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Bestialisch

Titel: Bestialisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.A. Kerley
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handelte?«
    Sie zuckte mit den Achseln. »Wir kümmern uns um so viele Kinder, dass mir der Name wahrscheinlich gar nichts gesagt hätte. Jedenfalls war sie diesem Mann nur begegnet, weil er ein neues Domizil suchte.«
    »Also eine Erfolgsgeschichte.«
    »Nicht mal Dora hatte geglaubt, dass er es schafft, weil er zu fertig war. Wider Erwarten war er zu einem verantwortungsbewussten Mann herangewachsen, der einen passablen Job hatte und mit gutem Beispiel vorangehen wollte. An diesem Tag strahlte sie nicht, weil sie eine erfolgreiche Maklerin war, Detective. Nein, sie freute sich, weil ein hoffnungsloser Fall sich anders als erwartet entwickelt und sie ihr Happy End bekommen hatte.«

Kapitel 8
    »Könnten Sie bitte mal aufhören, ständig auf und ab zu laufen, Doc?«, fragte Harry Nautilus. »Sie machen mich noch ganz irre.«
    Nautilus schnappte sich einen Stuhl und schob ihn so nah heran, dass er Dr. Alan Traynors Kniekehlen berührte. Da blieb dem Psychiater gar nichts anderes übrig, als sich zu setzen.
    »Ich bemühe mich ja, Ruhe zu bewahren«, murmelte der stellvertretende Leiter des Alabama Institute of Aberrational Behavior und fuhr sich mit den rosa Fingern durch das schüttere weiße Haar. Er trug eine metallgefasste Gleitsichtbrille und zwinkerte unablässig. »Mir erscheint das alles äußerst rätselhaft. Warum sollte Dr. Prowse so etwas tun?«
    Nautilus setzte sich auf den anderen Stuhl in dem mit Büchern vollgestopften Büro, das Dr. Evangeline Prowse gehört hatte. Damit der nervöse Seelenklempner nicht gleich wieder aufspringen konnte, rollte er so weit vor, dass sich seine und Traynors Knie fast berührten.
    »Ich muss wissen, was Dr. Prowse in den letzten Wochen gemacht hat.«
    Nautilus war gegen sechs Uhr früh in Mobile aufgebrochen, hatte während der Fahrt fast ununterbrochen mit der State Police telefoniert und dafür gesorgt, dass sie an einem Strang zogen und nicht in verschiedene Richtungen ermittelten. Fürs Erste wurde kein eindeutiges Statement zu Dr. Prowse’ Ableben herausgegeben. Und dass die Klinik einen Patienten vermisste, wurde ebenfalls nicht laut herausposaunt. Hätte sich Jeremy Ridgecliff jedoch in Alabama herumgetrieben, wären alle Behörden in höchste Alarmbereitschaft versetzt worden. In dem Fall hätte man Straßensperren errichtet und mit Hubschraubern und Spürhunden nach ihm gesucht.
    »Dr. Traynor?«, hakte Nautilus nach. »Ist Ihnen etwas Merkwürdiges aufgefallen?«
    »Wie ich der State Police schon gesagt habe, war ich nicht da. Sie hat mich und drei ältere Mitarbeiter auf einen Kongress in Austin geschickt. Und zwar in allerletzter Minute. Das war schon merkwürdig.«
    »Inwiefern?«
    »Der Kongress hatte wenig mit dem zu tun, womit wir uns hier in der Klinik beschäftigen. Es ging um Dynamik in zwischenmenschlichen Beziehungen, Psychometrie, Persönlichkeitseinschätzung …« Traynor schlug plötzlich die Hand vor den Mund. »O nein. Glauben Sie, dass Dr. Prowse uns nach Austin geschickt hat, damit wir nicht mitbekommen … was hier gespielt wird?«
    »Das kann ich Ihnen nicht beantworten. War sonst noch etwas ungewöhnlich?«
    Beim Nachdenken runzelte Traynor die Stirn. »Während der letzten drei Wochen oder so wirkte sie nervös, obwohl nichts Besonderes vorgefallen ist. Eine Sache ist mir allerdings aufgefallen, aber das liegt schon länger zurück. Vor sechs Wochen hatte ich Nachtdienst. Als ich gegen Mitternacht meine Runde drehte, sah ich, dass Dr. Prowse noch in ihrem Büro war. Ich schaute kurz bei ihr rein und fragte, ob ich ihr irgendwie behilflich sein könnte, worauf sie antwortete, sie hätte es mit einem Fall zu tun, der ihr Rätsel aufgebe.«
    »Na, ich würde mal vermuten, dass so etwas hier ganz normal ist.«
    »Aber sie war nicht nur verwirrt, sondern wirkte bestürzt, was sie allerdings zu verbergen versuchte. Und als ich sie noch mal fragte, ob ich helfen könnte, meinte sie, dass sie aus Gründen der ärztlichen Schweigepflicht nicht darüber sprechen könne.«
    »Die Fälle hier werden vertraulich behandelt?« Nautilus legte die Stirn in Falten und spähte in den langen weißen Flur. Ein Stück weiter unten war eine Stahltür zu erkennen, hinter der sich der Patiententrakt befand. Im Flur gab es alle fünfzehn Meter einen Alarmknopf, mit dem man nicht die Feuerwehr rief.
    »In der Klinik nicht«, meinte Traynor. »Aber falls sie über einen Privatpatienten gesprochen hat, war sie an die ärztliche Schweigepflicht

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