Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Bestialisch

Titel: Bestialisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.A. Kerley
Vom Netzwerk:
großartig!«, jubelte ich und merkte, wie mein Mund ganz trocken wurde. »Kluger Schachzug.«
    »Wir werden diesen Typen auf freier Wildbahn schnappen und abknallen, Ryder. Danke, dass Sie uns in die richtige Richtung geschubst haben.« Er hielt anerkennend den Daumen hoch und machte sich wieder an die Arbeit.
    Dank meiner Hilfe dauerte es nicht mehr lange, bis die Cops meinem Bruder auf die Pelle rückten. Wäre ich klüger und weniger hasenfüßig gewesen, hätte ich Jeremy gesteckt, dass die Polizei seine Vorlieben kannte und inzwischen wusste, für wen er sich ausgab, doch ich hatte nur an seine und Vangies Beziehung denken können. Erst nach seinem Verschwinden hatte ich begriffen, in welcher Zwickmühle ich steckte. In welcher Zwickmühle Folger steckte. Irgendwie musste ich es bewerkstelligen, meinen Bruder davon in Kenntnis zu setzen, dass das NYPD seine neue Identität kannte.
    Warum hatte er mir nicht verraten, wie ich mit ihm Kontakt aufnehmen konnte? Sein Versteckspiel war ein schwerer Fehler.
    Ich schlenderte durch die Straßenschluchten und hoffte, dass die Spätabendsonne mich wieder auf Trab brachte. Eine Weile später kam ich an einem Zeitungskiosk vorbei. Ein Mann, der in der offenen Hecktür eines Lieferwagens stand, warf ein Bündel mit der neusten Ausgabe vom New York Watcher auf den Asphalt. Das Paket landete zielgenau neben dem Häuschen.
    »He, Kumpel«, rief ich dem Mann auf dem Lieferwagen hinterher. »Können Sie mir sagen, wo das Büro vom Watcher ist?«

KAPITEL 26
    Benny Mac bürstete mit der Hand Toastkrümel und Rühreireste von seiner Hemdbrust. Das verflixte Hemd war eingegangen. Der Stoff spannte und das Brusthaar quoll an den Stellen heraus, wo die Knopfleiste aufsprang. Er saß an einem kleinen runden Tisch vor einem Café neben dem Eingang vom Watcher, wo er bei gutem Wetter immer arbeitete. Vor ihm stand sein Frühstück – Speck, Eier, Pfannkuchen und Bratkartoffeln –, und neben dem Teller lagen zwei Handys, drei Stifte und ein Block.
    Er legte beim Essen eine kurze Pause ein und sah, wie ein dünner Schwarzer in blauer Uniform und einer gehäkelten Rastafarimütze näher kam. Er blieb hinter dem kleinen schmiedeeisernen Zaun stehen, der den Cafébereich vom Gehweg abschirmte, und grinste wie ein Honigkuchenpferd.
    »Hallo, Jimmy Warbles«, grüßte Benny Mac mit vollem Mund. »Was steht an?«
    Jimmy Warbles, dessen Reinigungsfirma auch für das Rathaus zuständig war, versorgte Benny Mac zuverlässig mit den neusten Nachrichten aus der Welt der Politik. Benny wischte sich den Mund mit einem Stück Buttertoast ab und senkte die Stimme.
    »Hast du was für mich, Jimmy?«
    Jimmy Warbles stützte sich mit den Ellbogen auf den Zaun, beugte sich vor und achtete darauf, dass niemand ihr Gespräch belauschte. »Wenn mich nicht alles täuscht, treiben es zwei Archivmitarbeiterinnen miteinander. Die beiden Damen sind übrigens verheiratet. Jedenfalls verziehen sie sich immer in die Kammer, wo das Büromaterial aufbewahrt wird, und schließen die Tür.«
    »Lesben!«, rief Benny und machte große Augen. »Bist du dir sicher?«
    »Alle wissen Bescheid, aber keine von den beiden Damen weiß, dass wir es wissen.«
    Benny Mac überlegte kurz. »Hör mal, Jimmy, meinst du, du könntest mich da irgendwann mit der Kamera reinschleusen?«
    »Müsste möglich sein. Was springt für mich dabei raus?«
    Vor seinem geistigen Auge sah Benny Mac schon die fette Schlagzeile auf der Titelseite des Watcher: LES-BENLIEBESNEST IM RATHAUS!
    »Wenn die Story auf die Titelseite kommt, kriegst du fünfhundert, Jimmy. Anderenfalls gibt’s nur dreihundert Mäuse.«
    Jimmy Warbles schnippte mit den Fingern und grinste wieder bis über beide Ohren, als wollte er sein gelbes Pferdegebiss vorführen. »Ich melde mich, Chef.«
    Nach kurzer Erwägung verbesserte Benny sein Angebot. »Hör mal, Jimmy, wenn ich sie beim Küssen knipse, kriegst du einen Riesen.«
    Ein Lesbenpaar, das sich im Rathaus abschleckt. Klasse.
    Warbles besiegelte das Geschäft mit einem Händedruck, steckte die Hände in die Hosentaschen und ging breitbeinig die Straße hinunter. Seine grellbunte Mütze ragte gelegentlich wie ein vielfarbiger Pilz aus der Menschenmenge.
    Benny Mac widmete sich mit neuem Elan wieder seinem Frühstück. Nachdem er aufgegessen hatte, stellte er den Teller auf den freien Tisch hinter sich. Er warf einen erwartungsvollen Blick auf seine Handys. Wann rief endlich jemand an und lieferte ihm eine heiße Story? Die

Weitere Kostenlose Bücher