Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Bestialisch

Titel: Bestialisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.A. Kerley
Vom Netzwerk:
der sich in Pickens County gemeldet hat, war wieder dieser Waltz. Wenn ich es richtig verstanden habe, hatte Ridgecliff einen kleinen Bruder, der sich irgendwann in Luft aufgelöst hat.«
    »Vermutlich will Shelly nur sichergehen, dass Ridgecliff sich nicht bei irgendeinem Verwandten verkriecht.«
    »Soweit ich weiß, gibt es niemanden außer dem Bruder, der inzwischen etwa Mitte dreißig sein müsste.«
    »So jemand hält doch keinen Kontakt zur Familie. An seiner Stelle würde ich das jedenfalls nicht tun.«
    »Kann man ihm auch nicht verdenken. Ach ja, was ich dir eh noch sagen wollte … hier unten bei uns ist gerade nicht viel los … ich klopfe vorsichtshalber mal auf Holz … also, wenn du willst, dass Harry dich unterstützt und ein bisschen in Ridgecliffs Vergangenheit rumstochert, musst du es nur sagen. Das Angebot gilt übrigens auch für Waltz.«
    »Danke, Tom, aber ich glaube nicht, dass das etwas bringt.«
    »Pass auf dich auf. Bis bald.«
    Nach dem Telefonat hatte ich ganz weiche Knie und musste mich ans Schaufenster lehnen. Obwohl ich tief durchatmete, hatte ich das Gefühl, zu ersticken.
    Shelly Waltz stocherte in meiner Vergangenheit herum.
    *
    Jeremy Ridgecliffs Prepaidhandy klingelte. Er legte die Zeitung weg und zog das Telefon aus der Tasche. Folger, die gefesselt in einer Kiste lag, beäugte ihn neugierig. Er hatte sie gefesselt und mit Klebeband dafür gesorgt, dass sie nicht sprechen konnte. Auf der Kiste stand in dicken Lettern: Antiquität: Vorsicht – zerbrechlich! Aufrecht lagern! Ein Pfeil deutete an, wo oben war.
    Jeremy hielt das Handy ans Ohr, spähte in die Kiste und runzelte die Stirn. Er meldete sich mit einem nasalen Yankee-Akzent und klang wie eine Schwuchtel.
    »Mr Matapang? Selbstverständlich verbürge ich mich für ihn. Honesto ist ein wahrer Schatz. Im Winter mietet er immer unser Häuschen in Vail. Und hin und wieder machen wir auch einen Wohnungstausch. Dann wohnt er in unserem Cottage in Martha’s Vineyard und wir steigen in seiner … Villa in Manila ab. Er sammelt Papageien … Nein, keine echten, sondern Cloisonné-Vögel mit Rubinaugen, die unerhört kostspielig, aber absolut umwerfend sind. Der Mann ist wirklich unbezahlbar.«
    Er beendete das Gespräch, legte das Handy auf den Tisch und wartete, bis es wieder läutete.
    Diesmal gab er sich als schwulen Filipino Mitte vierzig aus und schlug den entsprechenden Tonfall an. Der Presse zufolge war die Polizei Senhor Caldiera auf die Schliche gekommen, was zweifellos auf Carsons Konto ging. Elender Verräter.
    »… Ja? Großartig, Mr Dammler. Ich kann es gar nicht erwarten, dort einzuziehen. Haben Sie den angewiesenen Betrag schon erhalten? Prima. Könnten Sie den Schlüssel in Ihrem Büro hinterlegen? Ich lasse ihn von meinem Fahrer abholen. In gut einer Stunde kann ich einziehen. Ich muss nur …« Er zwinkerte Folger zu. »… ein paar Sachen zusammenpacken und eine Spedition beauftragen.«
    Nach dem Telefonat betrachtete er im Spiegel seine von Eyeliner umrahmten Augen und rückte die aschblonde Kurzhaarperücke zurecht. Von nun an gab Jeremy sich als Honesto Matapang aus, einen extrem vermögenden, homosexuellen Filipino. Er hatte einen Hauch von Mascara in die Fältchen um Mund, Augen und am Halsansatz gerieben, damit er älter aussah. Mit den zwei dicken Sweatshirts, die er unter seiner Seidentunika trug, wirkte er zwanzig Pfund schwerer. Wenn er auf die Straße ging, stopfte er sich Taschentücher zwischen Zähne und Backen. Von den blonden Haaren bis zu den Sohlen seiner teuren Slipper sah er wie ein schlecht alternder Wüstling, wie ein angehender Nero aus.
    Kaum hatte er aufgelegt, zwinkerte er wieder Folger zu. »Ist das nicht klasse, Miss Alice. Uns steht ein ganzes Netzwerk schwuler Profis zur Verfügung, die es gar nicht erwarten können, uns mit einer neuen Unterkunft zu versorgen.« Er kicherte böse. »Der portugiesische Geschäftsmann hat mich inzwischen ziemlich genervt.«
    Jeremy griff nach unten, riss ein Stück Klebeband ab und breitete es über Folgers Augen. Eine geschlagene Minute lang betrachtete er ihren Körper, ehe er einen Hammer zur Hand nahm.
    *
    Ich saß auf einer Bank auf einem Grünstreifen hinter einem Geldinstitut. Falls Waltz die Wahrheit herausfand und mir auf die Schliche kam, durfte ich nicht patzen. Ich musste mir jetzt schon überlegen, wie ich mich in dem Fall verhielt.
    Eine groß gewachsene herrische Frau schlenderte an mir vorbei und brachte mich aus dem Konzept. Sie trug

Weitere Kostenlose Bücher