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Bestialisch

Titel: Bestialisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.A. Kerley
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»Der Gedanke, dass Dr. Prowse mit einem Patienten eine Beziehung eingehen würde, ist vollkommen absurd.«
    »Und wieso hat sie sich dann solche Mühe gegeben und Ridgecliff aus der Klinik geschleust?«
    »Sie hat ihn nicht rausgeschleust. Er hat sie dazu überredet.«
    »Dr. Prowse hat die Arbeitspläne der Wachen geändert, Überweisungsscheine gefälscht und während der letzten zwei Wochen wenigstens ein halbes Dutzend falscher Szenarien entwickelt. Sie selbst haben den Verdacht geäußert, sie hätte Sie auf einen Kongress geschickt, damit Sie ihre Pläne nicht vereiteln können. Vielleicht war das ja alles ihre Idee.«
    »Ich habe Ihnen gerade eben gesagt, dass das vollkommen unmöglich ist!«
    »Sie hat all das gemacht, als er noch weggesperrt war und ihr weder ein Messer an die Kehle halten noch mit einer Waffe auf sie zielen konnte. Ihr Tun erscheint irrational. Was auf Gefühle hindeutet. Starke Gefühle. Womit sollte Ridgecliff Dr. Prowse unter Druck setzen können, wenn nicht mit Gefühlen?«
    Traynor sprang abrupt auf. Sein Stuhl kippte hintenüber. »Ich weiß es nicht, verdammt noch mal. ICH WEISS ES EINFACH NICHT!«
    Nautilus betrachtete den umgekippten Stuhl und zog eine Augenbraue hoch. »Wenn so eine Übertragung vor den Augen aller anderen stattfindet, ruft das Überraschung und Zorn hervor. Und solch eine Reaktion ist ein Resultat von Verdrängung, richtig?«
    Der Psychiater wandte den Blick ab.
    »Ja«, gab er kleinlaut zu.

Kapitel 9
    Auf unserer Rückfahrt von Newark holte ich mir ein Pastrami-Sandwich und verspeiste es in Waltz’ Büro. Shelly trank irgendein Zeug aus einer Dose, die er aus seinem Minikühlschrank fischte.
    »Ms Anderson war nicht lange beim Jugendamt«, sagte er. »Und Sie sind sich vollkommen sicher, dass die Familie Ridgecliff nie in Jersey gelebt hat?«
    Als ich fünf war, haben wir mal kurz in Knoxville gewohnt, doch weiter nach Norden sind wir nie vorgedrungen. Soweit ich mich entsinne, ereiferte sich mein Vater ständig über Berge. Er hasste die Berge, hasste Täler und selbstverständlich alles dazwischen.
    »So steht es in den Akten, die die Polizei von Alabama geschickt hat, Shelly. Die Familie ist nie über die Mason-Dixon-Line hinausgekommen.«
    »Anderson hat mit dysfunktionalen Familien gearbeitet, und die Ridgecliffs gehörten eindeutig in diese Kategorie. Komischer Zufall, oder? Wenn ich nur Charles Ridgecliff, den Bruder, auftreiben könnte. Vielleicht könnte er uns den einen oder anderen Tipp geben.«
    Ich tat so, als müsste ich gähnen. »Das bezweifle ich, Shelly. Der Bursche ist schon lange über alle Berge.«
    Waltz runzelte die Stirn. »Sie denken also, Andersons Tod war willkürlich? Dass es nichts in ihrer Vergangenheit gibt, was sie und Ridgecliff verbindet?«
    »Gut möglich, dass sie irgendwann in den letzten Tagen nett zu ihm war. Wenn eine Frau nett zu ihm ist, triggert das etwas bei ihm.«
    Shelly warf mir einen traurigen Blick zu. »Ich habe vergessen, dass es in Ridgecliffs Kopf einen Schalter gibt, der nur umgelegt wird, wenn eine Frau ihn an seine Mutter erinnert.«
    Meine Mutter. Meine mitleiderregende, verängstigte, farblose Mutter, die sich immer in ihre Scheiß-Nähstube verzog, sobald mein Vater die Stimme hob …
    »Eines der zentralen Elemente von Ridgecliffs Wahnvorstellung ist es, dass die Mutter die väterlichen Übergriffe nicht verhindert hat und deshalb eine Mitschuld an dem Grauen trägt.«
    »In den Akten habe ich gelesen, dass die Mutter gestorben ist.«
    Ich nickte. »An Krebs.«
    Ihre Schmerzen waren so unerträglich, dass sie die Hände beständig zu Fäusten ballte. Und sie schrie in einem fort, bis ihre Stimmbänder dauerhaft versagten und sie nur noch leise krächzen konnte. Sie nahm keine Medikamente und ließ nicht zu, dass ich irgendetwas für sie tat, weil sie glaubte, in den Himmel zu kommen, wenn sie zuvor durch die Hölle ging.
    »Entschuldigen Sie. Ich bin abgeschweift«, meinte Waltz. »Sie haben darüber gesprochen, wie er seine Opfer auswählt.«
    »Ms Anderson war blond und von normaler Statur. Und fiel mit ihren sechsunddreißig Jahren genau in sein Raster, das von Anfang dreißig bis Anfang vierzig reicht. In dieses Raster fallen alle Frauen, die Ridgecliff getötet hat, denn sie erinnern ihn an seine Mutter. Er würde niemals eine schwarze oder asiatische Frau umbringen. Und auch keine dicken oder extrem dünnen Frauen, da sie zu wenig Ähnlichkeit mit seiner Mutter haben.«
    »Dr. Prowse fiel

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