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Besser verhandeln - Das Trainingsbuch

Titel: Besser verhandeln - Das Trainingsbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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nicht unser Sohn!«
    11
    Als ich aus dem dunklen Hausflur trat, zwinkerte ich in dem strahlenden Sonnenschein. Ich blieb einen Moment stehen, um die warme Frühlingsluft auf mich herabströmen zu lassen. Das Haus hatte die Kälte und Feuchtigkeit des Winters noch nicht abgeschüttelt, aber ehe man sich's versieht, wird sich's in einen Backofen verwandeln.
    Ich war recht zufrieden. Vier Monate waren verstrichen, seitdem ich mit Sam abgeschlossen hatte. Es waren gute Monate gewesen. Ich hatte in den Ausscheidungskämpfen gut abgeschnitten. Jetzt hatte ich nur noch einen Kampf zu bestreiten. Gewann ich ihn, dann kam ich ins Finale in den Gardens. Ich zweifelte aber keinen Augenblick, daß ich gewinnen würde.
    Ich füllte meine Lungen mit der köstlichen Luft. Der Kragen schnitt mir in den Hals, und ich öffnete ihn. Meine Hemdkragen waren mir jetzt immer zu eng, daran war das Training schuld. Spritzer war ein prima Trainer, um einen in Kondition zu bringen, ebenso wie Sam. Sie stellten zwar ungeheure Anforderungen, aber sie hatten recht. Die Kondition war der halbe Sieg.
    Wenn Papa nur begreifen würde, daß dies bloß eine andre Form ist, seinen Unterhalt zu verdienen, dann wäre alles vollkommen. Aber das brachte er nicht fertig, und so quängelte er beständig an mir herum, schob alle Schuld auf Nellie und erklärte, nur Gangster würden Berufsboxer. Wir sprachen kaum noch miteinander. Er wollte um keinen Preis nachgeben, er war zu eigensinnig und verbohrt, wie eben jetzt wieder, ehe ich das Haus verlassen hatte. Papa hatte in der über den Küchentisch gebreiteten Zeitung gelesen, als ich durch das Zimmer ging. Er sah nicht auf. »Ich komme heute ein bißchen später, Ma«, hatte ich gesagt. Sie hatte ängstlich gefragt: »Schon wieder ein Kampf?« Ich nickte. »Das Semifinale, Ma, im Grove, draußen in Brooklyn.« Ich sagte es voll Stolz. »Nachher kommt nur noch das Finale in den Gardens, und dann ist Ruhe bis zum nächsten Jahr.«
    »Du wirst doch sehr vorsichtig sein, Danny«, fragte sie beunruhigt. Ich lächelte beruhigend. »Mach dir nur keine Sorgen, Ma, mir passiert schon nichts.«
    Bei meinen Worten hatte Papa den Kopf von seiner Zeitung gehoben und zu Mama gesagt, als wäre ich gar nicht im Zimmer: »Mach dir keine Sorgen, Mary, ihm passiert bestimmt nichts. Hör nur, was die Zeitung über ihn zu sagen weiß.« Und er begann leise und mit spöttischer Betonung vorzulesen: »Von Danny Fisher, dem sensationellen Blitz der East Side, der Dynamit in beiden Fäusten hat, wird erwartet, daß er eine weitere Sprosse zum Championat erklimmt, wenn er heute abend im Boxersemifinale im Grove auf Joey Passo trifft. Fisher, von vielen wegen seines Rekords von vierzehn glatten K.-O.-Siegen der >Dämon der Stanton Street< genannt, wird von der gesamten Boxerwelt mit großer Aufmerksamkeit beobachtet. Ein ernstzunehmendes Gerücht will wissen, daß er die Absicht hat, sich dem Professionalismus zuzuwenden, sobald er das entsprechende Alter erreicht hat. Fisher, ein schlanker, gelassener, blonder Junge, verwandelt sich im Ring in einen kaltblütigen, grausamen Killer, der seinen Gegner gefühllos und unbarmherzig wie eine Maschine erledigt. Schreiber dieser Zeilen ist der Ansicht, daß Fisher ohne Zweifel der vielversprechendste und dabei härteste Amateurboxer ist, den er je gesehen hat. Boxfans, wenn ihr euch heute abend im Grove einstellt, können wir versprechen, daß ihr nicht enttäuscht werdet! Ihr bekommt Schweiß und Blut und vielleicht Tod zu sehen, denn wenn sich Fisher mit seinen beiden Fäusten an die Arbeit macht, dann, Freunde, ist's beinahe schon Mord!«
    Papa ließ die Zeitung raschelnd auf die Tischplatte fallen und sah zu Mama auf. »Das sind doch herrliche Worte, die man da über seinen eigenen Sohn zu lesen bekommt - Killer, Mord, Tod, Worte, bei denen man auf sein Kind stolz wird.«
    Mama sah mich unschlüssig an. Ich bemerkte, daß sie äußerst bestürzt war. »Danny, ist das wahr, was der Mann da schreibt?« Ich versuchte sie zu beruhigen, war aber sehr verlegen. »Ach, Ma, du weißt ja, wie das ist. Das Blatt finanziert den Klub, und da bemühen sie sich natürlich, möglichst kraß zu berichten, um
    mehr Eintrittskarten abzusetzen.«
    Sie ließ sich aber nicht überzeugen. »Du wirst trotzdem sehr vorsichtig sein, Danny«, beharrte sie.
    Papa lachte kurz und schneidend. »Mach dir keine Sorgen, Mary«, sagte er sarkastisch, »ihm wird nichts geschehen, er wird nicht verletzt werden, denn jetzt

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