicht wollen«, sagte sie in schwachem Protest. »Du kannst dabei zu leicht verletzt werden. Wir werden schon irgendwie durchkommen.«
    Ich sah ihr ins Gesicht. »Wie denn?« fragte ich nüchtern. »Es gibt nirgends einen Job, also müßten wir nur von der Arbeitslosenunterstützung leben.«
    Mamas Gesicht wurde hart. »Das wäre immer noch besser, als zu riskieren, daß du umgebracht wirst.«
    »Aber, Ma«, sagte ich, »ich riskiere doch nichts. Ich hab bereits dreißig Kämpfe bestritten, und das schlimmste war bisher, daß ich einen Kratzer über dem Auge hatte, und der ist in einem Tag verheilt. Ich bin schon vorsichtig, und das Geld kommt uns sehr gelegen.« Sie wandte sich mit hoffnungsloser Miene meinem Vater zu. Es hatte keinen Sinn, mit mir zu streiten, denn die Logik war auf meiner Seite.
    Papas Gesicht war noch immer totenblaß, und seine Finger zitterten, wenn er die Kaffeetasse in der Hand hielt. Er starrte mich an, richtete das Wort aber nicht direkt an mich, sondern an Mama. »Sein Mädel ist an allem schuld«, sagte er in einem ungemein gehässigen Ton, »diese Schickse. Sie bringt ihn dazu! Ihr ist's egal, ob er dabei umgebracht wird, wenn er nur einen Dollar in der Tasche hat, um sie auszuführen, damit sie sich amüsieren kann.«
    »Das ist nicht wahr!« fuhr ich erbittert auf. Im Unterbewußtsein hatte ich von dem Moment an, in dem ich ihn heute morgen sah, gewußt, daß das kommen würde. »Sie will's ebensowenig wie du! Ich tu's, weil's der einzige Weg ist, den ich kenne, um ein paar Dollar zu verdienen.«
    Papa beachtete mich nicht. Die fieberhaft glänzenden Augen waren in seinem Gesicht das einzig

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