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Bestialisch

Titel: Bestialisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.A. Kerley
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ihn große Überwindung, nicht laut zu schreien.
    »Sim , Senhor Palmado, ja«, sagte Ridgecliff. »Man könnte mich tatsächlich mit einem Kessel vergleichen.«
    *
    Ich spielte mit Waltz eine Weile lang ein paar Ideen durch, was zu nichts führte, denn mein Kopf war vollkommen leer. Danach musste er sich um den bevorstehenden Kongress kümmern, und ich kehrte ins Hotel zurück, legte mich eine Stunde aufs Ohr, stand wieder auf und duschte. Ich föhnte mir gerade die Haare, als das Telefon läutete. Bei dem Geräusch zog sich mir der Magen zusammen. Ich glaube an Vorahnungen, bin davon überzeugt, dass der Verstand unbewusst Bedrohungen registriert und uns mit einer Reaktion des Körpers warnt. Aus diesem Grund zögerte ich kurz, bevor ich den Hörer abnahm.
    »Hallo?«
    »Ich stehe knietief im Blut, Ryder«, sagte Folger. »Jetzt raten Sie mal, was passiert ist.«
    »Nein«, flüsterte ich.
    »O ja. Sieht aus, als hätte Ihr Kumpel wieder zugeschlagen.« Abgesehen von Folgers Stimme hörte ich noch Männer, die laut durcheinanderredeten, schwere Schritte auf Holzstufen und eine Sirene. »Schaffen Sie Ihr Hinterteil aufs Revier, und zwar umgehend. Sie warten dort, bis wir kommen. Dürfte nicht länger als eine Stunde dauern.«
    »Sind Sie am Tatort?«, fragte ich.
    »Obwohl ich mich nur ungern wiederhole, Ryder, sage ich es noch mal. Ich will, dass Sie Landei sofort aufs Revier gehen. Vorher duschen Sie, verwenden reichlich Seife und schaffen dann Ihren …«
    Jedes Mal wenn ich mit Folger zu tun hatte, fühlte ich mich wie eine Marionette an Stahlseilen. Da ich seelisch und körperlich stark mitgenommen war, hatte ich diese Spielchen satt und legte einfach auf.
    Das Telefon läutete sofort wieder. »Ich hoffe schwer, dass das eben eine technische Störung war«, meinte Folger.
    »Wenn Sie etwas von mir wollen, sollten Sie aufhören, mich wie ein Stück Scheiße zu behandeln. Von nun an nehme ich an allen Meetings teil, erhalte von allen Berichten Kopien. Sie halten nicht nur Waltz auf dem Laufenden, sondern mich auch.«
    »Kommt nicht in die Tüte, mein Lieber. In diesem Fall hat das NYPD das Sagen und nicht Sie. Und das heißt, dass ich entschei …«
    Ich legte den Hörer auf und warf einen Blick auf meine Uhr. Vierzehn Sekunden später klingelte das Telefon.
    Folger riss wahrscheinlich jeden Moment der Geduldsfaden. Um genau das zu verhindern, schlug sie einen zuckersüßen Ton an.
    »Hallo, mein Lieber. Ich schicke Ihnen eine Funkstreife. Koslowski müssten Sie ja mittlerweile kennen.«
    Nicht schlecht, dachte ich und nahm meine Jacke aus dem Schrank.
    Vermutlich hatte der Portier es inzwischen gründlich satt, dass Koslowski ständig direkt vor dem Hoteleingang auf dem Gehweg parkte, doch unterbinden konnte er das nicht. Ich sprang in den wartenden Wagen und zog die Tür zu. Koslowski warf einen kurzen Blick in den Rückspiegel, trat aufs Gaspedal und legte eine perfekte Kehrtwende hin. Während wir die Straße hinunterrasten, schaltete er Sirene und Blaulicht ein, das sich in den Glasfassaden der Gebäude spiegelte. Koslowski preschte durch eine enge Lücke zwischen dem Lieferwagen einer Großbäckerei und einem Taxi. Eine Lackschicht mehr auf dem Streifenwagen und wir wären stecken geblieben.
    Koslowski schnupperte und wirkte zufriedener als bei unserem letzten Zusammentreffen. »Dreimal muss ich Sie abholen, und jedes Mal ist eine Frau tot«, sagte er mit hochgezogener Augenbraue. »Gibt es etwas, was Sie mir sagen möchten, Dixie?«
    »Schade um die Frauen.«
    Er schwieg kurz und lachte dann. Mein Kommentar hatte offenbar dazu geführt, dass das Eis langsam brach.
    »Hören Sie, Koslowski, als ich Sie neulich fragte, was Sie von Shelly Waltz halten«, begann ich, »sagten Sie …«
    Er riss das Steuer herum, und wir rauschten um den Lieferwagen des örtlichen Stromversorgers, auf dessen Stoßstange orange Verkehrskegel standen. »Ja, ja, ich weiß. Ich habe was über Waltz, Einhörner und das Fliegen gesabbelt, aber damit wollte ich Sie doch nur aufziehen.«
    »Wie das?«
    Während er nachdachte, fuhr er in einem Affenzahn um mehrere Fahrzeuge herum. Ich wagte es nicht mehr, aus dem Fenster zu schauen.
    »Ich wollte wohl sagen, dass die meisten Cops ganz nach Vorschrift arbeiten, sozusagen mit beiden Beinen auf dem Boden. Aber es gibt ein paar Ausnahmen, die anders vorgehen und etwas unkonventionell sind.«
    »Und damit meinen Sie Typen wie Shelly.«
    »Ja. Der Mann ist total vergeistigt, denkt dauernd

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