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Bestialisch

Titel: Bestialisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.A. Kerley
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saß reglos in der gegenüberliegenden Ecke. Parks streckte die Hand aus, fuhr mit den Fingern über den Tisch und legte seinen Hut ab. Dann suchte seine Hand einen Stuhl und zog ihn heran. Er setzte sich ganz aufrecht hin und schnupperte.
    »Nun, Mr Parks, Sie sagten, Sie wollten mir …«
    »Sind wir allein?«, unterbrach Parks mich.
    »So wie Sie es verlangt haben«, antwortete ich listig.
    Er drehte den Kopf zu Waltz hinüber. »Und wer ist dann der fette Typ, der dort drüben hockt?«
    Ich beugte mich vor und starrte in Parks dunkle Brillengläser. Am liebsten hätte ich mit der Hand vor seinen Augen herumgewedelt, aber es gelang mir gerade noch, diese Dummheit zu unterlassen.
    »Können Sie sehen, Mr Parks?«
    Er nickte Waltz zu. »Ich habe gehört, wie sein Bauch geknurrt hat.«
    Waltz betrachtete seinen Bauch und dann mich. Wir beide hatten nichts gehört. Waltz stieß einen Seufzer aus. »Mein Name ist Sheldon Waltz, Mr Parks. Ich bin Detective. Mich Ihnen anzuschließen war meine Idee, und dafür möchte ich mich entschuldigen, aber in der Strafverfolgung sind vier Ohren oft besser als zwei.«
    »Mir reichen zwei«, sagte Parks. »Ich konnte Sie hören.«
    »Ich möchte mich nochmals für meine Anwesenheit entschuldigen. Könnten Sie bitte erklären, was Sie auf die Idee gebracht hat, dass ich, ähm, ein bisschen schwerer bin, als mir lieb ist?«
    »Ich habe die Luft eingeatmet, durch die Sie auf dem Weg hierher gegangen sind. Sie riecht nach diesem Gebräu für Fette, Slim-irgendwas. Meine Schwester trinkt Woche für Woche einen Karton von diesem Zeug, und die Dielen quietschen immer noch, wenn sie in der Wohnung rumläuft.«
    Waltz verzog die Miene. »Ihre Sinne arbeiten auf Hochtouren, Mr Parks.«
    »Ich höre Vögel auf Zweigen sitzen, rieche Speck, der eine Meile weit weg gebraten wird. Und ich erinnere mich ganz genau an den Geruch jeder Frau, mit der ich zusammen war.«
    Waltz zog die Augenbrauen hoch, wollte etwas fragen und sah dann davon ab. Ich beugte mich zu Parks vor. »Dem Mann am Empfang haben Sie gesagt, Sie wollten mir etwas erzählen.«
    Parks drehte den Kopf Richtung Tür. »Riecht so, als wäre der Kaffee da draußen eben aufgebrüht worden. Würde mit zwei Stück Würfelzucker und einem Spritzer Milch bestimmt gut schmecken.«
    »Ich bin gleich wieder da«, versprach Waltz und kehrte Sekunden später mit einem Styroporbecher Kaffee zurück. Park hielt wieder die Nase in die Luft und schnupperte.
    »Ich kann Süßstoff nicht leiden.«
    Waltz verdrehte die Augen und lief ein weiteres Mal den Flur hinunter. Eine Minute später stellte er den Kaffee auf den Tisch. Parks schnüffelte und nickte zustimmend.
    »Und?«, fragte ich.
    »Vor einer Stunde saß ich auf einer Parkbank am Washington Square, als ich hörte, wie sich mir jemand näherte. Ein Typ fragte mich, wie es um meinen Sinn für Humor bestellt sei, worauf ich antwortete, dass jeder was anderes lustig findet. Er sagte, er wolle einem Freund einen Streich spielen und würde mir fünfzig Dollar geben, wenn ich ihm helfe. Da habe ich ihn mit meinem Stock bedroht und ihm geraten, sich nach jemand anderem umzusehen.«
    »Und was ist dann passiert?«
    »Er hat sich neben mich gesetzt, und ich habe mein Portemonnaie festgehalten, doch er fragte: ›Hören Sie das, Sir?‹ Ich wollte wissen, wovon er redete. Da sagte er: ›Hören Sie die Musik in dem Restaurant an der Ecke?‹ Der Laden war einen Block die Straße hinunter, und da lief Jazzmusik, die fast im Straßenlärm unterging. Autos, Laster, Leute, die auf der Straße herumbrüllten, aber ich konnte sie hören. Und dann fragte er: ›Was hören Sie am deutlichsten?‹ ›Die Klarinette‹, antwortete ich ihm, ›aber wenn ich mir Mühe gebe, könnte ich auch die tiefen Klaviernoten auseinanderhalten.‹«
    »Die meisten Leute hätten nur den Straßenlärm wahrgenommen«, sagte ich und merkte, wie mein Herz zunehmend schneller klopfte.
    »Ja, die Musik ging in den anderen Geräuschen fast unter. Und dann erzählte der Mann mir, was er hörte, und ich konnte es kaum fassen, denn er hörte dasselbe wie ich. Da überlegte ich, ob er wohl auch blind war.«
    Mir lief ein kalter Schauer über den Rücken. »Doch er war nicht blind, oder, Mr Parks?«
    »Nee, aber für einen, der nicht in der Dunkelheit lebt, war sein Gehör ganz erstaunlich.«
    »Hat er Ihnen Angst eingejagt?«
    Mr Parks runzelte die Stirn, als müsste er ein Rätsel lösen. »Der Typ hatte eine eigenartige Ausstrahlung, so

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