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Bestiarium

Bestiarium

Titel: Bestiarium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Tobias
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untersuchen. Aber Le Bon hatte es geschafft, noch ein paar weitere Leute zusammenzutrommeln, und sie würden notwendigerweise dieselbe Straße benutzen, von der Simon und Mans soeben abgekommen waren.
    »Hier haben Sie die Mobilfunknummer des Leutnants. Ich schaue soeben auf die Landkarte. Sie dürften nur noch Minuten von Ihnen entfernt sein.«
    Le Bon irrte sich nicht. Kaum hatte Simon die Nummer gewählt, als zwei Streifenwagen mit heulenden Sirenen auf der Straße von Osten heranrasten. Simon angelte sich die Taschenlampe aus den Überresten von Mans' Fahrzeug und ging durch den Nebel zum Straßenrand.
    Zwei Polizeiwagen jagten vorbei und verfehlten beinahe die Unfallstelle.
    Beide Fahrzeuge schwenkten seitlich ab, bremsten und näherten sich dann im Rückwärtsgang den beiden verlegen dreinschauenden Überlebenden.
     
    Max und Edouard versuchten mit unterschiedlichem Erfolg, mit Lance Schritt zu halten, der eilig die gewundene Böschung entlang der Innenseite der Mauer erstieg. Alle drei Männer waren mit Waffen beladen. Lance wusste, dass ihnen nur sehr wenig Zeit blieb, um die Serie von Fallgruben zu erreichen - die in den vergangenen Jahrhunderten angelegt worden und tief genug waren, um einen Menschen festzusetzen -, und damit eine vorteilhafte Position, die es ihnen ermöglichte, von oben auf die Eindringlinge hinunterzublicken.
    Edouard Revere, der sich in den vergangenen Jahren an einen Schreibtischjob und die Wahrnehmung repräsentativer Aufgaben gewöhnt hatte, konnte am wenigsten das Tempo mithalten. »Wartet!«, rief er, nach Luft ringend. Sein Brustkorb schmerzte von der Anstrengung ihres eiligen Marsches.
    Max hingegen war schnell und wahrscheinlich sogar noch ökonomischer im Einsatz seiner Fähigkeiten als Lance. Max schien sich in vertrauter Umgebung zu bewegen, nämlich in Südamerika, wo er im Urwald einen Zusammenstoß mit einer Reihe von Auftragsmördern überlebt hatte. Er hatte in seinem bisherigen Leben einige Gegner ins Jenseits geschickt.
    Nach zwanzig Minuten Aufstieg gewannen sie einen Überblick. Lance studierte die Tausende Hektar, die sich vor ihnen ausbreiteten, mit einem starken Fernglas. Der Regen und der Nebel machten die Sicht nicht besser.
    »Das ist übel«, hörten Max und Edouard ihn sagen, als sich mehrere Tiere in ihrer Nähe bemerkbar machten. Sie konnten hören, wie in der Dunkelheit dicke Äste brachen und Kreaturen durch das Unterholz trotteten, und dann hörten sie den Lärm einer ganzen rennenden Herde.
    »Les sangliers«, sagte Lance. Wildeber. »Wahrscheinlich sind auch Rothirsche und Sumpfbüffel dabei. Sie weiden gerne zusammen.«
    Ihre plötzliche Unruhe verriet Lance, was seine Augen noch nicht erkennen konnten: Die Wildeber hatten irgendetwas bemerkt. Nun bestätigte ihr heftiges Schnauben seine Vermutung.
    Die drei Männer machten ihre Waffen schussbereit und näherten sich vorsichtig dem Fallensystem.
    Im Château hatte James einen wertvollen Kasten aus einem Tresor geholt, der im hinteren Teil eines Kleiderschranks in einem offenbar abgesperrten Teil des Hauses verborgen war.
    Er kehrte in die Bibliothek zurück, nahm neben Martin Platz und öffnete den Kasten.
    »Ist dies das Buch?«
    »Nicht ganz.« Er holte die dünne Handschrift in einem Einband aus kobaltblauem Saffianleder heraus. Girlanden aus gehämmertem Gold und Edelsteinen verzierten die vergoldeten Deckel und den Rücken.
    Martin schlug das Buch auf. Dabei war ihm die Brüchigkeit alter Handschriften, speziell ihrer Rücken, bewusst, aber auch die offensichtliche Bedeutung dieses Exemplars.
    Das Buch enthielt nur wenige Seiten.
    »Aber das sind doch nur Signaturen.«
    »Ja. Eine Art Legende wie bei einer Landkarte.«
    »Und keine Datumsangaben. Was ist das?« Martin konnte anfangs keinen einzigen Namen erkennen.
    »Unser Gästeverzeichnis. Ich würde es eher als Leitfaden bezeichnen, wenn man so will, beginnend im 12. Jahrhundert. Es wurde neu gebunden, aber nicht wegen zu häufigen Gebrauchs. Zu viel Feuchtigkeit, fürchte ich.«
    »Ich kann sie nicht entziffern. Wer sind sie?«, fragte Martin.
    »Siehst du das, ein F? Ja?« James deutete auf den Eintrag.
    Martin schaute genauer hin. »Könnte das ein r sein?«
    Sein Onkel nickte.
    »Franziskus?«
    »Du hast es, sehr gut.«
    »Ein französischer König?«
    »Nein. Sankt Franziskus.«
    »Soll das ein Scherz sein?«
    »Und der Name dort, Jan van Eyck, und dort, sein Bruder Hubert.«
    Martin betrachtete die Kolonnen von Einträgen, Dutzende und

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