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Bestialisch

Titel: Bestialisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.A. Kerley
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anzuheben ist längst nicht so einfach, wie es in Film aussieht. Zudem entweichen aus Darm und Mund Gase, er gurgelt und gleitet einem zum unpassendsten Moment aus den Händen.
    »Auf drei und dann hoch«, rief er. »Eins, zwei… drei!«
    Zwei Sanitäter hoben den Leichnam ächzend an. Der Sanitäter neben mir trat mit dem Absatz in eine Blutlache, rutschte aus, fiel hin und ließ den Leichnam los. Durch die Erschütterung löste sich der Kopf aus dem Bauch, polterte über den Boden und stieß gegen die Bahre. Die Gedärme quollen aus der klaffenden Bauchwunde.
    »O mein Gott«, rief eine junge Frau von der Spurensicherung, presste die Hand auf den Mund und rannte aus der Küche.
    Jemand kam herein und packte den Kopf in eine Tüte, ehe die Leiche auf die Bahre gehievt wurde. Ich ging nach draußen, wo die Schaulustigen den Sanitätern, die den Leichnam wegbrachten, Platz machten. Bullard und Cluff verhörten potentielle Zeugen. Waltz stand auf dem Trittbrett des Fahrzeuges der Spurensicherung und ließ von dort oben den Blick über die Gesichter der Zaungäste wandern. Er hielt Ausschau nach jemandem, dessen Miene zu große Neugier verriet. Psychopathische Mörder vergewissern sich gern, wie die Umwelt auf ihr Werk reagiert, und wenn sich die Gelegenheit bietet, sich selbst vor Ort ein Bild davon zu machen, dann ergreifen sie diese Chance.
    Cargyle lehnte am Wagen der Spurensicherung und führte gleichzeitig zwei Telefongespräche. Der Eigentümer der Wohnung, in der man das Opfer entdeckt hatte, gehörte der Mittelschicht an, was den Schluss nahelegte, dass der Betreffende auch einen Computer besaß. Aufgabe des Technischen Dienstes war es, den Rechner und alle dazugehörigen Komponenten wie beispielsweise externe Festplatten auf zweckdienliche Hinweise zu durchsuchen. Vielleicht hatte das Opfer ja seinen Mörder gekannt. Anderenfalls verschwendeten Cargyle und seine Kollegen viel Zeit, was nichts daran änderte, dass diese Arbeit getan werden musste. Bei einer Ermittlung in einem Mordfall durfte man nichts, aber auch gar nichts außer Acht lassen.
    Shelly sprang vom Trittbrett hinunter. Seine Miene verriet mir, dass ihm niemand aufgefallen war. Als er auf das Apartmenthaus zuhielt, sprintete ich zu ihm hinüber und ging neben ihm her. Gemeinsam betraten wir die Wohnung. In einer Ecke unterhielt Folger sich mit einem Mitarbeiter der Gerichtsmedizin.
    »Nach der Arbeit habe ich meine Joggingsachen angezogen, bin vom Revier nach Hause gelaufen und wollte mir zum ersten Mal seit Tagen zum Abendessen etwas Nettes kochen, aber momentan ist mir der Appetit vergangen.« Als sie mich entdeckte, sagte sie: »Hurra, da ist er ja. Mein Lieblingssüdstaatler. Ich wette, der Gerichtsmediziner stellt fest, dass die Gebärmutter der Frau fehlt. Sieht aus, als wäre der Mörder mit einer Kettensäge über sie hergefallen. Ridgecliff läuft langsam zur Hochform auf, Ryder, aber das wissen Sie wahrscheinlich schon.«
    Auf einmal plagten mich Gewissensbisse, weil ich immer noch nicht alle Berichte über meinen Bruder durchgearbeitet hatte. Ich kannte ihn. Musste ich da noch seine Akte lesen und mir seine Verbrechen zu Gemüte führen?
    Cluff trat näher und blätterte seinen Notizblock durch. »Angela Bernal. Wohnte erst seit ein paar Monaten hier. Die Nachbarn können nicht viel über sie berichten. Alle behaupten, sie wäre eine angenehme, fröhliche Person gewesen. Mann, wenn ich für jede angenehme und fröhliche Leiche zehn Cent kriegen würde, wäre ich …«
    »Knöpfen Sie sich ihre persönlichen Unterlagen vor, finden Sie heraus, was sie beruflich getan hat«, befahl Folger. »Die Wohnung sieht aus, als hätte sie einen festen Job gehabt und ordentlich verdient. Irgendwelche Hinweise, dass sie einen Freund hatte?«
    Einer der anderen Kriminalbeamten kam näher. »Im Schrank und der Kommode habe ich nur Frauenbekleidung gefunden.«
    Folgers Blick wanderte von einem Raum zum nächsten. Die Leute von der Spurensicherung bestäubten Wände und Möbel mit Fingerabdruckpulver. Der Fernseher, der auf einen reinen Nachrichtenkanal eingestellt war, lief immer noch ohne Ton. Folger, die sich schon abwenden wollte, entdeckte im Fernsehen etwas, das ihre Neugier weckte, und fixierte stirnrunzelnd den Bildschirm. Ich konnte nur einen Ausschnitt von einer Wetterkarte erkennen, ein Satellitenbild aus der Karibik, wo im Zeitraffer weiße Wolken über blaues Wasser fegten. Nach dem Wetterbericht drehte sie sich zu mir um.
    »Sie sind doch

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