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Bestialisch

Titel: Bestialisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.A. Kerley
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Punkt für Punkt durchgehen. Wir haben das Material, das du geschickt hat, in den Gaschromatographen mit Massenspektrometer getan.«
    »Was meinst …«
    »Streng jetzt mal deinen Kopf an und hör zu. Die Einschätzung des NYPD war richtig. Die Durchführung einzelner Tests ist schlichtweg unmöglich, es sei denn, man hätte hundert Mitarbeiter zur Verfügung und mehrere Monate Zeit. Von daher hat Ward, unser Genie, alles in den GC-MS gegeben, abgewartet, und dann haben wir gemeinsam das Ergebnis analysiert. Und das ist regelrecht bizarr.«
    »Inwiefern?«
    »Wir konnten eine beträchtliche Menge Arsen nachweisen. Wir meinen, dass das Arsen in den Haaren war … es sei denn, jemand hätte Arsen auf den Teppich oder die Teppichfasern gegeben, die am Tatort gefunden wurden. Was das Mengenverhältnis anbelangt, würde ich sagen, dass hundert Haare auf eine Faser kommen. Und dies erhärtet die These, dass das Arsen aus den Haaren stammt.«
    »Okay.«
    »Ich habe mit der Gesundheitsbehörde in Atlanta gesprochen. Vor neun Monaten gab es eine Arsenvergiftung in Key West. Ein Kerl hat das Essen seiner behinderten Ehefrau vergiftet, doch da die Frau sich nicht bewegen konnte, glaube ich nicht, dass sie zum Friseur gegangen ist, wo jemand ihre Haare einsammeln konnte. Das muss man berücksichtigen. Und auf weitere Fälle bin ich nicht gestoßen. Jedenfalls nicht auf die Schnelle.«
    Mir stockte der Atem. »Aber?«
    »Vor einer Stunde erhielt ich einen Anruf von der Gesundheitsbehörde. Es gibt da einen Fall, der schon dokumentiert, allerdings noch nicht offiziell abgeschlossen ist. Sie haben mir die Nummer eines Leichenbeschauers in irgendeinem County gegeben. Wie er mir sagte, hat seine Abteilung erst vor kurzem eine Arsenvergiftung entdeckt. Eine Frau hatte die Vitaminpräparate ihres Angetrauten, der sie misshandelte, ganz altmodisch mit einem starken Rattengift vermengt. Da der Typ Bodybuilder war, strotzte er nur so vor Kraft und war topfit.«
    »Und da brauchte es eine ganze Menge Arsen.«
    »Dem Burschen ging es zwar immer schlechter, doch in seinem Wahnsinn schob er das auf seine Fettverbrennung. Um ihr Ziel zu erreichen, musste die Frau die Dosis peu à peu erhöhen.«
    »Und während er vergiftet wurde, ging er zum Friseur, oder?«
    »Einmal pro Woche. Schließlich wollte er ja gut aussehen für den Fall, dass er urplötzlich eingeladen wurde, an einem Mister-Universum-Wettbewerb teilzunehmen.«
    Ich umklammerte das Telefon. Vielleicht lieferten die Haare ja einen Anhaltspunkt, wo wir nach dem Killer suchen mussten.
    »Und das hat sich in New York abgespielt, richtig? Oder vielleicht in New Jersey?«
    »Nein, Carson.«
    »Wo denn dann?«
    »In einer Kleinstadt südlich von Jackson, Mississippi. Also gleich bei uns um die Ecke, wenn man so will. Könnte euren Blickwinkel verändern, was?«
    Als ich eine Minute später das Gespräch beendete, war mir ganz schwindelig. Es gab keinen Beweis, dass die Haare, die das NYPD am Tatort gefunden hatte, aus Mississippi stammten. Vielleicht wurde ja auch hier jemand vergiftet. Aber der Mord in Mississippi hatte nur ein paar Meilen vor der Grenze zu Alabama stattgefunden. Von dort brauchte man mit dem Wagen nur eine Stunde bis zum Institut, zu Vangies Haus, zu der Gegend, wo mein Bruder und ich aufgewachsen waren.
    Das ergab keinen Sinn. Wenn ich ehrlich war, konnte ich mir auf gar nichts einen Reim machen. Mir blieb jedoch keine Zeit, länger darüber nachzudenken. Mein Handy klingelte. Diesmal war Waltz am Apparat.
    »Kommen Sie sofort hierher«, blaffte er.
    Ich stieg in ein Taxi und stand fünf Minuten später in seinem Büro. Er schleuderte mir die Nachmittagsausgabe vom Watcher entgegen, die ich auffing.
    PORTUGIESISCHER GESCHÄFTSMANN
    HAUPTVERDÄCHTIGER IN DEN SCHLITZERMORDEN lautete die Schlagzeile.
    Das dazugehörige Foto zeigte ein bedauernswertes Mitglied der portugiesischen Delegation, das alle Vorwürfe abstritt. Der Artikel berief sich auf »eine namentlich nicht genannte Quelle im Dunstkreis des NYPD«.
    »Mannomann«, rief ich und hoffte, entsprechend bestürzt aus der Wäsche zu schauen. »Da hat wohl wer geplaudert.«
    »Dunstkreis bezieht sich normalerweise auf einen Hausmeister oder einen Durchschnittsbürger, der durchs Revier marschiert, die Worte ›Schlitzer‹ und ›Portugiese‹ aufschnappt und anschließend zum Watcher rennt, um die Info für hundert Dollar zu verhökern.« Waltz ließ sich auf seinen Stuhl fallen. »Die hiesigen Radio- und

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