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Bestialisch

Titel: Bestialisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.A. Kerley
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nicht in das Raster.«
    »Er hat sie getötet, um freizukommen, Shelly. Und darüber hinaus muss es noch einen persönlichen Grund gegeben haben.«
    Waltz schloss die Augen, quiekte seltsam, wandte den Kopf ab und hustete. Und dann hämmerte er so fest auf seine Brust ein, dass ich zusammenzuckte.
    »Ist alles in Ordnung, Shelly?«
    »Trockene Kehle.« Er nahm einen Schluck aus der Dose, holte tief Luft und nahm seinen Gedankengang wieder auf. »Dann ist Ridgecliff also Anderson begegnet, die ihn sofort an seine Mutter erinnert hat, und das brachte sein Blut in Wallung. Denken Sie, es hat sich so abgespielt?«
    »Vielleicht sind sie sich auf der Straße begegnet. Er lässt etwas fallen und sie hebt es auf. Ihre Reaktion und ihr Aussehen triggern etwas bei ihm und er muss ihr folgen. Sie geht ins Maklerbüro. Ihm gelingt es, herauszufinden, wie sie heißt. Und dann ist es ein Kinderspiel, mit ihr in Kontakt zu treten. Wahrscheinlich hat er sich köstlich amüsiert, während er darauf wartete, dass sie ihm eine Immobilie zeigt.«
    »Folger hat veranlasst, dass Beamte in Zivil und Streifenpolizisten sich in einem Umkreis von fünf Blocks vom Tatort umhören, ihr Büro in der 26. Straße überprüfen und ihre Nachbarschaft in Brooklyn. Sie knöpfen sich die Leute in dem Viertel vor und halten ihnen Fotos von Ridgecliff unter die Nase.«
    Ich überlegte kurz. »Folger kann das Team aus Brooklyn abziehen, Shelly. Ridgecliff ist in Manhattan.«
    Waltz starrte mich an. »Verdammt, woher wollen Sie das wissen?«
    »Hm, ist nur so eine Vermutung.«
    »Na, ich glaube nicht, dass Folger aufgrund Ihrer Vermutung ihr Team abzieht.« Waltz schüttelte die Dose und starrte sie höchst irritiert an. Der Geruch von Schokolade waberte durch den Raum, und auf Waltz’ Oberlippe war ein dunkler Rand, der an den Schnurrbart von Little Richard erinnerte.
    »Stehen Sie auf Schokoladensirup?«, ergriff ich die Gelegenheit, das Thema zu wechseln.
    Er hielt die Dose hoch, auf der Scbokodiätdrink stand.
    »Muss abnehmen«, meinte er und tätschelte seinen Bauch. »Ist ein ewiger Kampf.«
    »Man kann mit einem Schokodrink abnehmen?«
    Er seufzte. »Ist eine von diesen Ersatzmahlzeiten in Dosen. Ich kann mich noch sehr gut an die Zeit erinnern, wo man mittags drei Gläser Scotch getrunken hat, was deutlich mehr Spaß machte.«
    »Wie schmeckt das Zeug?«, wollte ich wissen.
    »Wie pürierter Kompost.«
    Er warf die Dose in den Papierkorb. Waltz’ Telefon klingelte. Er schaltete die Freisprechfunktion ein. »Ich habe hier unten einen Besucher, Shelly«, meinte sein Kollege, der unten am Empfang Dienst tat. »Der Kerl will diesen Südstaatler Ryder sprechen.«
    Waltz warf mir einen fragenden Blick zu. Nur etwa zwei Dutzend Personen wussten, dass ich in der Stadt war, und alle gehörten irgendeiner Behörde an.
    »Ein Besucher für Ryder? Wie heißt der Typ, Moose?«
    »Na, Ray Charles ist tot. Daran gibt es doch keine Zweifel, oder?« Der Mann am Empfang lachte schallend und legte auf. Wir liefen den Flur hinunter Richtung Eingang. Auf einer der Bänke saß ein älterer Schwarzer mit Sonnenbrille und der Statur eines Stabhochspringers. Seine Haut war sehr dunkel und sein kurz geschnittenes Haar zinngrau. Ich schätzte ihn auf Mitte siebzig, aber er hätte auch zehn Jahre älter sein können. Er trug einen hellgelben Blazer und ein cremefarbenes Poloshirt. Und seine Hose war so weiß wie der Gehstock, der auf seinen Knien lag.
    Als der Polizist am Empfang uns sah, grinste er. »Das hier ist Mr Zebulon Parks. Er möchte Ryder etwas mitteilen.«
    »Mr Ryder?«, rief der blinde Mann. »Mr Carson Ryder?«
    »Ja, Sir.«
    Da drehte er den Kopf in meine Richtung. »Können wir uns irgendwo unterhalten? Unter vier Augen?«
    »Wir können hier reden, Mr Parks. Das geht schon in Ordnung.«
    »Was ich Ihnen ausrichten soll, ist nur für Ihre Ohren bestimmt.«
    »Da vorn gibt es einen Raum, den wir benutzen können.« Ich ging zu ihm hinüber und bot ihm meinen Arm an. »Möchten Sie sich vielleicht bei mir unterhaken?«
    »Gehen Sie voran«, sagte er. »Nun machen Sie schon.«
    Als ich auf das nahe gelegene Besprechungszimmer zuhielt, stieß Mr Parks Stock immer wieder gegen meine Absätze. Waltz warf mir einen verschwörerischen Blick zu und deutete mit dem Kinn auf den Korridor. Ich zwinkerte zustimmend, woraufhin er auf Zehenspitzen vorauseilte und sich in den Raum schlich.
    Mr Parks und ich traten ebenfalls in das Zimmer, und ich schloss die Tür. Waltz

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